Industriemetalle: Ungleichgewichte am Bleimarkt

von Angelika Albrecht

Das World Bureau of Metal Statistics (WBMS) und die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) veröffentlichen heute ihre neuen Monatsdaten zu Angebot und Nachfrage an den einzelnen Metallmärkten. Während WBMS bislang in den ersten acht Monaten des Jahres ein sehr hohes Angebotsdefizit am globalen Bleimarkt berichtet hat, war die ILZSG mit einem Überschuss noch wesentlich optimistischer unterwegs. Es wird interessant sein zu sehen, ob sich die Ansichten im September angenähert haben.

Wie aus den WBMS-Daten hervorgeht, ist die Knappheit vor allem in den USA stark ausgeprägt. Die Commerzbank berichtet, dass dort das Angebot von Januar bis August demnach um fast 400 Tsd. Tonnen hinter der Nachfrage zurückblieb. In den LME-Lagerhäusern in den USA gibt es schon seit Monaten gar kein Blei mehr.

In Europa war laut Commerzbank die Lage gemäß den WBMS-Daten noch entspannter. Die Lagerbestände zeigen hier mittlerweile aber ein anderes Bild: Mit nur noch gut 12 Tsd. Tonnen liegt in den europäischen LME-Lagerhäusern die geringste Menge Blei seit gut 14 Jahren. Dies deutet auf eine robuste Nachfrage hin. Dabei dürften allerdings auch Produktionsausfälle eine Rolle spielen: So musste im Zuge der Überschwemmungen im Westen Deutschlands im Juli eine große Bleischmelze ihre Produktion einstellen. Dieses Material fehlt dem Markt offensichtlich. Dagegen sitzt China noch auf hohen Blei-Beständen: In den Lagerhäusern der SHFE liegen noch immer gut 160 Tsd. Tonnen; Mitte September waren es sogar rekordhohe Bestände von über 200 Tsd. Tonnen.

China hat mittlerweile damit begonnen, große Mengen Blei zu exportieren – allein im September waren es gemäß Daten der Zollbehörde netto über 15 Tsd. Tonnen, die größte Menge seit Beginn der Datenreihe im Jahr 2008. Dabei spielen Arbitrage-Möglichkeiten eine Rolle. Nach Meinung der Commerzbank wird es allerdings noch dauern, bis das Ungleichgewicht zwischen den einzelnen Regionen ausgeglichen ist. Zudem dürften sich die chinesischen Händler mit Exporten auch wieder zurückhalten, sobald die Arbitrage-Möglichkeiten nicht mehr bestehen.


Quelle: Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia

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