Für zirkuläres Geschäftsmodell Planet ZINQ den Deutschen Umweltpreis 2025 erhalten

von Hubert Hunscheidt

Der von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) jedes Jahr vergebene und mit insgesamt 500.000 Euro dotierte Preis zeichnet seit mehr als 30 Jahren Leistungen aus, die zum Schutz der Umwelt beitragen oder künftig zu einer deutlichen Entlastung führen. Das ZINQ-Geschäftsführungsduo teilt sich den Preis mit der Schweizer Klimaforscherin Prof. Dr. Sonia Seneviratne. „Mit Planet ZINQ stellen wir unsere Produktion und Produkte konsequent auf eine zirkuläre Wirtschaftsweise um, um klimaneutral zu werden, aber auch zukunftsfähig zu bleiben“, sagt Dr. Birgitt Bendiek, Geschäftsführerin ZINQ Deutschland. Gleichzeitig dient Planet ZINQ als Blaupause für die mittelständische Industrie. „Planet ZINQ zeigt, dass sich energie- und ressourcenintensive Unternehmen erfolgreich auf eine zirkuläre Wirtschaftsweise umstellen können. Der Ansatz basiert auf etablierten Standards und ermöglicht eine Transformation auf mehreren Ebenen, ohne Organisation und Mitarbeitende zu überfordern“, so ZINQ-CEO Lars Baumgürtel. Der Deutsche Umweltpreis wird wie in den Vorjahren von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht, dieses Jahr am 26. Oktober in Chemnitz.

Zur zirkulären Transformation des Unternehmens werden in acht Handlungsfeldern gezielt alle energetischen und stofflichen Prozesse betrachtet, um sie effizienter und effektiver zu gestalten. Das Ziel ist Triple-Zero-Klimaneutralität – also null CO₂-Emissionen, null Abfall und null Umweltverschmutzung. Mit Planet ZINQ haben Baumgürtel und Bendiek das im EU-Green Deal verankerte „Race to Triple Zero“ gestartet und dabei den Fokus auf Produkte in zirkulärer Qualität gelegt.

Zu echter Klimaneutralität mit Produkten in zirkulärer Qualität

„Der ökologische Fußabdruck eines Unternehmens zeigt sich in seinen Produkten. Eine E-Flotte und PV-Module sind schön, bringen aber wenig, wenn die Produkte nicht rohstoffschonend, rohstoffsichernd und materialgesund sind. Echte Klimaneutralität erreicht unsere Wirtschaft nur, wenn wir Produkte in Triple-Zero-Qualität herstellen. Das Produkt lügt nicht“, betont Baumgürtel. Planet ZINQ setzt daher auf zirkuläres Produktdesign auf Basis von R-Strategien mit zwei zentralen Elementen. Erstens Zirkularität: Sie beginnt beim zirkulären Produktdesign (design the loop), umfasst die Verlängerung der Nutzungsdauer (slow the loop) und das Schließen von Kreisläufen durch die Wiederverwertung eingesetzter Materialien in zirkulärer Qualität (close the loop). Zweitens Materialität: Dazu gehören materialgesunde Oberflächen ohne Schadstoffe oder Mikroplastik sowie Designprinzipien, die den Wert der eingesetzten Rohstoffe erhalten oder sogar steigern (Net Residual Circular Value).

„Ziel ist es, wertvolle Produkte mit hohem funktionalem und ökologischem Nutzen zu schaffen – Produkte, die einen hohen Restwert besitzen und so zur Ressourcensicherung beitragen,“ erklärt Dr. Bendiek. Die Stückverzinkungsoberflächen von ZINQ sind nach Cradle to Cradle (C2C) zertifiziert und nachweislich materialgesund und damit designt für Zirkularität.

Entwicklung von nachhaltigen Innovationen in eigener F&E

Um innovative Prozesse und Produkte zu entwickeln, hat ZINQ in Gelsenkirchen ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum aufgebaut, in dem ein interdisziplinäres Team mit Partnern wie Fraunhofer-Institut Umsicht und dem Wuppertal Institut eng zusammenarbeitet. In den vergangenen 15 Jahren sind daraus Produkt- und Prozessinnovationen entstanden, die ohne Qualitätseinbußen Energie und Rohstoffe einsparen und die Umwelt schonen – etwa die mit dem Rohstoffeffizienzpreis ausgezeichnete Oberfläche microZINQ, bei der bis zu 80 Prozent weniger Zink eingesetzt wird als bei einer herkömmlichen Verzinkung.

Alle Ergebnisse des Innovationsprozesses werden von dem Technologieentwickler der Gruppe, ZINQ Technologie, verwaltet und über Produkte oder Lizenzen an Kunden weitergegeben. „Damit Unternehmen aus dem energieintensiven Mittelstand an den Entwicklungen partizipieren können, geben wir unser Know-how zur zirkulären Transformation weiter und unterstützen auch bei der Umsetzung“, so Bendiek. Um einen allgemeingültigen, übertragbaren Ansatz für die zirkuläre Transformation der energieintensiven Industrie zu entwickeln, wurden für die Umsetzung von Planet ZINQ ausschließlich frei verfügbare, bereits existierende und genormte Standards
verwendet.

Erste Anlage für CO2-neutrale Prozesswärme-Erzeugung

Ein zentraler Baustein von Planet ZINQ ist die Dekarbonisierung der Prozesswärme. Derzeit setzt ZINQ an seinen mehr als 50 europäischen Standorten noch auf Erdgas als Energieträger. Künftig soll die Produktion jedoch vollständig auf CO₂-neutrale Alternativen umgestellt werden. Am Standort Gelsenkirchen wurde dafür eine innovative Anlagentechnik entwickelt, die eine CO₂-neutrale Prozesswärmeerzeugung mit grünem Wasserstoff ermöglicht. Die Anpassung von Brennertechnik und Anlagensteuerung auf Mischgase oder reinen Wasserstoff erfolgt gemeinsam mit regionalen Partnern in einem Konsortialprojekt. Parallel dazu hat Lars Baumgürtel mit der Initiative Klimahafen Gelsenkirchen ein Industrie-Cluster aus 20 mittelständischen Unternehmen ins Leben gerufen, das den Anschluss an das Wasserstoff-Kernnetz vorantreibt und damit die Voraussetzung für eine flächendeckende Dekarbonisierung schafft.

Modelle für nachhaltigkeits-orientierte Entscheidungsprozesse

Neben der Entwicklung von Innovationen für mehr Nachhaltigkeit arbeitet ZINQ an Modellen zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit zirkulärer Produkte. Für eine erfolgreiche zirkuläre Transformation braucht es neben Innovationen, transparente Informationen über die Umwelteigenschaften von Produkten, die eine Kaufentscheidung in Richtung zirkulärer Qualität lenken könnten – und ein Umdenken: „Disruption ist nicht die eine Technologie oder das eine Produkt, sondern Disruption beginnt mit der Veränderung von Verhalten – und die braucht Anreize. Nur wenn sich die Umstellung auf zirkuläre Produkte für Unternehmen lohnt und diese am Ende auch marktfähig sind, kann die zirkuläre Transformation gelingen“, betont Lars Baumgürtel.
Deshalb schaffen Lars Baumgürtel und Birgitt Bendiek Transparenz zur ökologischen Qualität ihrer Produkte: Seit 2022 sind Stückverzinkungsoberflächen mit Umweltproduktdeklarationen (EPD) nach DIN EN 15804 drittvalidiert ausgewiesen. Mit der 2021 eingeführten CO₂-Bank werden zudem Gutschriften für eingesparte Emissionen an die Kunden weitergegeben.

Entwicklung des ersten digital zirkulären Produktpasses

Eine wesentliche Grundlage für eine wettbewerbsfähige Kreislaufwirtschaft ist der digitale Produktpass, der alle relevanten Informationen über ein Produkt über seinen gesamten Lebenszyklus enthält – von der Herstellung bis zur Wiederverwertung. Teil von Planet ZINQ ist ein digitaler zirkulärer Produktpass (DCPP), der zusätzlich die zirkulären Eigenschaften von Produkten erfasst. 2023 wurde ein erster Prototyp für ein Nutzfahrzeugchassis vorgestellt, 2024 und 2025 folgten strategische Partnerschaften mit Schmitz Cargobull und Arcelor Mittal. Ziel ist es, einen praxisnaher Standard für KMU entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu etablieren, der Transparenz über den gesamten Lebenszyklus des Produktes schafft.
„Produkte mit nachgewiesener zirkulärer Qualität schaffen einen klaren Wettbewerbsvorteil, weil sie externe Kosten vermeiden und Ressourcen für geschlossene Kreisläufe sichern. Doch es braucht jetzt auch eine klare Ordnungspolitik mit dem Ziel, zirkuläre Leitmärkte aufzubauen, in denen sich die Entscheidung für zirkuläre Produkte auch wirtschaftlich lohnt. Nur so können nachhaltige Materiallösungen dauerhaft im Markt verankert werden. Mit der Ökodesign-Verordnung (Ecodesign for Sustainable Products Regulation - ESPR) sind die Grundlagen auf EU-Ebene bereits gelegt, diese müssen jetzt ambitioniert und wirkungsoptimiert umgesetzt werden,“ so Baumgürtel.

Lars Baumgürtel ist seit 1992 geschäftsführend bei ZINQ tätig. Seit 1998 ist er geschäftsführender Gesellschafter und seit 2008 alleiniger Gesellschafter des Familienunternehmens in vierter Generation. Seine akademischen Schwerpunkte während des Studiums an der WHU Koblenz, der EM Lyon (F) und der UT in Austin (TX) lagen in den Bereichen Entrepreneurship und Produktionswissenschaften.

Dr. Birgitt Bendiek promovierte 1998 am Institut für Metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling der RWTH Aachen und startete ihre Berufskarriere anschließend bei einem internationalen Zinkproduzenten. 2005 wechselte sie zu ZINQ und war dort in verschiedenen Bereichen leitend tätig. Seit 2025 ist sie Geschäftsführerin von ZINQ Deutschland, dem größten Geschäftsbereich der ZINQ Gruppe.

Über die ZINQ Gruppe

Seit 1889 ist ZINQ auf Oberflächentechnik spezialisiert und heute Europas Marktführer im Bereich Korrosionsschutz auf Stahl durch Zink. Das Familienunternehmen entwickelt und appliziert nachhaltige Oberflächen, die Stahlprodukten eine lange, wartungsfreie Lebensdauer von bis zu 100 Jahren ermöglichen. Jedes Jahr schützt ZINQ an über 50 Standorten in Deutschland, Belgien, Niederlande, Frankreich und Polen mehr als 550.000 t Stahl vor Korrosion.
Das Tochterunternehmen ZINQ Technologie vergibt Lizenzen für innovative und nachhaltige Oberflächentechnologien, die von 40 Mitarbeitern im größten F&E-Zentrum der Branche entwickelt werden.

Als Klimaschutzunternehmen ist ZINQ Pionier der zirkulären Transformation: mit materialgesunden Low-Carbon-Prozessen und -Produkten, geschlossenen Stoffkreisläufen und Cradle to Cradle®-Oberflächen. Das zirkuläre Geschäftsmodell Planet ZINQ definiert den Weg zu “echter“ Klimaneutralität im Sinne der EU-ESPR durch Produkte in Triple-Zero Qualität (zero carbon, zero waste, zero pollution).

Quelle und Foto: ZINQ GmbH & Co. KG