Digitalisierung: Startups werden kaum eingebunden

von Alexander Kirschbaum

Digitalisierung ist ein vielschichtiges Thema und konfrontiert Unternehmen mit einer Reihe von Fragen. Der IT-Dienstleister Cognizant, Lünendonk sowie Prof. Dr. Peter Buxmann, Inhaber des LehrstuhlsWirtschaftsinformatik der TU Darmstadt, widmen sich dem Thema in der aktuellen Trendstudie „Wie digitalisieren Sie Ihr Business? – Mehrwerte schaffen durch Digitale Transformation“. Über 120 befragte IT-und Business-Entscheider geben darin ihre Einschätzungen ab.

In den meisten Branchen, wie Industrieproduktion, Handel, und Logistik, herrscht vielerorts ein langsames Tempo im Hinblick auf Entwicklung und Vermarktung digitaler Geschäftsmodelle und Innovationen. Die meisten Unternehmen sind geprägt durch hierarchische Organisationen, lange Entwicklungszyklen und einen hohen Qualitätsanspruch bei gleichzeitig geringer Fehlertoleranz. Die Perspektive bei der Strategieentwicklung, aber auch bei der Innovationsentwicklung, ist häufig sehr stark auf die eigene Branche bzw. das engere Wettbewerbsumfeld gerichtet. All das ist aber genau das Gegenteil vom Konzept der überaus erfolgreichen Vertreter der Digitalisierung (Amazon, Zalando, Google, Alibaba etc.). Allerdings zeigt die Lünendonk-Studie, dass die Unternehmen zweigleisig fahren und sich neben den klassischen auch moderne Innovationsmethoden etabliert haben.

Kooperation mit Partnern

So entwickeln 92 Prozent der befragten Unternehmen ihre Innovationen zwar innerhalb der eigenen Unternehmensorganisation. Überragende 98 Prozent setzen jedoch auch auf die Kooperationen mit Partnern (Open Innovation), um Innovationen zu entwickeln und auf ihre Marktreife vorzubereiten. „Gerade bei Themen, die fern vom bisherigen Geschäftsmodell sind, öffnen sich Unternehmen. Anders haben sie auch keine Chance, an Kreativität und neuen Ideen zu kommen“, sagt Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk.

Auffallend ist jedoch, dass Start-ups bei den meisten Unternehmen eine untergeordnete Rolle bei der Wahl zum Kooperationspartner spielen. Nur etwa ein Viertel der Studienteilnehmer nutzt Start-ups als externen Innovationspartner. „In der Regel sind es die großen Konzerne, die Start-ups in die Innovationsentwicklung einbinden können. Im Gegensatz zum Mittelstand haben die großen Konzerne die finanziellen Mittel, um Innovationszentren aufzubauen und ohne großen wirtschaftlichen Druck zu betreiben. Jedoch sollten alle Unternehmen sich den Start-ups und branchenfremden Unternehmen öffnen, denn nur dadurch kann das Potenzial an Kreativität und frischen Ideen für Veränderung, Anpassung und Wachstum genutzt werden“, so Zillmann weiter.

Keine konkrete Vorstellung von Innovationen

„Den Unternehmen fällt es schwer zu erkennen, welche Innovationen dabei helfen, einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu generieren. Die Resultate der Studie zeigen, dass die befragten Unternehmen eher auf Nummer sicher gehen, als neue, vielleicht auch unsichere Wege zu beschreiten“, folgert Prof. Dr. Buxmann. Vor allem in „Verteidigungszielen“, wie Bindung von Kunden oder Prozessverbesserungen, sehen die Studienteilnehmer derzeit Digitalisierungschancen. Im Gegensatz dazu rechnen sich die Unternehmen für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle oder für die Erschließung neuer Märkte im Moment eher geringere Chancen aus.

Dies kann durchaus zur Gefahr werden. Es entsteht ein Spannungsfeld, wenn Unternehmen wachstumsorientierten Themen nur geringe Chancen zuschreiben und gleichzeitig das Investitionsrisiko bei der Entwicklung digitaler Innovationen und Geschäftsmodelle als hoch einstufen. Auf lange Sicht gefährdet dieses Verhalten die Überlebensfähigkeit, denn am Ende des Tages selektiert der Kunde diejenigen Unternehmen, die kein digitales Erlebnis bieten, einfach aus.

Quelle: Lünendonk & Hossenfelder GmbH  Vorschau-Foto: Fotolia

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