Impfstoff-Hoffnungen wirbeln Märkte durcheinander

Frankfurt/M. - Neues zu Öl, Gold und Industriemetallen:

Energie: Impfstoff-Rally treibt Ölpreise

Die Ölpreise sind am Montag als Reaktion auf die Nachrichten zur Impfstoffentwicklung gegen Covid-19 regelrecht explodiert. Der WTI-Ölpreis ist binnen weniger Stunden um 9% von 38 USD auf fast 41,5 USD, der Brentölpreis auf 43,5 USD je Barrel gestiegen. Gestern notierten sie noch bei über 40 USD bzw. 42,5 USD je Barrel. Die Commerzbank sieht jedoch wenige fundamentale Faktoren, die einen stärkeren Preisanstieg unterstützen.

So sind die chinesischen Rohölimporte im Oktober mit nur 42,56 Mio. Tonnen bzw. rund 10 Mio. Barrel täglich auf den niedrigsten Stand seit April gefallen. Wohl auch wegen einer verhaltenen Nachfrage musste Saudi-Arabien seinen asiatischen Kunden für Dezember-Lieferungen weitere Preisnachlässe gewähren. Die gestrige Veröffentlichung der US-Energiebehörde EIA dürfte die Nachfrageschwäche bestätigen.

Die Commerzbank meint, dass die OPEC und ihre Verbündeten (OPEC+) schnell etwas unternehmen müssen, um einen erneuten Preisrutsch zu verhindern. Der saudische Ölminister hat sich gestern optimistisch geäußert, dass die Vereinbarung über die Ölfördermengenkürzung angepasst werden könnte, wenn sich ein Konsens zwischen den Ländern fände. Die Commerzbank bezweifelt jedoch, ob eine Verschiebung der jetzigen Kürzungen um drei oder sechs Monate ausreicht. Insbesondere der Anstieg der libyschen Ölproduktion auf mehr als 1 Mio. Barrel und bald wohl auf 1,3 Mio. Barrel täglich gebe Anlass zur Sorge.


Edelmetalle: Gold fällt binnen weniger Stunden um 100 USD

Der Goldpreis geriet am Montag nach Meldungen über Fortschritte bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes massiv unter Druck. Binnen weniger Stunden sackte der Preis bis auf 1.850 USD je Feinunze ab. Zwischenzeitlich lag das Minus bei rund 100 USD bzw. 5%, was dem stärksten Tagesverlust seit drei Monaten entsprach. Nach Informationen der Commerzbank gab Gold damit sämtliche Gewinne seit Ende Oktober auf einen Schlag wieder ab, während Aktien wegen des steigenden Risikoappetits kräftig zulegten.

Die Commerzbank meint, dies erkläre sich vor allem mit der geringeren Notwendigkeit für weitere Stimulierungsmaßnahmen, sollte ein effektiver Impfstoff verfügbar sein. Gold würde dann einer wichtigen Antriebskraft beraubt.

Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete am Montag mit 10,5 Tonnen den stärksten Tagesabfluss seit sechs Wochen. Laut Commerzbank ist es aber verfrüht, Corona zu den Akten zu legen. Bis ein Impfstoff in ausreichender Menge zur Verfügung steht und eine flächendeckende Immunisierung erreicht ist, werde es noch dauern. Die Bank sieht in dem Preisrutsch bei Gold deshalb eher einen kurzzeitigen Rücksetzer als den Beginn einer länger anhaltenden Schwächephase. Der Goldpreis notierte inzwischen wieder bei 1.890 USD. Auch an den Aktienmärkten ist die Euphorie vom Montag weitgehend verflogen.


Industriemetalle: Ausgelassene Stimmung nicht auf Metalle übergeschwappt

Die Nachrichten über den Covid-19-Impfstoff haben am Montag zu Euphorie an den Finanzmärkten geführt. Die Aktienmärkte rund um den Globus haben die Raketen gezündet. Die Ölpreise sprangen nach oben. Laut Commerzbank gaben die Industriemetallpreise dagegen nach. Gemessen am LME-Industriemetallindex (LMEX) verloren sie 0,2%. Der LMEX bleibt damit dennoch in unmittelbarer Nähe seines höchsten Standes seit Mitte 2018.

Die Metalle waren in den Tagen zuvor spürbar gestiegen und hatten die positiven Nachrichten quasi vorweggenommen. Größter Gewinner war vorgestern Nickel mit einem Plus von zeitweise fast 4% auf knapp 16.000 USD je Tonne. Neben der allgemein ausgelassenen Stimmung an den Märkten profitierte Nickel nach Ansicht der Commerzbank von Nachrichten aus China. Das China Metallurgical Industry Planning and Research Institute hat dazu aufgerufen, strategische Reserven von Rohmaterialien für die Stahlproduktion aufzubauen. Explizit wurden Manganerz, Chromerz, Nickelerz und Kokskohle genannt.

Bereits letzte Woche hatte das staatliche Research-Institut Antaike eine Einschätzung veröffentlicht, wonach sich der diesjährige hohe Angebotsüberschuss am globalen Nickelmarkt im nächsten Jahr merklich reduzieren soll. Antaike hat dabei die Zahlen der International Nickel Study Group von Oktober verwendet und führt den Abbau des Überschusses auf eine starke Nickelnachfrage zurück. Laut Commerzbank erwartet Antaike, dass Indonesien wegen des Exportverbots von unbehandelten Erzen in diesem Jahr China als größter Nickelroheisenproduzent (NPI) überholen wird. Im nächsten Jahr soll Indonesien demnach die NPI-Produktion um rund 25% auf 685 Tsd. Tonnen steigern. Davon dürfte wiederum der Großteil nach China verschifft werden.


QuelleCommerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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