Eigenzulassungen der Hersteller sind dieses Jahr ein Indiz für die schwache Marktlage

von Hubert Hunscheidt

Flottenmarkt lässt federn, Eigenzulassungen gehen hoch

Der deutsche Pkw-Markt verlor im ersten Halbjahr 4,7 Prozent gegenüber H1 2024. Umgerechnet entspricht das einem Minus von etwa 70,000 Pkw, welche dieses Jahr weniger zugelassen wurden, wodurch sich der Gesamtmarkt auf 1,4 Millionen Pkw kumuliert bewegt.

Die größten Verluste kamen bis dato aus dem Flottenmarkt, der mit den starken Zulassungen vom letzten Jahr nicht mithalten kann. Rund 60,000 Pkw wurden weniger zugelassen, was einem Rückgang von 12,2 Prozent entspricht und damit dem stärksten Rückgang aller Segmente. Der Privatmarkt verhielt sich dagegen stabil mit lediglich -1,0 Prozent. Innerhalb der Sondereinfluss Kanäle glichen sich die Effekte aus. Die Autovermieter und der Fahrzeughandel ließen weniger zu (-7,5% & -8,6%) während es im Fahrzeugbau durch Eigenzulassungen der Hersteller ein sattes Plus gab (+29,4%). Ein hohes Maß an Eigenzulassungen ist dieses Jahr ein Indiz für die schwache Marktlage.

Sondereffekt im Juni

Verstärkt wurden die Rückgänge im ersten Halbjahr durch den auf dem Papier deutlich schlechteren Monat Juni. Im Juni 2025 gingen die Neuzulassungen um 13,8 Prozent zurück, was auf den ersten Blick stark wirkt, jedoch auf einen Sondereffekt im Vorjahr zurückzuführen ist. Damals kam es kurz vor

dem Inkrafttreten der EU-Cybersicherheitsverordnung zu einem massiven Anstieg taktischer Zulassungen, da viele nicht-konforme Modelle wie der Fiat 500 oder der VW Transporter noch schnell auf den Markt gebracht wurden. Trotz des Rückgangs verzeichnete der Markt mit 256.193 Neuzulassungen weiterhin ein hohes Volumen.

Die Aufschlüsselung nach Marktsegmenten macht deutlich, wo die taktischen Zulassungen des Vorjahres gelandet sind: primär auf den Höfen der Autohändler. Der Marktanteil des Fahrzeughandels schnellte im Juni 2024 sprunghaft von 15 auf 20 Prozent zum Vormonat in die Höhe. Dadurch ist es nicht verwunderlich, dass im gleichen Segment diesen Juni vor allem Benziner und Diesel stark an Volumen verloren (-32% & -34%), denn zu diesen Kategorien gehören die abgeschafften Modelle. Doch auch neue Modelle sind von Eigenzulassungen betroffen. So zeigen die hohen Elektroautoquoten im Segment Fahrzeugbau Auffälligkeiten. 27 Prozent im Juni sind weit über Marktniveau und ein Zeichen dafür, dass Hersteller selbst ihre E-Autos zulassen, wenn der Markt sie noch nicht genug abnimmt.

Transporterzulassungen mit ähnlichen Mustern wie bei den Pkw

Auch der Transportermarkt konnte im ersten Halbjahr nicht wachsen und verlor ebenfalls um 5 Prozent an Volumen, genau wie bei den Pkw. Auch die Performance der Kanäle weist Ähnlichkeiten auf: Große Verluste in Flotten (-13.500 Fahrzeuge), gesteigerte Eigenzulassungen der Hersteller (+4.200). Der einzige Unterschied ist der Aufschwung im Privatmarkt. Hier sehen wir ein Anstieg um 13 Prozent und fast 7.000 Fahrzeuge gesamt. Aber auch beim Blick auf den Jahresverlauf fällt auf, dass es im Juni letzten Jahres ein Hoch an Sonderzulassungen gab, mit denen der aktuelle Markt nicht mithalten kann (-20%).

Quelle: Julian Litzinger, Automotive Analyst  der Dataforce Verlagsgesellschaft für Business Informationen mbH / Foto: Fotolia