Ein verheerendes Quartal ist zu Ende

Frankfurt/M. - Energie: Ist der niedrige Ölpreis gut für die USA?

Am Ölmarkt ist laut Commerzbank ein rabenschwarzes Quartal zu Ende gegangen. Mit einem Rückgang um zwei Drittel seit Jahresbeginn haben die Ölpreise den stärksten Quartalsverlust aller Zeiten verzeichnet. Gestern früh notierte der Brentölpreis zwar wieder bei 25,5 USD je Barrel. In Wirklichkeit sieht es ziemlich düster aus am Ölmarkt. So stiegen die US-Rohöllagerbestände in der letzen Woche laut API um 10,5 Mio. Barrel, was den WTI-Preis am Abend bis auf gut 19 USD fallen ließ. Die russische Ölsorte Urals ist gestern sogar erstmals seit 1999 auf 13 USD je Barrel gefallen.

Die Commerzbank fragt: Ist der massive Rückgang des Ölpreises nicht vielleicht ein unterstützender Faktor für die Konjunktur? Sollte sich die USA als weltgrößtes Ölverbrauchsland nicht über die günstigen Preise freuen? Doch neben der Tatsache, dass das Land dank der Ölproduktexporte zuletzt sogar ein nennenswerter Netto-Exporteur am Ölmarkt war, ist aktuell unklar, ob die Jobverluste und fehlenden Einnahmen im US-Ölsektor nicht schwerer wiegen. Denn diesmal geht es nicht um eine freiwillige Angebotsausweitung, vielmehr ist der Preis in erster Linie dem beispiellosen Einbruch der Nachfrage wegen der Corona-Krise geschuldet. Daher ist fraglich, ob sich die positive Wirkung der günstigeren Kraftstoffpreise entfalten kann, wenn die Konsumenten zu Hause bleiben. Da Klimaanlagen und Heizungen weiter laufen und Güter des täglichen Bedarfs auch weiterhin transportiert werden müssen, sind die Preise für Heizöl und Diesel nicht ganz so stark gefallen wie z.B. die Preise für Rohöl, Benzin oder Kerosin. Die Verarbeitungsmarge für Gasöl ist im Zuge dessen Ende März auf 17,7 USD je Barrel gestiegen, den höchsten Stand seit Oktober 2019.


Edelmetalle: Russische Zentralbank stellt Goldkäufe ein

Der Goldpreis ging im ersten Quartal hoch und runter, er beendete das erste Quartal jedoch mit einem Plus von knapp 5% und verzeichnete damit laut Commerzbank den sechsten Quartalsgewinn in Folge. Daran änderte auch der plötzliche Abverkauf vorgestern Abend nichts, der Gold um 40 USD fallen ließ. Wahrscheinlich haben Anleger zum Quartalsultimo Kasse gemacht, um Liquidität zu schaffen. Silber und Platin verzeichneten im zu Ende gegangenen Quartal starke Verluste. Palladium legte dank des kräftigen Anstiegs in den ersten beiden Monaten hingegen merklich zu.

Die russische Zentralbank gab in dieser Woche bekannt, ab dem 1. April, also seit gestern, kein Gold mehr kaufen zu wollen. Lokale Marktbeobachter vermuten, dass die Bank Rossii durch ihre massiven Goldkäufe der letzten Jahre ihr eigentliches Ziel erreicht hat, die Goldreserven auf 20% der gesamten Währungsreserven anzuheben. Mit knapp 2.300 Tonnen liegen die Bestände zudem nur noch knapp hinter denen der Banque de France und der Banca d’Italia. Eine Rolle könnte laut Commerzbank aber auch spielen, dass der Rubel wegen des Ölpreisverfalls massiv unter Druck steht und somit für die Zentralbank erst einmal andere Prioritäten bestehen.

Die russische Zentralbank war bis zuletzt der größte Goldkäufer im offiziellen Sektor. Die chinesische Zentralbank kauft schon seit Monaten kein Gold mehr. Die Zentralbanken der Türkei, Indiens und Kasachstans als weitere größere Käufer werden den Wegfall Russlands und Chinas kaum kompensieren können. Somit stellt sich die Frage, wer stattdessen als Käufer in die Bresche springen könnte. Derzeit sind das vor allem die Gold-ETFs, die zusammen inzwischen in etwa soviel Gold halten wie der IWF. Nur noch die Fed und die Bundesbank weisen höhere Goldbestände aus. An Kaufinteresse sollte es angesichts der aktuellen Marktverwerfungen und der vollkommen aus dem Ruder laufenden Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken nicht mangeln. So kauft die Fed mittlerweile US-Staatsanleihen in einem Tempo, das alles bisher Gesehene in den Schatten stellt. Die Menge, die die Fed während „QE3“ in acht Monaten aufkaufte, erwarb sie zuletzt innerhalb einer Woche.

Industriemetalle: Preisverfall von Aluminium setzt sich fort

Der von Caixin erhobene Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) für März hat den offiziellen PMI weitgehend bestätigt und ist ebenfalls zurück in den expansiven Bereich gestiegen. Dies wurde von den Metallpreisen vorgestern offenbar vorweggenommen, die gemessen am LME-Industriemetallindex um 2,3% zulegten. Gestern früh fielen sie aber schon wieder, nachdem schwache Stimmungsindikatoren und Konjunkturdaten aus anderen asiatischen Ländern veröffentlicht wurden.

Laut Commerzbank ist  Aluminium gestern gegen den Trend gefallen. Gestern früh rutschte es an der LME unter die Marke von 1.500 USD je Tonne auf ein neues 4-Jahrestief. An der SHFE notiert der Preis mit rund 11.500 CNY je Tonne nur marginal über dem letzte Woche verzeichneten 4-Jahrestief. Laut Commerzbank bringt der Preisverfall von Aluminium immer mehr Produzenten in Bedrängnis, vor allem in China. Der Preis liegt bereits deutlich unter der Gewinnschwelle der chinesischen Aluminiumhersteller, die im Durchschnitt bei 14.000 CNY angesetzt wird.

Laut Einschätzung des Research-Instituts Wood Mackenzie sind bei Preisen unter 12.000 CNY sogar fast 70% der chinesischen Produzenten „unter Wasser“. Da hilft auch nicht viel, dass durch den Verfall der Ölpreise die Produktionskosten sinken. Energie macht rund 40% der gesamten Herstellungskosten von Aluminium aus. Dagegen steigen die Kosten für Alumina, dem Vorprodukt von Aluminium, da der Abbau und Transport von Bauxit wegen der Restriktionen zur Bekämpfung des Coronavirus eingeschränkt ist.

Gleichzeitig ist die Aluminiumnachfrage sehr verhalten. Mittlerweile reagieren die Produzenten in China auf diese Situation und drosseln ihre Produktion. Sie versuchen dies Industriekreisen zufolge offenbar in erster Linie durch Wartungsarbeiten. Komplette Kapazitätsschließungen sollen demnach vermieden werden, da ein Herunterfahren und anschließender Neustart teuer sei. Daher würden laut Commerzbank bis zu einem gewissen Punkt vorübergehend auch operative Verluste in Kauf genommen. Marktbeobachtern zufolge wurde die Aluminiumproduktion in China mittlerweile um rund 350 Tsd. Tonnen p.a. gedrosselt.

QuelleCommerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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