Die Metallpreise stehen weiter unter Druck

von Angelika Albrecht

Wie die Rohstoffexperten der Commerzbank berichten, stehen die Metallpreise weiter unter Druck. Zu Wochenbeginn setzten Chinas enttäuschendes Kreditwachstum im Juli und das weiter gestiegene Risiko eines Zahlungsausfalls eines großen Bauträgers den Preisen zu. Auch die heute Morgen berichteten Daten zum Einzelhandel, den Anlageinvestitionen und zur Industrieproduktion blieben hinter den Erwartungen zurück: Letztere legte im Juli statt wie erwartet um 4,3% nur um 3,7% gegenüber Vorjahr zu, im Juni hatte der Zuwachs noch bei 4,4% gelegen.

Chinas Zentralbank quittierte die schwachen Konjunkturzahlen überraschend mit einer weiteren Zinssenkung, der stärksten seit 2020. Damit dürfte sie zwar schlimmere Marktreaktionen verhindert haben: Immerhin haben sich die Industriemetallpreise nach der Talfahrt der letzten Tage stabilisiert. Allerdings wird damit auch deutlich, wie groß die Konjunktursorgen mittlerweile eingeschätzt werden. Für eine Erholung bedarf es aber weiterer Maßnahmen, meint die Commerzbank. Nach Einschätzung der China-Analysten muss vor allem dem Immobiliensektor unter die Arme gegriffen werden.

Im Bereich der Rohstoffe waren Chinas Produktionszahlen – so weit bereits aufgesplittet – übrigens eher robust. Die Aluminiumproduktion erholte sich sogar weiter: Mit fast 3,5 Mio. Tonnen wurde im Juli in Chinas Schmelzen fast so viel produziert wie im Rekordhoch im letzten August. Absolut ist die Produktion im Vormonatsvergleich leicht gestiegen, auf Tagesbasis entspricht dies allerdings einem kleinen Minus. Maßgebliche Wachstumsträger war die Provinz Yunnan, die viertgrößte Region in Chinas Aluminiumherstellung, nachdem die Stromrestriktionen dank starker Regenfälle aufgehoben wurden und Schätzungen zufolge Kapazitäten von 1,4 Mio Tonnen wieder in Betrieb genommen wurden. In anderen Regionen musste wohl wegen Instandhaltungsmaßnahmen die Produktion reduziert werden.

Die guten Produktionsnachrichten im mit Abstand größten Produzentenland sollten für den Aluminiumpreis eher belastend sein, als dass Chinas Nachfrage momentan eher schwach ist und ein Lageraufbau bzw. höhere Exporte zu erwarten sind. Nachdem der Aluminiumpreis aber in der ersten Augusthälfte bereits wieder deutlich nachgegeben hat und nur noch knapp über dem Juli-Tief notiert, dürfte das Korrekturpotenzial bereits weitgehend ausgereizt sein.

Erste Schätzungen deuten auch eine hohe Kupferproduktion in China an

Die offiziellen Zahlen für die chinesische Kupferproduktion im Juli werden erst in den nächsten Tagen berichtet, aber das staatliche Researchinstitut Antaike erwartet auch hier eine hohe Produktion an Kupferkathoden. Auf Basis der befragten Kupferschmelzen, die 82% der chinesischen Kupferproduktion stemmen, hat die Produktion um 3,4% gegenüber Vormonat zugelegt. Nach einem Zuwachs von insgesamt 15% im Vorjahresvergleich im Juli soll die Produktion im August dann wohl weiter steigen und ein neues Rekordhoch markieren. Auch der Kupfermarkt ist derzeit reichlich versorgt, was den Kupferpreis dämpft. Mittelfristig wird die Kupfernachfrage aber vom Trend zu Elektrifizierung profitieren.


Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia

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