Energiepreise ziehen weiter an

von Alfons Woelfing

Der ISPEX Energiepreisindex für Strom kletterte um 0,30 Cent pro Kilowattstunde. Mit 4,362 Cent pro Kilowattstunde wurde der höchste Wert seit mehr als vier Jahren erreicht. Der ISPEX Energiepreisindex für Gas legte um 0,138 Cent pro Kilowattstunde zu und notiert nun bei 2,004 Cent pro Kilowattstunde. Geschuldet war der Energiepreisanstieg für die Unternehmen einem kräftigen Preisauftrieb an den Börsen. Zu diesem Resultat kommt der Energiedienstleister ISPEX in seiner Analyse.

Preisrallye an der Strombörse dauert an

Im Mai war die Börsenpreisentwicklung weiterhin von einem deutlichen Aufwärtstrend gekennzeichnet. Gegenüber dem Vormonat legte die Baseload-Notierung für das Lieferjahr 2019 um rund 3,30 Euro pro Megawattstunde zu und erreichte einen Spitzenwert von über 43,00 Euro pro Megawattstunde. Die dahinterliegenden Lieferjahre folgten dem Trend, blieben aber etwas verhaltener in der Steigerung. Für das Jahr 2020 lag der mittlere Baseload-Preis um rund 2,60 Euro pro Megawattstunde und für das Jahr 2021 um rund 2,10 Euro pro Megawattstunde höher als noch im April.
„Damit haben sich die Lieferjahre weiter auseinanderentwickelt“, beschreibt Andreas Seegers, Vorstand der ISPEX AG, den Preistrend. „Gegenwärtig wird das Frontjahr rund 2 Euro pro Megawattstunde teurer gehandelt als das Jahr 2020. Der Abstand zum Lieferjahr 2021 beträgt sogar rund 3 Euro pro Megawattstunde“.

ISPEX Energiepreisindex: Strompreis auf Höhenflug

Der ISPEX Strompreisindex legte unter dem Druck der Börsenpreise im Mai nochmals deutlich zu. Mit 4,362 Cent pro Kilowattstunde mussten Unternehmen bei der Strombeschaffung so viel bezahlen wie seit Februar 2014 nicht mehr. „Die Verteuerung gegenüber dem Vormonat fiel mit knapp 0,3 Cent pro Kilowattstunde sehr deutlich aus“, unterstreicht Marktexperte Seegers die Entwicklung, „Noch im Mai des Vorjahres konnten die Unternehmen im Durchschnitt rund 1,3 Cent pro Kilowattstunde günstiger beschaffen“.

Börsenpreis für Gas mit sprunghaftem Anstieg

Die Börsenpreise für Gas zeigten in den ersten drei Maiwochen einen sprunghaften Anstieg. Das Lieferjahr 2019 kletterte innerhalb weniger Tage um mehr als 3 Euro pro Megawattstunde. In der Spitze erreichten die Notierungen fast 22,00 Euro pro Megawattstunde. Wie beim Strom fiel die Preisentwicklung für die Lieferjahre 2020 und 2021 verhaltener aus. Andreas Seegers vergleicht die Entwicklung: „Auch bei den Gaspreisen hat sich der Abstand zwischen dem Frontjahr und den späteren Lieferjahre noch einmal vergrößert.“ In der letzten Maiwoche gaben die Preise dann wieder etwas nach. Aktuell wird das das Kalenderjahr 2019 bei ca. 20 Euro pro Megawattstunde und die beiden Folgejahre bei ca. 19,00 Euro pro Megawattstunde, bzw. 18,50 Euro pro Megawattstunde gehandelt.

ISPEX Energiepreisindex: Zweijahreshoch beim Endkundenpreis Gas

"Wie anhand der Börse abzusehen war, schlugen die Preissprünge im Mai voll durch“, fasst Seegers die Entwicklung zusammen, „Wir errechneten für den ISPEX Gaspreisindex einen Wert von durchschnittlich 2,004 Cent pro Kilowattstunde – der höchste Wert seit zwei Jahren“. Damit ist ein Preisniveau wie zuletzt im Oktober 2015 erreicht.

Verschnaufpause beim Anstieg

In den ersten Juniwochen hat sich die Preisentwicklung an der Börse etwas beruhigt. „Wir sehen trotz der Volatilität eher eine Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau“, schätzt Marktexperte Seegers die Lage ein, „Die Preisrallye scheint erst einmal gestoppt“. Kurzfristige Preissignale bestünden in der anstehenden Entscheidung der OPEC zur Erhöhung der Ölfördermengen. Ein entsprechender Schritt könne mittelbar Spielraum für Preissenkungen beim Strom und Gas schaffen. Darüber hinaus stelle die Einführung von Strafzöllen im Handelsstreit mit den USA einen Einflussfaktor dar. Die Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognosen bereits nach unten korrigiert. Bei einer tatsächlichen konjunkturellen Eintrübung sei dann entsprechend mit geringerer Nachfrage nach CO2-Emissionsrechten, Erdgas und Strom zu rechnen. „Nach dem steilen Preisanstieg der letzten Monate gibt es derzeit durchaus Ansatzpunkte für eine mögliche Trendwende“, ist sich Experte Seegers sicher. Unternehmen seien daher gut beraten, die weitere Marktentwicklung zu beobachten und im volatilen Marktumfeld die teils erheblichen Preisunterschiede zwischen den Lieferanten zu nutzen.

Quelle: ISPEX AG / Vorschaufoto: marketSTEEL

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