Durch Corona droht Protektionismus-Krise

von Hubert Hunscheidt

In ihrem jüngsten "Trade Barriers Report" stellt die EU-Kommission fest, dass rund um den Globus immer mehr Handelsbarrieren errichtet werden. Das deckt sich mit den Beobachtungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) – der auf noch mehr europäischen Einsatz für offene Märkte hofft.

Dem neuen Report zufolge legten die europäischen Exporte 2019 gegenüber dem Vorjahr zwar um acht Milliarden Euro zu. Allerdings stellt die EU-Kommission eine hohe Anzahl neuer Beschränkungen fest, die europäische Ausfuhren behindern.

Covid-19 befördert Protektionismus zusätzlich

Davor warnt auch DIHK-Präsident Eric Schweitzer, wobei sich die Lage mit der Pandemie noch zugespitzt hat: "Aus deutschen Unternehmen bekommen wir zunehmend Rückmeldungen, dass sich die Corona-Krise auch zu einer Protektionismus-Krise auswächst", berichtet er. "Bereits zuvor war der Protektionismus weltweit auf dem Vormarsch. Jetzt jedoch ist noch eine Verschärfung festzustellen. Das spüren die international aktiven deutschen Unternehmen ganz deutlich in ihren Geschäften."

Schweitzer verweist auf jüngste DIHK-Umfragen, denen zufolge bereits jedes zweite deutsche Unternehmen mit Auslandsgeschäft über neue Handelshemmnisse durch Zölle, Sanktionen oder andere Barrieren klagt – ein Rekordwert.

Exporteinbruch von 15 Prozent zu erwarten

"Zudem hat der Ruf in vielen Ländern nach Lokalisierungszwängen und Exportkontrollen, um die heimische Wirtschaft vermeintlich zu schützen, gerade in der Corona-Krise an Lautstärke gewonnen", bedauert der DIHK-Präsident. "Das Ergebnis: Höhere Kosten, Produktionsengpässe und längere Lieferzeiten bedrohen die erfolgreiche deutsche Außenwirtschaft." Für das Gesamtjahr 2020 erwarte der DIHK einen Rückgang der Exporte von mindestens 15 Prozent – "eine dramatische Entwicklung".

Für Offenheit und faire Marktchancen

Gerade mit Blick auf die Europäische Union gelte es "jetzt umso mehr, für wirtschaftliche Offenheit einzustehen und diese deutlich einzufordern", mahnt Schweitzer. "Für etliche Unternehmen hat die EU in den letzten Jahren durch Abkommen beispielsweise mit Japan und Kanada die Geschäfte erleichtert. Weitere ehrgeizige Abkommen, etwa mit Mercosur, bieten jetzt die Chance, ein Signal gegen den grassierenden Protektionismus zu setzen und gleichzeitig den Unternehmen die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Lieferketten zu diversifizieren."

Außerdem sollte nach Auffassung des DIHK "über die EU international eingefordert werden, dass europäische Unternehmen im Ausland dieselben Zugänge haben wie ausländische Unternehmen hierzulande".

Quelle: DIHK / Vorschaufoto: fotolia

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