Handelsstreit: "Weitreichende negative Folgen"

von Alexander Kirschbaum

US-Handelsminister Wilbur Ross hat US-Präsident Donald Trump kürzlich empfohlen, Stahlimporte mit Zöllen zu belegen. Diese würden die nationale Sicherheit des Landes gefährden, so eine Untersuchung des Handelsministeriums. Der US-Präsident hat bis zum 11. April Zeit, ob er Zölle auf Stahlimporte tatsächlich verhängt. Auf dem Tisch liegen drei Vorschläge für Maßnahmen zur Importbeschränkung: Eine pauschale Zolllösung, eine globale Quotenlösung sowie eine Kombination aus beiden, die zwischen befreundeten und nicht befreundeten Staaten unterscheidet.

Die Europäische Union hat bereits Gegenmaßnahmen angekündigt, wenn die USA die Importe von Stahl und Aluminium aus Europa beschränken. Am Dienstag hat sich auch die Wirtschaftsvereinigung Stahl zu Wort gemeldet und vor einem US-Protektionismus im Stahlbereich gewarnt. „Jeder der aktuell in den USA diskutierten Vorschläge hätte weitreichende negative Folgen für die Stahlindustrie in Deutschland und Europa“, so Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

Ein Horrorszenario erwartet der Stahlverband, wenn der angedachte Zoll in Höhe von 24 Prozent Wirklichkeit würde. Dann würden deutsche und europäische Unternehmen vermutlich vollständig vom Markt verdrängt, so der Verband. Vor allem die Stahlindustrie in Deutschland wäre besonders betroffen, da die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von rund einem Fünftel der wichtigste Markt nach der Europäischen Union für Walzstahlexporte aus Deutschland sind.

Mit ernsten Auswirkungen sei aber auch für die Fälle zu rechnen, in denen deutsche und europäische Stahlprodukte mit einer Quote in Höhe der Einlieferungen von 2017 belegt würden. „Das Hauptproblem ist die zu erwartende massive Handelsumlenkung: Die seitens der USA angestrebte Importreduzierung von 13 Millionen Tonnen würde zu einem erheblichen Teil in den offenen EU-Markt umgeleitet werden. Ein erneuter Ausbruch der bis heute noch nicht vollständig überwundenen Importkrise auf dem EU-Stahlmarkt wäre die unweigerliche Folge.“ Daher müsse die europäische Stahlindustrie vor den drohenden schädlichen Umlenkungseffekten geschützt werden. „Dies muss natürlich im Rahmen der in der WTO dafür vorgesehenen Instrumente erfolgen", so Kerkhoff.

Quelle: marketSTEEL, Wirtschaftsvereinigung Stahl  Vorschau-Foto: Fotolia

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