Herbe Umsatzeinbrüche in der stahl- und metallverarbeitenden Industrie

von Hubert Hunscheidt

Die Stahl und Metall verarbeitende Industrie in Deutschland erwartet herbe Umsatzeinbrüche und reagiert mit Kurzarbeit. Kredithilfen kommen beim größeren Mittelstand nur schleppend an. Der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung appelliert an marktmächtige Unternehmen in den industriellen Lieferketten, den Dialog mit ihren mittelständischen Geschäftspartnern zu suchen und Risiken nicht einseitig auf diese abzuwälzen.
 
Nach einer Umfrage des WSM Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V. bei seinen meist mittelständischen Mitgliedsunternehmen von Anfang April erwarten mehr als 85% der Unternehmen einen Umsatzrückgang im Jahr 2020 von über 10%. Fast 30% der Befragten erwarten sogar einen Umsatzrückgang von mehr als 25%. Über 90% der befragten Unternehmen planen oder befinden sich bereits in Kurzarbeit. Die meisten davon halbieren die Arbeitszeit auf 50%. Über 15% der Unternehmen schicken Ihre Mitarbeiter sogar in die 100%ige Kurzarbeit.
 
Der WSM begrüßt die staatlichen Finanzierungsprogramme. Die nachträgliche Erweiterung der staatlichen Absicherung von Liquiditätskrediten für kleine und mittlere Unternehmen auf 100% war ein richtiger Schritt. „In einer solchen massiven Krise ist die Erhaltung der Liquidität für die Unternehmen am wichtigsten. Der Mittelstand muss jetzt unbürokratisch und schnell Zugang zu den Fördermitteln erhalten. Das gilt nicht nur für kleine und mittlere Betriebe, sondern auch für den größeren Mittelstand“, so Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer des WSM. Der Mittelstand leidet nach wie vor an Verzögerungen bei der Kreditvergabe, weil Sparkassen und Banken das Kreditrisiko aufwendig prüfen. Die Liquidität der Unternehmen wird zusätzlich dadurch belastet, dass die Arbeitsagenturen die Auszahlungen des Kurzarbeitergelds aufgrund der großen Fallzahlen nicht zeitnah anweisen können.
 
Da Nachfrage und Produktion rasant zurückgehen, stehen die Lieferketten unter enormen Stress. Jetzt kommt es darauf an, die Krise partnerschaftlich zu meistern und auch auf die Zeit nach der Pandemie vorbereitet zu sein. Die Krise in den Jahren 2008/2009 hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Wertschöpfungsketten erhalten bleiben und rechtzeitig wieder lieferfähig sind. Dazu gehört, dass die Beteiligten in den industriellen Wertschöpfungsketten frühzeitig miteinander in einen Dialog treten und sich nicht mit juristischen Argumenten auf eigene Standpunkte zurückziehen. „Marktmächtige Unternehmen, die von ihren Zulieferern vor kurzem noch Liefergarantien forderten, stornieren jetzt jede Bestellung und verweigern die Abnahme. Einige kommunizieren nicht und andere beharren auf ihrem juristischen Standpunkt. Lieferanten von Vormaterial sind nicht bereit, über eine Anpassung der Mengen zu reden. Das schadet den Wertschöpfungsverbünden und wird ein Wiederhochfahren erheblich erschweren. Soweit noch nicht geschehen, müssen alle Beteiligten schnell zum partnerschaftlichen Dialog zurückkehren“, so Vietmeyer.
 
Es ist jetzt dringend erforderlich, dass die Politik mögliche Szenarien eines Ausstiegs aus dem Shutdown prüft und der Öffentlichkeit umsetzbare Pläne für einen Wiederanlauf von öffentlichem Leben und der Wirtschaft unter Wahrung des Gesundheitsschutzes präsentiert.
 
Quelle: WSM Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung / Vorschaufoto: marketSTEEL

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