Deutschland: gemäßigter, aber solider Aufschwung

von Hans Diederichs

Die deutsche Wirtschaft befindet sich zur Jahresmitte in einem gemäßigten, aber soliden Aufschwung, sagt das Bundeswritschaftsministerium. Nach einem unauffälligen Jahresbeginn hat sich die Konjunktur im Laufe des zweiten Quartals etwas gefestigt. Vor allem die Industrieunternehmen konnten ihre Produktion spürbar ausweiten.

Konjunktur gewinnt an Dynamik

Die deutsche Industriekonjunktur hat im zweiten Quartal etwas an Dynamik gewonnen. Im Mai wurde das Produktionsvolumen um weitere 0,4 % ausgeweitet. Nach dem spürbaren Anstieg im Vormonat ist für das zweite Quartal insgesamt mit einem positiven Ergebnis zu rechnen. Auch die Umsätze konnten in den vergangenen zwei Monaten merklich gesteigert werden und kletterten dank positiver Impulse aus dem Ausland auf den höchsten Stand seit sieben Jahren. Die Auftragseingänge sind trotz eines leichten Rückgangs im Mai im Trend aufwärtsgerichtet und profitieren derzeit insbesondere von der steigenden Auslandsnachfrage.

Die Bestellungen aus dem Ausland nahmen überdurchschnittlich zu. Hier helfen die Belebung im übrigen Euroraum und der niedrige Eurowechselkurs. Im Bausektor fiel die Frühjahrsbelebung nach dem produktionsintensiven milden Winter allerdings gedämpfter aus. Dennoch bleiben seine Aussichten aufgrund der günstigen Rahmenbedingungen weiterhin gut. Wichtigste Triebfeder bleibt der private Konsum.

Dank der positiven Entwicklung der Beschäftigung und der Einkommen befindet sich die Anschaffungsneigung der Verbraucher auf hohem Niveau. Auch ist die Stimmung in den Unternehmen gut. Allerdings wurde sie durch die griechische Krise etwas beeinträchtigt. Es ist wohl vor allem die Unsicherheit über den weiteren Fortgang, die Auswirkungen auf unternehmerische Entscheidungen in Deutschland und in anderen Ländern Europas haben könnte. Insbesondere die längerfristigen Auswirkungen der Griechenlandkrise sind schwierig abzuschätzen. Die kurzfristigen Ansteckungseffekte werden derzeit als relativ gering wahrgenommen.

Weltwirtschaft hat sich stabilisiert

Die Weltwirtschaft stabilisierte sich zuletzt nach relativ schwachem Jahresbeginn. Die weltweite Industrieproduktion hat bis April etwas an Schwung gewonnen. Die Dynamik bleibt aber noch verhalten. In den Vereinigten Staaten konnte sich die Industrieproduktion nach der temporären Schwächephase aufgrund des strengen Winters auch zu Beginn des zweiten Quartals noch nicht durchgreifend erholen. Die Stimmungsindikatoren zeichnen ebenfalls ein gemischtes Bild. Im Euroraum scheint die konjunkturelle Entwicklung zuletzt stabil zu verlaufen.

In verschiedenen Schwellenländern bleiben allerdings die Wachstumsaussichten unsicher. In China fällt beispielsweise das Wachstum weiterhin schwach aus. Hierbei kann es sich jedoch um eine gewisse Normalisierung handeln. Zusätzlich gab es zuletzt deutliche Korrekturen am Aktienmarkt. Die nach wie vor niedrigen Ölpreise sind für rohstoffexportierende Länder eine Belastung. Nach dem verhaltenen Jahresbeginn dürfte sich das globale Wirtschaftswachstum etwas beschleunigen. Der Internationale Währungsfonds geht für dieses Jahr von einem Weltwirtschaftswachstum von 3,3 % aus. Für das kommende Jahr wird mit einem Wachstum von 3,8 % gerechnet.

Quelle: BMWi  Foto: fotolia

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