Deutschlands Wirtschaft im Mai

von Hans Diederichs

Gemäß der Schnellmeldung des Statistischen Bundesamts vom 13. Mai 2016 nahm die wirtschaftliche Aktivität in den ersten drei Monaten saisonal bereinigt um 0,7 Prozent kräftig zu. Getragen wurde das Wachstum vornehmlich von den binnenwirtschaftlich orientierten Komponenten des Bruttoinlandsprodukts. Aber auch die Ausfuhren haben sich in den letzten Monaten etwas belebt. Die Erwerbstätigkeit nahm im ersten Vierteljahr weiterhin merklich zu, wobei neue Beschäftigung vornehmlich in den Dienstleistungsbereichen entstand.

Die Industrieproduktion war im ersten Quartal deutlich besser als von vielen Seiten angesichts des schwierigen außenwirtschaftlichen Umfelds erwartet wurde und die Bauproduktion profitierte spürbar vom milden Winter. Das stabile Preisniveau, die steigende Beschäftigung und zunehmende Einkommen der privaten Haushalte ermöglichten einen weiteren Anstieg der privaten Konsumausgaben Konjunkturell stützend haben auch die staatlichen Ausgaben für die Versorgung der Flüchtlinge gewirkt. Nach den bisher vorliegenden Indikatoren dürften auch die Investitionen merklich zugenommen haben. 

Unsicherheiten gehen zurück

Die Verunsicherung der Wirtschaft zu Jahresbeginn hat sich weiter zurückgebildet. Die konjunkturellen Aussichten der deutschen Wirtschaft werden von den Unternehmen wieder etwas besser eingeschätzt. Die aktuelle Lageeinschätzung seitens der Unternehmen ist nach wie vor günstig. Nach dem positiven Start in das Jahr 2016 dürfte sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft im zweiten Vierteljahr dennoch etwas verlangsamen, weil die übliche Frühjahrsbelebung angesichts der milden Witterung im ersten Vierteljahr etwas schwächer ausfallen dürfte.

Die Weltwirtschaft wächst gegenwärtig nur moderat. Im laufenden Jahr dürfte ihr Wachstum nur wenig höher ausfallen als im Vorjahr. In den Vereinigten Staaten hat sich das Expansionstempo im ersten Quartal 2016 stark verlangsamt. Die aktuellen Frühindikatoren für die globale Wirtschaft deuten nur auf eine sehr allmähliche konjunkturelle Belebung hin.

Außenhandelsumfeld nach wie vor herausfordernd

Trotz des nach wie vor schwierigen Umfelds haben sich die deutschen Warenausfuhren zuletzt etwas erholt m ersten Quartal ergab sich damit ein leichtes Plus der nominalen Ausfuhren von Waren um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die nominalen Einfuhren wurden im ersten Quartal um 0,3 Prozent reduziert. Da die Einfuhrpreise im ersten Quartal mit -2,6 Prozent deutlich stärker gesunken sind als die Ausfuhrpreise (-0,7 Prozent) dürften vom Außenhandel preisbereinigt dennoch keine positiven Impulse auf das Wirtschaftswachstum ausgegangen sein.

Das Produzierende Gewerbe konnte seine Schwächephase der zweiten Jahreshälfte 2015 überwinden. Trotz eines Rückpralls der Produktion im März fiel das Ergebnis des ersten Quartals insgesamt sehr positiv aus. Sowohl die Produktion in der Industrie (+1,9 Prozent) als auch im Baugewerbe (+3,4 Prozent) wurde kräftig ausgeweitet. Die Energieerzeugung ging hingegen angesichts des milden Winters zurück (-1,4 Prozent). Innerhalb der Industrie konnte das Produktionsvolumen im ersten Quartal in allen Hauptgruppen und über nahezu alle Branchen hinweg ausgeweitet werden.

Private Nachfrage stützt Konjunktur

Die Konsumnachfrage der privaten Haushalte bleibt hoch. Insbesondere der Handel mit Kraftfahrzeugen verläuft seit einiger Zeit sehr dynamisch. Im Durchschnitt der Monate Januar und Februar fielen die Kfz-Umsätze gegenüber dem Jahresschlussquartal 2015 real um 4,5 Prozent höher aus. Der sonstige Einzelhandel entwickelt sich seit Jahresbeginn etwas schwächer, insgesamt befindet sich die Stimmung unter Einzelhändlern aber auf einem hohen Niveau.

Der positive Trend am Arbeitsmarkt hält an. Die Erwerbstätigkeit stieg im März gegenüber Februar um 44.000 Personen. In der saisonbereinigten Betrachtung ergab sich bei der Arbeitslosigkeit, auch aufgrund des Anstiegs entlastender arbeitsmarkpolitischer Maßnahmen, gegenüber dem Vormonat ein Rückgang um 16.000 Personen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt hoch. Die Auswirkungen der kräftigen Zuwanderung durch Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt sind noch moderat, sie werden aber bei der Arbeitslosigkeit sichtbarer.

Quelle: BMWi; Vorschau-Foto: fotolia

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