EU-Stahlmarkt bleibt unter Druck: Schwache Nachfrage und Handelsunsicherheiten
von Hubert Hunscheidt

Der europäische Stahlmarkt befindet sich weiterhin in einem schwierigen Umfeld. Die Nachfrageentwicklung bleibt schwach, obwohl die letzten beiden Quartale im Vorjahresvergleich leichte Zuwächse zeigten. Der negative Zyklus, der 2022 infolge des Ukraine-Krieges, explodierender Energiepreise und steigender Produktionskosten begann, hält an und wurde durch globale Unsicherheiten, hohe Zinsen und Handelsstreitigkeiten verschärft.
Für 2025 wird ein erneuter Rückgang des scheinbaren Stahldurchsatzes von 0,2 % erwartet – etwas moderater als zuvor prognostiziert. Erst 2026 rechnen Marktanalysten mit einer Erholung von rund 3,1 %, die jedoch stark von einer Entspannung geopolitischer und handelspolitischer Risiken abhängt. Bis mindestens Anfang 2026 dürfte der Verbrauch deutlich unter dem Vorkrisenniveau bleiben.
Marktentwicklung und Importe:
Im ersten Quartal 2025 stieg der scheinbare Stahlverbrauch erstmals seit mehreren Quartalen leicht an (+2,2 %). Die Inlandsanlieferungen erhöhten sich um 1,4 %, während Importe, einschließlich Halbzeugen, um 0,6 % zurückgingen. Der Importanteil bleibt mit 25 % historisch hoch.
Branchenentwicklung:
Das Produktionsvolumen der stahlverarbeitenden Branchen (SWIP-Index) sank im ersten Quartal 2025 bereits zum fünften Mal in Folge (-3,2 %). Besonders betroffen sind Bauwirtschaft, Maschinenbau, Hausgeräteindustrie und Metallwarenhersteller. Die Automobilindustrie leidet am stärksten unter globalen Handelsbarrieren und Lieferkettenrisiken. Trotz geldpolitischer Lockerungen der EZB (acht Zinssenkungen zwischen 2024 und 2025) ist kurzfristig keine Trendwende in Sicht.
Ausblick:
Nach einem Produktionsrückgang von 3,6 % in 2024 wird für 2025 erneut eine Rezession in den stahlverarbeitenden Branchen erwartet (-0,7 %). Die Bauwirtschaft dürfte stagnieren (+0,4 %), während die Automobilproduktion um weitere 4,2 % schrumpft. Erst 2026 könnte eine moderate Erholung (+1,8 %) einsetzen, sofern Handels- und geopolitische Risiken nachlassen und die Wirkung der Zinssenkungen greift.
Quelle: Eurofer / Foto: marketSTEEL