Sofortige Maßnahmen zum Schutz der europäischen Stahlindustrie gefordert
von Hubert Hunscheidt

Die europäische Stahlindustrie befindet sich in einer tiefen Krise. Vor diesem Hintergrund haben industriAll Europe und der europäische Stahlverband EUROFER den Emergency Steel Social Summit einberufen. Ziel war es, angesichts wachsender Überkapazitäten auf den Weltmärkten, unfairer Handelspraktiken und hoher Energiepreise die Europäische Kommission, das Parlament und die Mitgliedsstaaten zu sofortigem Handeln aufzufordern.
Die sozialen Partner betonten, dass die angekündigte Initiative der Kommission zur Eindämmung der globalen Stahlüberkapazitäten, die Mitte Oktober vorgelegt werden soll, starke und wirksame Handelsmaßnahmen enthalten müsse. Gleichzeitig verlangen sie eine schnelle und umfassende Umsetzung des EU-Aktionsplans für Stahl und Metalle, insbesondere im Hinblick auf Energiepreise und Nachfrage.
Dramatischer Arbeitsplatzabbau
Die Zahlen unterstreichen den Ernst der Lage: Rund 300.000 direkte Arbeitsplätze und 2,3 Millionen indirekte Arbeitsplätze in Europa sind bedroht. Allein 2024 wurden 18.000 Stellenstreichungen und die Stilllegung von 12 Millionen Tonnen Kapazität angekündigt – zusätzlich zu 100.000 verlorenen Arbeitsplätzen und 26 Millionen Tonnen Kapazitätsabbau zwischen 2008 und 2023.
Stimmen vom Gipfel
„Stahl ist das Rückgrat der europäischen Wirtschaft, und der Sektor steht am Limit“, erklärte Judith Kirton-Darling, Generalsekretärin von industriAll Europe. „Es geht nicht nur um Arbeitsplätze in den Werken, sondern um ganze industrielle Wertschöpfungsketten. Europa muss jetzt handeln.“
Auch Dr. Henrik Adam, Präsident von EUROFER, warnte: „Die EU muss jetzt entschlossen eingreifen, bevor große Teile der europäischen Stahlindustrie und ihrer Wertschöpfungsketten verschwinden. Wir brauchen neue starke Handelsmaßnahmen, wettbewerbsfähige Energiepreise und klare Vorgaben für europäischen Stahl.“
Forderungen der Sozialpartner
Die europäischen Sozialpartner verlangen von den EU-Institutionen:
- die vollständige und schnelle Umsetzung des EU-Aktionsplans für Stahl und Metalle,
- ehrgeizige Handelsverteidigungsmaßnahmen,
- wettbewerbsfähige Energiepreise durch Weitergabe der Vorteile erneuerbarer Energien,
- eine wirksame Ausgestaltung von CBAM gegen Umgehungstatbestände,
- die Sicherung von Stahlschrott innerhalb der EU für Kreislaufwirtschaft und Klimaziele,
- politische Maßnahmen für Leitmärkte mit EU-Stahlanteil, einschließlich nachhaltiger öffentlicher Beschaffung,sowie starke Sozialpolitik zur Sicherung guter Industriearbeitsplätze in Europa.
Die klare Botschaft des Gipfels: Nur mit raschem Handeln kann die EU die Wettbewerbsfähigkeit der Stahlindustrie erhalten, die grüne Transformation sichern und hunderttausende Arbeitsplätze bewahren.
Quelle: Eurofer / Foto: marketSTEEL