Rally der Metallpreise setzt sich fort

Frankfurt/M. - Die Rally der Metallpreise setzt sich fort. Getragen wird sie laut Commerzbank durch das gute Finanzmarktumfeld und den schwachen US-Dollar sowie die schneller als erwartete Wirtschaftserholung in vielen Ländern. Derzeit sei nicht abzusehen, dass die gute Stimmung ins Gegenteil umschlage. Die Commerzbank meint zwar, dass die hohen Preisniveaus angesichts zumeist überversorgter Märkte nicht gerechtfertigt seien und eine Korrektur überfällig wäre. Allerdings scheinen die Fundamentaldaten aktuell keine dominante Rolle an den Metallmärkten zu spielen. Daher revidiert die Commerzbank ihre Prognosen nach oben.

Metallpreise steigen weiter

Die Industriemetalle kennen weiter nur einen Weg – den nach oben. Nach einer kurzen Verschnaufpause hat die Dynamik des Preisanstiegs wieder zugenommen. Der LME-Industriemetallindex (LMEX) hat mittlerweile das höchste Niveau seit fast 1½ Jahren erklommen. Wie die Commerzbank berichtet, wiesen Anfang September alle sechs an der LME gehandelten Metalle eine positive Preisentwicklung in diesem Jahr auf.

Angeführt wird die Liste von Kupfer und Zink. Betrachtet man die Performance seit den Tiefs im März/April im Zuge der Corona-Krise, ist Kupfer mit über 40% bislang am stärksten gestiegen. Der Absturz zuvor – nach Bekanntwerden des Coronavirus-Ausbruchs im Januar hatte der LMEX innerhalb von zwei Monaten 23% verloren – mag zwar übertrieben gewesen sein. Die Erholungsrally hat die Korrektur zuvor aber klar in den Schatten gestellt. Denn nach anfänglichem Zögern nahm sie spürbar Fahrt auf und der LMEX ist nun 35% höher als im März-Tief.

Hoffnung auf Impfstoff, Wirtschaftserholung und schwacher Dollar

Getragen wurde und wird die Rally nach Ansicht der Commerzbank von Hoffnungen auf die baldige Verfügbarkeit eines Impfstoffs gegen Covid-19. Preistreibend war bzw. ist zudem die Wirtschaftserholung, die in vielen Ländern und Regionen schneller erfolgt als ursprünglich gedacht. Der wirtschaftliche Einbruch zuvor war zwar heftig, die aktuelle Erholung fällt aber überraschend stark aus. Daher korrigieren viele Regierungen, Wirtschaftsinstitute und Analystenhäuser ihre Prognosen bereits nach oben. Die Volkswirte der Commerzbank erwarten z. B. für China jetzt ein Wirtschaftswachstum von 1,7% in diesem Jahr (zuvor 1,0%).

Beflügelt wurden die Metallpreise nach Ansicht der Commerzbank auch durch den schwachen US-Dollar. Auf handelsgewichteter Basis ist dieser Anfang September auf den tiefsten Stand seit April 2018 gefallen. Der US-Dollar hat seit Mitte Mai fast kontinuierlich an Wert verloren. Und der Strategiewechsel der US-Notenbank Fed Ende August lässt eine weitere Dollar-Schwäche erwarten. Sollte der US-Dollar weiter abwerten, weht den Metallen von dieser Seite kein Wind entgegen. Im Gegenteil, die Metallpreise wären dadurch sogar unterstützt.

Die Commerzbank warnt jedoch auch vor Übermut und vor selektiver Wahrnehmung Sie verweist auf die Marktpositionierung: Laut CFTC-Statistik bestanden bei Kupfer an der Comex in New York per 1. September die höchsten Netto-Long-Positionen seit Mitte Juni 2018. Auch die LME-Statistik zeigt hohe Wetten auf steigende Metallpreise – und zwar bei allen Metallen. Im Falle von Kupfer sind die Netto-Long-Positionen an der LME in London rekordhoch und fast doppelt so hoch wie sonst üblich. Solch extreme Positionierungen seien in der Vergangenheit oftmals ein Indikator einer Trendumkehr gewesen, sagt die Commerzbank.

Märkte bleiben zumeist überversorgt

Schon auf ihren Herbsttagungen im Oktober 2019 hatten die International Study Groups zumeist hohe Angebotsüberschüsse für dieses Jahr in Aussicht gestellt. Einige große Produzenten und unabhängige Analysehäuser sowie andere Branchenverbände haben inzwischen ihre Sicht der Dinge für 2020 publiziert. Und diese erwarten teilweise sogar noch höhere Überschüsse an den Metallmärkten als die International Study Groups vor knapp einem Jahr.

Laut Einschätzung des International Wrought Copper Council dürfte am Kupfermarkt das Angebot die Nachfrage um 285 Tsd. Tonnen übertreffen. Für den globalen Zinkmarkt erwartet das unabhängige Research-Institut CRU einen Überschuss von 485 Tsd. Tonnen. Auch am Bleimarkt war der Überschuss im ersten Halbjahr (78 Tsd. Tonnen) größer als zuvor für das Gesamtjahr angenommen. Und der globale Nickelmarkt dreht wohl aus dem erwarteten Defizit in einen hohen Überschuss (150 Tsd. Tonnen gemäß Daten von einem der weltgrößten Nickelproduzenten). Der Aluminiummarkt wiederum steht womöglich sogar vor dem höchsten Überschuss seit vielen Jahren. Nachdem dieser im ersten Halbjahr von einem großen Produzenten mit 1,8 Mio. Tonnen angegeben wurde, soll er im Gesamtjahr auf 2,5 Mio. Tonnen anschwellen. Andere Marktteilnehmer bzw. -beobachter setzen den Überschuss sogar noch höher an.

In allen Fällen sollen die Überschüsse durch eine schwache Nachfrage zustande kommen. Der erwartete Nachfragerückgang ist dabei stets größer als die Angebotsausfälle, falls Letztere sich überhaupt in der Jahresbilanz spürbar bemerkbar machen. Das Coronavirus hat die Metallnachfrage hart getroffen und teilweise einbrechen lassen.

Allerdings hat sich die Nachfrage mittlerweile bereits zu einem Großteil erholt, vor allem in China, sagt die Commerzbank. Dies macht sich in den Importen bemerkbar: Gemäß Daten der Zollbehörde hat China in den ersten acht Monaten des Jahres zum Beispiel fast 40% mehr unverarbeitetes Kupfer (4,3 Mio. Tonnen) und 11% mehr Eisenerz (760 Mio. Tonnen) als im Vorjahr eingeführt. Im Juli erreichten die Importe in beiden Fällen Rekordniveaus. Dabei haben die chinesischen Händler allerdings auch die niedrigen Preise im Frühjahr genutzt und opportunistisch große Mengen Metalle gekauft, möglicherweise über Bedarf. Mit den mittlerweile stark gestiegenen Preisen dürfte die Importdynamik unseres Erachtens nun nachlassen.

Fundamentaldaten in den Hintergrund getreten

Laut Commerzbank sollten aus fundamentaler Sicht vor dem Hintergrund der beschriebenen Datenlage die Metallpreise niedriger liegen. Die Metallpreise hätten sich aber von den Fundamentaldaten entkoppelt und somit wäre eine Korrektur überfällig. Diese lasse aber offenbar auf sich warten. Deshalb geht die Commerzbank davon aus, dass bis zum Jahresende keine spürbare Korrektur mehr eintritt. Eine gewisse Unsicherheit berge jedoch die Präsidentschaftswahl in den USA und ein möglicherweise harter BREXIT.


Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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