Frankreich treibt neuen EU-Schutzmechanismus für die Stahlindustrie voran

von Hubert Hunscheidt

In einer strategisch entscheidenden Phase für die europäische Stahlindustrie hat Frankreichs Industrieminister Marc Ferracci einen neuen Vorschlag für ein umfassendes Schutzinstrument vorgelegt. Ziel ist es, die heimische Stahlproduktion gegen wachsende Risiken durch globale Überkapazitäten abzusichern – und damit Wettbewerbsfähigkeit, Auslastung und Beschäftigung in Europa nachhaltig zu sichern.

Das sogenannte „Non-Paper“ wird von elf weiteren EU-Mitgliedstaaten unterstützt – darunter Österreich, Belgien, Bulgarien, Griechenland, Italien, Luxemburg, Polen, Rumänien, die Slowakei und Spanien. Es skizziert die Einführung eines verbesserten, gerechteren Schutzsystems, das ab dem 1. Januar 2026 in Kraft treten soll und das derzeitige Safeguard-Regime ablösen würde. Letzteres läuft turnusgemäß im Juni 2026 aus.

Ferracci warnte vor den anhaltenden Marktverzerrungen durch Überproduktion und Dumpingpreise aus Drittstaaten: „Der Druck auf Europas Stahlindustrie wächst. Ohne neue Schutzmechanismen drohen Preisverfall, Produktionsrückgänge und der Verlust industrieller Souveränität.“

Kernpunkte des neuen Schutzrahmens:

  • Zollfreie Importquoten bleiben bestehen, schützen aber klar definierte Mengen – darüber hinaus gelten ohne Ausnahmen Einfuhrzölle.
  • Eine fairere Verteilung der Quoten verhindert die Monopolisierung durch einzelne Länder.
  • Erweiterung des Produktschutzes auf bislang nicht abgedeckte Erzeugnisse wie gezogene Edelstahldrähte, geschmiedete Stäbe, Lagerrohre, Kornorientierte Elektrobleche und Stahlgranulate.

Die Initiatoren fordern die EU-Kommission auf, den neuen Schutzrahmen zügig auszuarbeiten und rechtzeitig vor Juni 2026 vorzulegen. Die bevorzugte Einführung zum 1. Januar 2026 soll einen nahtlosen Übergang gewährleisten.

Axel Eggert, Generaldirektor der Europäischen Stahlvereinigung EUROFER, unterstützt die Initiative deutlich: „Diese koordinierte Maßnahme ist dringend notwendig, um die Flut billiger Stahlexporte zu stoppen. Jeder verlorene Tag ist ein Rückschritt für Europas industrielle Zukunft und die grüne Transformation.“

Quelle: Eurofer / Foto: marketSTEEL