Großanlagenbauer reden über Chancen

von Hans Diederichs

Am 1. und 2. Dezember 2015 fand das 4. Engineering Summit in Mannheim statt. Rund 300 Führungskräfte des Industrieanlagenbaus kamen zusammen, um sich über aktuelle Branchentrends auszutauschen. Wie eine Umfrage unter den Teilnehmern zeigt, ist das Marktumfeld derzeit von hohem Wettbewerbsdruck, geopolitischen Risiken und sinkenden Rohstoffpreisen geprägt.

Eine lokale Leistungserbringung ist für Großanlagenbauer oft unverzichtbar – dabei wünscht sich die Exportwirtschaft dringend mehr Unterstützung durch die Politik. Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, setzen Unternehmen zunehmend auf die Entwicklung des Servicegeschäfts und von Industrie-4.0-Technologien. Insgesamt blickt der Großanlagenbau aber verhalten optimistisch auf 2016.

Wettbewerbsdruck nimmt weiter zu

Der Wettbewerbsdruck im Großanlagenbau hat in den vergangenen drei Jahren deutlich zugenommen und wird auch mittelfristig weiter steigen. Zu dieser Einschätzung kommt die VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (AGAB) anhand einer aktuellen Umfrage unter den Teilnehmern des 4. Engineering Summit.

Thomas Waldmann, Geschäftsführer der AGAB, erläutert weitere Details: „Neben Unternehmen aus Europa und Nordamerika treten zunehmend technologieungebundene Generalunternehmer aus Asien als neue Konkurrenten auf. An erster Stelle sind Anlagenbauer aus China und Südkorea zu nennen. Doch auch Anbieter aus Indien werden zunehmend international spürbar.“

Ferner erschweren geopolitische Risiken sowie starke Schwankungen an den Devisen- und Rohstoffmärkten langfristige Planungen. Waldmann: „Dieses Umfeld stellt den auf stabile Rahmenbedingungen angewiesenen Großanlagenbau vor erhebliche Herausforderungen.“

Wettbewerbsfähigkeit im Anlagenbau durch Industrie 4.0 stärken

Die Teilnehmer des Engineering Summit beschäftigten sich ferner intensiv mit der Frage, wie die Effizienz der Planungs- und Abwicklungsprozesse im Anlagenbau verbessert werden kann. Die AGAB-Studie „Industrie 4.0 im Industrieanlagenbau – Revolution oder Evolution?“ liefert hierzu wichtige Anhaltspunkte.

AGAB-Geschäftsführer Waldmann dazu: "Der Großanlagenbau sieht im Einsatz von Industrie 4.0-Technologien einen zusätzlichen Hebel, um wettbewerbsfähiger zu werden. Besonders groß ist das Potenzial in der Logistik, auf der Baustelle und im Engineering.“ Darüber hinaus wurde auf dem Engineering Summit über strategische Wettbewerbsfaktoren, Möglichkeiten zur Reduzierung der Durchlaufzeiten bei Großprojekten und das Potenzial von Kooperationen zwischen Lieferanten und mittelständischen Anlagenbauern gesprochen.

Ausblick 2016: Chancen für den Großanlagenbau

Die Mitglieder der VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau werden 2015 voraussichtlich leicht rückläufige Auftragseingänge verzeichnen. Eine grundlegende Trendwende ist auch 2016 nicht in Sicht. Die nachlassende Investitionstätigkeit in zahlreichen Schwellenländern, der zunehmende Wettbewerb aus Asien sowie die Baisse an den Rohstoffmärkten erschweren den Erfolg der Großanlagenbauer.

Es gibt aber auch Lichtblicke: Die Reindustrialisierung der USA bietet der Branche gute Absatzperspektiven. Ferner besteht im Zuge des politischen Wandels Hoffnung auf ein Wiedererstarken des iranischen Marktes. Schließlich verspricht das Servicegeschäft stabil steigende Umsätze. „Für 2016 erscheint daher ein moderates Wachstum möglich. Laut unserer Umfrage gehen 70 Prozent der Befragten für das kommende Jahr von anziehenden oder zumindest konstanten Aufträgen aus“, so das Fazit von AGAB-Geschäftsführer Waldmann.

Quelle: VDMA AGAB; Vorschau-Foto: marketSTEEL

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