Drastischer Einbruch im zweiten Quartal
von Hubert Hunscheidt
Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) fällt im Mai auf einen neuen Tiefststand von 20 Punkten. Im April hatte der Wert für das zweite Quartal immerhin noch bei knapp 37 Punkten gelegen. Angesichts der bis in den Mai verordneten Lockdown-Maßnahmen dürfte die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um mehr als zehn Prozent gegenüber dem ersten Vierteljahr einbrechen. Im Zuge der teilweisen Lockerungen nimmt die Wirtschaft zwar wohl wieder etwas Fahrt auf. Dies zeigt auch die jüngste Aufhellung der Geschäftserwartungen der Unternehmen. „Der Einbruch ist aber drastisch und eine vollständige Erholung wird sehr lange auf sich warten lassen“, sagt DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. „Das Auslandsgeschäft dürfte angesichts der weltweit verheerenden Folgen der Corona-Pandemie wegbrechen und die Nachfrage vor allem nach Investitionsgütern schwach bleiben. Das trifft die stark auf solche Güter ausgerichtete deutsche Volkswirtschaft in besonderem Maße.“
Die Maßnahmen werden nur allmählich zurückgenommen, vielerorts bleiben die Kapazitäten beschränkt, um den Hygieneanforderungen zu genügen. Zudem ändern die Verbraucherinnen und Verbraucher ihr Verhalten, um das Infektionsrisiko zu reduzieren. „Dass Betriebe und Dienstleister Stück für Stück zum Normalbetrieb zurückkehren, ist das eine – dass Produkte und Dienstleistungen aber wieder so nachgefragt sind wie vor Ausbruch der Pandemie, ist etwas ganz anderes“, sagt Simon Junker, Experte für die Konjunktur in Deutschland. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher seien verunsichert und würden sich mit größeren Anschaffungen zurückhalten – zumal nicht wenige Menschen Einkommenseinbußen hinnehmen müssen, weil sie etwa in Kurzarbeit oder arbeitslos sind. Die Politik stabilisiert – gerade auch im internationalen Vergleich – die Einkommen der privaten Haushalte und Unternehmen und damit die Binnenwirtschaft. Die deutsche Exportwirtschaft dürfte dagegen unter der in vielen Ländern deutlich steigenden Arbeitslosigkeit und den weltweit eingetrübten Investitionsplänen leiden.
Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. / Vorschaufoto: fotolia