HWWI-Gesamtindex steigt um 18,7 Prozent

von Hubert Hunscheidt

Der HWWI-Rohstoffpreisindex stieg um durchschnittlich 18,7 % (Eurobasis: +14,9 %) im Vergleich zum Vormonat und notierte bei 77,5 Punkten (Eurobasis: 76,4 Punkten). Vor allem die Rohölpreise zogen kräftig an. Der Teilindex für Energierohstoffe stieg im Juni um 21,9 % (Eurobasis: +18,1 %) auf 72,7 Punkte (Eurobasis: 71,7 Punkte). Auch der Index für Industrierohstoffe legte im Juni um 9,3 % (Eurobasis: +5,9 %) auf 120,8 Punkte (Eurobasis: 119,2 Punkte) zu. Der Index für Nahrungs- und Genussmittel stieg leicht um 1,3 % (Eurobasis: -1,9%) auf 88,1 Punkte (Eurobasis: 86,8 Punkte). Damit kletterte der Index ohne Energie durchschnittlich um 6,5 % (Eurobasis: +3,1 %) und notierte bei 107,4 Punkten (Eurobasis: 105,9 Punkten).

Index für Energierohstoffe: +21,9 % (Eurobasis: +18,1 %)

Wie im Vormonat stiegen die Preise für Rohöl nach den Verlusten in den ersten Monaten des Jahres auch im Juni stark an. Die drei im Rohstoffpreisindex gelisteten Rohölsorten verteuerten sich im Durchschnitt um 27,3 % (Eurobasis: +23,4 %) und notierten bei 40,00 US-Dollar pro Barrel. Damit liegen die Preise jedoch immer noch deutlich unterhalb des Niveaus des Vorjahres.

Getrieben wurden die Preise zum einen von positiven aktuellen Wirtschaftsdaten aus China und Europa und optimistischen Aussichten auf eine sich weiter erholende Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte. Zum anderen sank die Ölproduktion der OPEC-Länder auf den tiefsten Stand seit fast 30 Jahren. Damit setzen die Staaten der OPEC+ die Förderkürzungen von 9,7 Millionen Barrel pro Tag um, auf die sie sich im April geeinigt hatten. Gebremst wird die positive Preisentwicklung allerdings weiterhin durch die Corona-Krise und die damit verbundenen Unsicherheiten.

Im Vergleich dazu stiegen die Preise für Kohle nur leicht an. Insbesondere in Indonesien und Australien bleibt die Produktion auf hohem Niveau, während die Nachfrage in den größten Importländern China und Indien sich nur langsam erholt.

Auf den Märkten für Erdgas zeigt sich die für die Sommermonate typische Entwicklung. Im Durchschnitt gingen die Preise um mehr als 5 % zurück. Nach einem milden Winter sind die Erdgaslager gut gefüllt. Zudem ging die Nachfrage der Energieversorger in den letzten Monaten zurück, sodass ein Überangebot besteht. Neben der jahreszeitlichen Entwicklung zeigt sich auch ein längerfristiger Trend. Im Vergleich zum Vorjahresmonat brach der Preis für britisches Erdgas um mehr als die Hälfte ein.

Insgesamt stieg der Teilindex der Energierohstoffe um 21,9 % (Eurobasis: +18,1 %) auf 72,7 Punkte (Eurobasis: 71,7 Punkte).

Index für Industrierohstoffe: +9,3 % (Eurobasis: +5,9 %)

Der Teilindex für Industrierohstoffe ist in den Index für Agrarische Rohstoffe, den Index für NE-Metalle sowie den Index für Eisenerz und Stahlschrott untergliedert. Wie im Mai legten die Preise für Industrierohstoffe auch im Juni weiter zu und spiegeln damit die Erholung der chinesischen Industrie und die Aussicht auf staatlich finanzierte Infrastrukturprojekte als Maßnahmen gegen die Corona-Krise weltweit wider.

Insbesondere die chinesische Stahlproduktion nahm zu und ließ die Preise für Eisenerz deutlich ansteigen. Eine ähnliche Entwicklung mit gestiegenen Preisen ist auch auf den Märkten für NE-Metalle zu beobachten, wobei vor allem Kupfer sich stark verteuerte. Neben der erhöhten Nachfrage wirkt auch ein reduziertes Angebot auf den Preis. Aufgrund strenger Hygienemaßnahmen in den Kupferminen in Chile, das für rund ein Viertel der weltweiten Kupferabbaus verantwortlich ist, wird für 2020 mit einem Rückgang der Produktion um 3,5 % gerechnet.

Auch der Index für Agrarische Rohstoffe setzte seinen Anstieg fort. Da die chinesische Textilindustrie die Produktion nach der Lockerung der Corona-bedingten Restriktionen wieder hochfährt, nahm die Nachfrage nach Baumwolle zu und die Preise gingen entsprechend nach oben.

Insgesamt stieg der Index für Industrierohstoffe im Monatsdurchschnitt um 9,3 % (Eurobasis: +5,9 %) auf 120,8 Punkte (Eurobasis: 119,2 Punkte).

Index für Nahrungs- und Genussmittel: +1,3 % (Eurobasis: -1,9 %)

Der Index für Nahrungs- und Genussmittel stieg im Juni leicht an. Dabei legten die Preise für alle im Index gelisteten Ölsaaten und Öle zu, während die Preise für Getreide und Genussmittel kein einheitliches Bild abgaben.

Die Preise für Sojabohnen und Palmöl profitieren hierbei von zwei Faktoren. Neben höheren Sojaexporten aus den USA nach China und der langsamen Aufhebung der Lockdown-Maßnahmen in den USA und Europa sorgt der gestiegene Rohölpreis dafür, dass Biodiesel aus Ölsaaten wieder eine lukrative Alternative zu konventionellen Mineralölprodukten darstellt. Im Gegensatz dazu gingen die Preise für Kaffee und Kakao zurück. Bei beiden Genussmitteln trifft eine geringe Nachfrage auf gute Ernteaussichten in den Hauptanbauländern Brasilien beziehungsweise Elfenbeinküste, was den Preis senkt. Dagegen reduzierten der Lockdown und ein verregneter Juni in Indien die Tee-Ernte und trieben den Preis in die Höhe. Der Preis für Weizen ging den zweiten Monat in Folge zurück. Vor der bevorstehenden Ernte verkaufen die Händler ihre alten Bestände, um neue Lagerkapazitäten zu schaffen. Zudem wird für die anstehende Ernteperiode global ein höherer Ertrag erwartet.

Insgesamt stieg der Index für Nahrungs- und Genussmittel im Monatsdurchschnitt um 1,3 % (Eurobasis: -1,9 %) und notierte bei 88,1 Punkten (Eurobasis: 86,8 Punkten).

Quelle: Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut gemeinnützige GmbH (HWWI) / Vorschaufoto: marketSTEEL

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