Energie: Erdgaspreis so niedrig wie vor dem Ukraine-Krieg

von Angelika Albrecht

Der europäische Erdgaspreis (TTF, 1-Monats-Forward) ist vor einigen Tagen auf 84,5 EUR je MWh gefallen. Das ist der niedrigste Schlussstand seit mehr als drei Monaten, also bevor Russland den Krieg in der Ukraine begann. Der Preisrückgang erfolgte, obwohl die russischen Erdgaslieferungen über Pipelines nach Europa weiter zurückgingen und mit 2.180 GWh pro Tag auf das niedrigste Niveau seit Ende April fielen.

Dies war auf geringere Lieferungen über die Ukraine zurückzuführen, während die Lieferungen über Nord Stream konstant blieben. Über die Jamal-Pipeline floss erneut Gas in umgekehrter Richtung von Deutschland nach Polen. Seit Russland die Gaslieferungen an Polen Ende April einstellte, stiegen die Lieferungen aus Deutschland deutlich an. Polen hat kürzlich ein Gasabkommen mit Russland vorzeitig gekündigt, das die Lieferung von Erdgas über die Jamal-Pipeline regelte. Dieses Abkommen wäre Ende des Jahres ausgelaufen und sollte von polnischer Seite ohnehin nicht verlängert werden. An der Nutzung der Jamal-Pipeline in umgekehrter Richtung will die polnische Regierung dagegen festhalten. Vollkommen unabhängig von russischem Gas ist Polen somit auch nach dem Lieferstopp nicht, da Deutschland das Gas größtenteils über die Ostseepipeline Nord Stream aus Russland bezieht.


Quelle: Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia

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