IG Metall Küste sieht Schiffbau in der Substanz gefährdet

von Hubert Hunscheidt

Die IG Metall Küste sieht den Schiffbau in Deutschland in seiner Substanz gefährdet. Innerhalb eines Jahres sind weitere 2600 Arbeitsplätze auf den Werften verloren gegangen. Mit 14.027 Beschäftigten ist der bisher niedrigste Wert erreicht worden. Besonders betroffen ist Mecklenburg-Vorpommern, wo sich durch die Insolvenz der MV Werften die Zahl der Beschäftigten im Schiffbau innerhalb eines Jahres halbiert hat. Das geht aus der 32. Schiffbau-Umfrage hervor, für die die Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AgS) im Auftrag der IG Metall Küste Betriebsräte von 42 Werften befragt hat.

„Diese Abwärtsspirale müssen wir so schnell wie möglich stoppen, sonst fehlt uns die Basis einer funktionierenden Wertschöpfungskette“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Deutschland und Europa müssen sich ihre Zukunftsfähigkeit in einer globalen Wirtschaft erhalten. Dazu brauchen wir Werften und Zulieferer, die durch den Bau von Frachtschiffen und Fähren wirtschaftliche Unabhängigkeit sichern und durch den Bau von Spezialschiffen und Plattformen für die Offshore-Industrie einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung leisten.“

Von den Unternehmen fordert die Gewerkschaft, wieder stärker auf eigene Beschäftigte statt auf immer mehr Werkverträge zu setzen. „Die Werften müssen langfristig in das Personal investieren. Der weitere Rückgang an Ausbildungsplätzen ist ein schlechtes Zeichen“, so der Gewerkschafter. „Die Unternehmen können selbst mehr gegen den Fachkräftemangel tun.“

Gemeinsam mit Arbeitgebern und Politik müsse weiter an Brücken gebaut werden, um Beschäftigung etwa für die Werften in Mecklenburg-Vorpommern zu erhalten. „Transfergesellschaften sowie Kurzarbeit und Qualifizierungen helfen Know-how sowie gute, tarifliche Arbeit zu sichern“, erklärte Friedrich.

Von der Bundesregierung erwartet die IG Metall Küste, dass die angekündigten Aufträge für Forschungs- oder Marineschiffe möglichst schnell für Arbeit auf den Werften sorgen. „Die Beschaffungsämter dürfen sich nicht im Vergabedschungel verirren, und sie müssen Antworten auf die hohe Inflation finden, die nicht allein zu Lasten der Auftragnehmer gehen darf.“

Für die Beschäftigten will die IG Metall in der anstehenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie einen fairen Ausgleich durchsetzen. „Unsere Forderung nach acht Prozent mehr Geld passt auch für die meisten Schiffbauer, die etwa wie Lürssen oder thyssenkrupp Marine Systems mit Marine- oder Yachtaufträgen gut dastehen“, sagte der IG Metall-Bezirksleiter. „Wo es Schwierigkeiten geben sollte, finden wir gemeinsame tarifliche Lösungen.“

Quelle und Foto: IG Metall Küste

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