EU-Wirtschaft wächst nur moderat

von Hans Diederichs

Die Experten von EUROFRAME erwarten einen Zuwachs des realen BIPs in Europa um je 1,8 Prozent in 2016 und 2017, nach 1,5 Prozent im letzten Jahr. Ursache sind die nach wie vor stark stimulierende Geldpolitik, ein schwacher Euro, das Fehlen von fiskalischen Einschränkungen zur Haushaltskonsolidierung und der anhaltend niedrige Ölpreis. Die EUROFRAME-Gruppe besteht aus zehn der bedeutendsten europäischen Wirtschaftsforschungsinstitute.

„Auch wenn der schwankende Ölpreis und die hohe Zahl an Flüchtlingen Risiken bergen, überwiegen im Moment aus gesamtwirtschaftlicher Sicht die positiven Effekte“, sagt Klaus-Jürgen Gern, Experte für internationale Konjunktur am Institut für Weltwirtschaft (IfW).

Insbesondere die niedrigen Ölpreise stützen laut Schätzungen die Konjunktur in der Eurozone und der Weltwirtschaft als Ganzes. Das Risiko von Ansteckungsgefahren durch ölexportierende Länder, die von hohen finanziellen Einbußen betroffen sind, hat sich durch enge Handelsverflechtungen und mögliche negative Auswirkungen über die Finanzmärkte allerdings ebenfalls erhöht.

„Der starke Fall der Ölpreise steht auch für einen fundamentalen Politikwechsel der OPEC-Staaten, die keine Marktanteile gegen kostenintensiver fördernde Konkurrenten, etwa die Fracking-Industrie in den USA, verlieren wollen und daher bislang nicht durch Kürzungen der Fördermengen gegensteuern, wie dies früher der Fall war“, so Gern.

Es fehlt an weltwirtschaftlicher Dynamik

Global gesehen attestieren die Ökonomen aber eine schwache wirtschaftliche Dynamik. Die EUROFRAME-Prognostiker erwar­ten für die USA nur eine moderate Steigerung der Wirtschaftskraft, eine anhaltende Verlangsamung der chinesischen Wachstumsraten sowie erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten in anderen Schwellenländern. Die Arbeitslosigkeit im Euroraum sinkt nach aktueller Prognose weiter bis auf 9,5 Prozent in 2017.

Die hohe Zahl an Flüchtlingen, die aktuell nach Europa kommt, hat erhebliche zusätzliche Staatsausgaben zur Folge, was kurzfristig einen spürbaren konjunk­turellen Stimulus für die meisten betroffenen Länder bedeute. Ohne gemeinsame Strategien zur Lösung er Krise drohen langfristig jedoch negative Effekte.

Die EUROFRAME-Mitglieder sind: CASE (Polen), CPB (Niederlande), DIW Berlin (Deutschland), ESRI (Irland), ETLA (Finnland), Institut für Weltwirtschaft, Kiel (Deutschland), NIESR (Vereinigtes Königreich, OFCE (Frankreich), PROMETEIA (Italien) und WIFO (Österreich).

Quelle: IfW Kiel; Vorschau-Foto: fotolia

Zurück