Gerber Group fordert sofortiges Aussetzen des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM)

von Hubert Hunscheidt

Die Gerber Group hat die sofortige Aussetzung des geplanten Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) gefordert. Das Unternehmen warnt, dass das Instrument in seiner derzeitigen Form unausgereift sei und erhebliche Gefahren für die europäische Wirtschaft berge.

Laut Gerber fehlen zentrale Berechnungsgrundlagen: Weder die erforderlichen Benchmark-Werte noch Default-Werte stünden aktuell als rechtssichere Basis für die Kalkulation von CBAM-Kosten zur Verfügung. Dies führe zu erheblichen rechtlichen und planerischen Unsicherheiten für alle betroffenen Unternehmen. Wie EU-Kommissar Wopke Hoekstra auf eine Anfrage aus dem Europäischen Parlament bestätigte, werden neue EU-ETS-Benchmarks frühestens in der ersten Jahreshälfte 2026 vorliegen, die Studien zu Default-Werten gar erst Mitte 2026 abgeschlossen sein.

Hinzu kommen gravierende ökonomische Risiken: Bereits 2026 müssten Unternehmen mit milliardenschweren Belastungen rechnen, die weder planbar noch kalkulierbar seien und erst rückwirkend 2027 fällig würden. Allein für die europäische Stahlindustrie könnten diese Nachzahlungen im schlimmsten Fall bis zu 6,8 Milliarden Euro betragen.

Besonders kritisch sieht die Gerber Group die Wettbewerbsverzerrung zwischen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und Großkonzernen. Während KMU den größten Teil der CBAM-Abgaben schultern müssten, profitieren große Unternehmen weiterhin von Subventionen und kostenlosen EU-ETS-Zertifikaten, die KMU nicht zur Verfügung stehen.

Die zentralen Forderungen der Gerber Group sind:

  • Sofortiges Aussetzen oder Verschieben von CBAM, bis alle offenen Fragen geklärt und die rund 1.800 relevanten Werte (EU-ETS-Benchmarks, CBAM-Benchmarks, Default-Werte) verbindlich festgelegt sind.

  • Abschaffung der kostenlosen EU-ETS-Zuteilungen beim Start von CBAM, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.

  • Entwicklung eines global gerechten CO₂-Bepreisungssystems durch die Welthandelsorganisation (WTO).

„Die CBAM-Abgabe in ihrer jetzigen Form ist kein Klimaschutzinstrument, sondern eine existenzielle Bedrohung für die europäische Wirtschaft“, erklärte Thorsten Gerber, CEO der Gerber Group. „Statt einer überhasteten Einführung brauchen wir klare Signale aus Brüssel. Die Kommission muss ihren Fehler eingestehen und die Bedenken der Wirtschaft ernst nehmen – und zwar durch einen sofortigen Stopp dieses regulatorischen und bürokratischen Irrwegs.“

Quelle: Gerber Steel GmbH / Foto: Fotolia