Grüner Wandel im Stahl: LESS vereint fast 45 Prozent der EU-Produktion

von Hubert Hunscheidt

Der europäische Branchenstandard LESS (Low Emission Steel Standard) erweitert seine Reichweite deutlich: Nach ArcelorMittal Deutschland sind nun auch die Landesgesellschaften des Konzerns in Belgien, Luxemburg, Frankreich und Spanien der Initiative beigetreten. Zusätzlich wurde der Wirtschaftsvereinigung Stahl (WV Stahl) der Status eines assoziierten Mitglieds verliehen.

Mit diesen neuen Mitgliedern repräsentiert LESS jetzt fast 45 % der Rohstahlproduktion in der Europäischen Union – ein bedeutender Schritt auf dem Weg zu einem einheitlichen, glaubwürdigen und klimazielkonformen Kennzeichnungssystem für CO₂-reduzierten Stahl in Europa.

Transparenz für klimafreundliche Beschaffung

LESS bietet ein technologieoffenes Klassifikations- und Kennzeichnungsmodell für Stahlprodukte auf Basis ihres CO₂-Fußabdrucks und des enthaltenen Recyclinganteils. Damit können öffentliche und private Beschaffer fundierte Entscheidungen treffen – ein zentraler Hebel für den Aufbau eines europäischen Leitmarkts für „grünen Stahl“.

ArcelorMittal verstärkt sein Engagement

ArcelorMittal bekennt sich klar zum LESS-Standard. Dr. Frederik Van De Velde, CEO von ArcelorMittal Belgien, wurde neu in den Vorstand der Organisation berufen und folgt auf Reiner Blaschek, CEO ArcelorMittal Europe – Flat Products, der zu den Gründungsmitgliedern zählt. Van De Velde betont: „ArcelorMittal produziert CO₂-reduzierte Stahllösungen auf industriellem Niveau. Durch den Beitritt weiterer europäischer Werke zu LESS treiben wir die Etablierung eines branchenweiten Standards voran. Nur mit klar definierten Nachhaltigkeitskriterien, die auch in der öffentlichen Beschaffung verankert sind, lässt sich der Markt für CO₂-armen Stahl in Europa wirklich entwickeln.“

WV Stahl unterstützt LESS als assoziiertes Mitglied

Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin von WV Stahl, ergänzt: „Als Mitinitiator von LESS unterstützen wir diese europäische Initiative auch weiterhin. Die Schaffung eines Marktes für klimafreundlichen Stahl ‚Made in Europe‘ ist eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Transformation der Branche. Dazu braucht es ein robustes, transparentes Kennzeichnungssystem wie LESS.“

Breite Branchenunterstützung

Dr. Carmen Ostwald, Generalsekretärin von LESS, zeigt sich angesichts des wachsenden Zuspruchs optimistisch: „Mit rund 45 % der EU-Stahlproduktion an Bord wird LESS zur tragenden Säule der europäischen Green-Steel-Transformation. Wir freuen uns über weitere Produzenten und Partner, die unsere Vision eines glaubwürdigen, klimafreundlichen Stahlmarkts teilen.“

Über LESS aisbl

LESS wurde im Herbst 2024 von 21 Gründungsmitgliedern der deutschen Stahlindustrie ins Leben gerufen und hat seinen Sitz in Brüssel. Die Organisation verfolgt das Ziel, sich als europaweiter Standard zur Kennzeichnung und Zertifizierung von CO₂-armen Stahlprodukten zu etablieren. Grundlage des Standards sind die Ergebnisse eines Stakeholder-Prozesses des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zu Leitmärkten.

LESS ermöglicht es Stahlherstellern, ihre Fortschritte bei der Dekarbonisierung transparent, vergleichbar und überprüfbar darzustellen – durch ein zertifiziertes System für CO₂-reduzierten und nahezu CO₂-freien Stahl. Der Trägerverein LESS aisbl ist als gemeinnützige Organisation eingetragen.

Quelle: LESS aisbl / Foto: marketSTEEL