Dunkle Wolken über dem Ölmarkt, Metallpreise stabil

Frankfurt/M. - Die IEA sieht die Ölnachfrage im freien Fall, Gold steht vor größtem Wochengewinn seit mehr als 11 Jahren, Silber bei ETF-Anlegern wieder beliebt, Metallpreise überraschend immun gegen schwache US-Daten,

Energie: Geringe Ölnachfrage

Trotz des starken Anstiegs am US-Aktienmarkt und eines deutlich schwächeren US-Dollar blieb der Ölpreis auffällig schwach. Laut Commerzbank fiel er am Freitag vergangener Woche unter 26 USD je Barrel (Brent). Es herrscht eine hohe Überversorgung. Laut dem Chef der Internationalen Energieagentur (IEA) Birol könnte die Ölnachfrage in diesem Jahr um bis zu 20 Mio. Barrel täglich bzw. 20% fallen könnte, weil weltweit drei Milliarden Menschen wegen Corona "eingesperrt" seien.

Hinzu kommt der Preiskrieg der OPEC gegen die anderen Ölproduzenten, wobei Saudi-Arabien und seine Alliierten bereits im April ihre Produktion um über 3 Mio. Barrel täglich erhöhen wollen. Birol rief Saudi-Arabien auf, die Produktion nicht noch weiter zu erhöhen und zur Stabilisierung des Ölmarktes beizutragen. Die Commerzbank glaubt jedoch nicht, dass sich Saudi-Arabien so einfach vom erst kürzlich gewählten "Pfad der Rache" abbringen lässt. Zwar dürfte der weltgrößte Ölimporteur China jetzt weit über dem eigentlichen Bedarf Rohöl importieren und seine strategischen Reserven befüllen. Auch sollte die Dieselnachfrage nicht mehr allzu stark sinken und der günstige Benzinpreis die Konsumenten entlasten. Doch der Nachfrageeinbruch ist enorm, es besteht ein massives Überangebot. Der Ölpreis dürfte laut Commerzbank weiter unter Druck bleiben.


Edelmetalle: Gold vor größtem Wochengewinn seit 11 Jahren

Der Goldpreis stieg am Donnerstag vergangener Woche auf gut 1.640 USD je Feinunze, nachdem das US-Arbeitsministerium für die letzte Woche einen Rekordanstieg der US-Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung berichtete (siehe Industriemetalle unten). Am Freitag notierte Gold 20 USD niedriger. Dennoch steht es mit einem Zuwachs von mehr als 8% vor dem stärksten Wochengewinn seit Dezember 2008.

Die US-Aktienmärkte stiegen den dritten Tag in Folge deutlich. Der Dow Jones Industrial Average lag zu Beginn letzter Woche mehr als 20% im Plus und verzeichnete den stärksten 3-Tagesanstieg seit 1931. Offensichtlich herrscht am Aktienmarkt Optimismus vor, dass das in dieser Woche verabschiedete 2 Bio. USD-Rettungspaket der US-Regierung den wirtschaftlichen Absturz wird verhindern können. Allerdings wird sich dadurch die US-Staatsverschuldung massiv erhöhen. Man kann von einer Entankerung der Papiergeldwährungen sprechen. Gold wird wahrscheinlich als nicht beliebig vermehrbare Alternativwährung ungeachtet kurzfristiger Preisausschläge von dieser beispiellosen Gelddruckorgie profitieren. Was für den US-Dollar gilt, trifft auch auf den Euro zu. Gold in Euro ist letzte Woche bereits wieder nahe an das Rekordhoch von Ende Februar herangekommen.

Edelmetalle: Silber bei ETF-Anlegern wieder beliebt

Die Silber-ETFs verzeichneten letzte Woche massive Zuflüsse. Seit Wochenbeginn summieren sich die Zuflüsse auf knapp 560 Tonnen. Offensichtlich erachten die Anleger Silber bei einem Gold/Silber-Verhältnis von zeitweise über 120 als Schnäppchen. Ein ähnliches Anlegerverhalten war auch im Sommer 2019 zu beobachten, als das Gold/Silber-Verhältnis erstmals seit 27 Jahren auf über 90 stieg. Damals verzeichneten die Silber-ETFs im dritten Quartal Zuflüsse von fast 3.000 Tonnen. Der Silberpreis hat seit Mitte März von unter 12 USD auf 14,5 USD je Feinunze zugelegt. Das Gold/Silber-Verhältnis verringerte sich auf 111.


Industriemetalle: Preise überraschend stabil, China auf dem Weg zum Normalniveau

Wie die Commerzbank meldet, sind in den USA die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der letzten Woche wegen des Coronavirus auf ein noch nie dagewesenes Niveau von 3,3 Mio. nach oben gesprungen. Dies ist ein Vorgeschmack auf die schlechten Konjunkturdaten, die in den nächsten Wochen und Monaten veröffentlicht werden. Die US-Wirtschaft (wie auch die vieler anderer Länder) legt aktuell eine Vollbremsung hin. Obwohl die Arbeitslosendaten weit schlechter ausfielen als erwartet, haben die Metallpreise erstaunlicherweise kaum reagiert. Sie haben später sogar leicht zugelegt. Die Commerzbank ist jedoch skeptisch. Sie glaubt nicht, dass sich die Metallpriese dauerhaft dem Druck schlechter Konjunkturdaten entziehen können.

Laut Commerzbank zeigten sich in den letzten Wochen die Stahlpreise relativ robust. Dies dürfte daran liegen, dass Industriekreisen zufolge einige Großhändler und Endkonsumenten zuletzt noch größere Mengen Stahl geordert haben, da sie in der Zukunft Lieferschwierigkeiten erwarten. Zudem drosseln immer mehr Stahlhersteller ihre Produktion – sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks. Wie stark sich dies in der Statistik des Weltstahlverbands niederschlägt, ist noch nicht klar. Denn während viele Länder gerade herunterfahren, ist China schon wieder auf dem Weg zurück zum Normalniveau. Eine steigende Stahlproduktion dort – sie war im Februar gemäß Daten des Weltstahlverbands auf Tagesbasis um 5,1% gegenüber Januar gefallen – könnte die Rückgänge andernorts ausgleichen. China stand im Februar für 53% der weltweiten Stahlproduktion.

QuelleCommerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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