Feuerverzinktes Denkmal für den Schneider von Ulm

von Hubert Hunscheidt

1811, 80 Jahre vor Otto Lilienthals Gleitflügen, unternahm Albrecht Ludwig Berblinger in Ulm einen Flugversuch mit seinem selbst entwickelten Hängegleiter. Auch wenn der Flugversuch aufgrund ungünstiger Thermik scheiterte, gilt Berblinger als früher Flugpionier. Nach heutigem Stand geht man davon aus, dass sein Hängegleiter flugfähig war. Anlässlich seines 250. Geburtstags ließ die Stadt Ulm Berblinger, der besser als „der Schneider von Ulm“ bekannt ist, ein Denkmal in Form eines schiefen Turmes errichten.

Entworfen wurde der Turm von den Künstlern Johannes Brunner und Raimund Ritz. Die konstruktive Umsetzung und Fertigung des Turmes erfolgte durch Saage Treppenbau & Biegetechnik. Der Berblinger Turm ist eine um 10º geneigte Spindeltreppe. Die Außenkontur der Treppenstufen ist der Form des Flugapparates von Berblinger nachempfunden. Aus konstruktiver Sicht hat der Turm die Besonderheit, dass die Treppenstufen mit Längen bis zu 3300 Millimeter Unikate sind. Rund 20 Meter erhebt sich der Turm vom Boden aus. Auf einer Höhe von 15 Metern erreicht man ein Podest. Die darauffolgenden nicht begehbaren Stufen zeigen keine Regelmäßigkeit mehr in ihrer Anordnung und stehen sinnbildlich für den missglückten Flugversuch. Die rot-weiße Farbgebung der Gitterroststufen zitiert den Flugapparat Berblingers.

Aufgrund der schlanken und schiefen Bauweise des Turms, war die technische Umsetzung mehr als anspruchsvoll. So wurde beispielsweise, um unzulässiges Aufschwingen der Konstruktion zu vermeiden, ein Schwingungstilger in die Säule eingesetzt. Als Korrosionsschutzsystem kam eine dauerhafte und robuste Feuerverzinkung für sämtliche Stahlteile zum Einsatz. Die Gitterroststufen wurden als Duplex-System ausgeführt, das heißt sie wurden zusätzlich zur Feuerverzinkung aus gestalterischen Gründen pulverbeschichtet.

Quelle und Fotos: Institut Feuerverzinken GmbH

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