Deutsche Wirtschaft steht hinter Europäischer Union

von Alfons Woelfing

Für mehr als zwei Drittel der deutschen Unternehmen ist die Europäische Union "besser als ihr Ruf" – das belegt eine heute vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) veröffentlichte Umfrage unter bundesweit knapp 1.800 Betrieben aus dem unternehmerischen Ehrenamt der IHK-Organisation.
 
Sogar 82 Prozent der Betriebe, die sich an dem branchenübergreifenden IHK-Unternehmensbarometer "Europa gestalten – unsere Zukunft" beteiligten, bewerten die EU als wichtigen Stabilitätsanker. Insbesondere im Binnenmarkt und in der gemeinsamen Währung sieht die Wirtschaft konkrete Vorteile.
 
Für die international agierenden Unternehmen ist zudem die gemeinsame Handelspolitik von großer Bedeutung: Mehr als zwei Drittel der Betriebe mit Geschäften in Drittstaaten ordnen diesem Punkt einen hohen Nutzen zu. "Die deutschen Unternehmen wissen, was sie an der EU haben: einen Garanten für den gemeinsamen Binnenmarkt und einen Stabilitätsanker in global turbulenten Zeiten", kommentiert DIHK-Präsident Eric Schweitzer die Untersuchung. "Es hat uns selbst überrascht, wie stark der grundsätzliche Zuspruch in der deutschen Wirtschaft ist – auch bei den Betrieben, die selbst nicht grenzüberschreitend tätig sind."
 
Fast drei Viertel der Umfrageteilnehmer bewerteten wegen der entfallenen Wechselkursrisiken auch die gemeinsame Währung als europäischen Integrationserfolg, berichtet Schweitzer. "Zugleich wollen aber mehr als 60 Prozent, dass sich die EU nach der Europawahl verstärkt um die Krisenresistenz der Wirtschafts- und Währungsunion kümmert. Das muss ganz oben auf der Liste stehen. Denn hier gibt es noch viel zu tun."
 
Der Untersuchung zufolge wünscht sich rund die Hälfte der Unternehmen darüber hinaus Aktivitäten, die die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft in den Blick nehmen. Dazu gehören aus ihrer Sicht vor allem die Sicherung von Fachkräften durch eine stärkere Berufsbildung in der EU, verbesserte internationale Handelsregeln und Vereinheitlichungen der steuerlichen Bemessungsgrundlage. Unter den Top 5 der Prioritäten findet sich zudem der Wunsch, die EU möge bei neuen Regulierungen die Auswirkungen auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verbindlich berücksichtigen.
 
"Unsere Umfrage macht deutlich: Deutsche Unternehmer zweifeln nicht daran, dass die EU-Staaten in Brüssel Gemeinsamkeiten finden müssen", fasst Schweitzer die Resultate zusammen. "Sie kritisieren jedoch, was dabei teilweise an praxisfremden Regelungen herauskommt – insbesondere in Deutschland."
 
Das zeige sich am Beispiel der Datenschutzgrundverordnung: Die Hälfte der Unternehmen stelle fest, dass die Verordnung hierzulande gründlicher oder je nach Sichtweise auch bürokratischer umgesetzt werde als in anderen EU-Ländern. "Vier von zehn Betrieben sehen dadurch ihre Wettbewerbsposition gefährdet", warnt der DIHK-Präsident. "All diese Kritikpunkte sollten wir ernst nehmen. Wir als DIHK werden deshalb nach der Wahl darauf achten, dass kleinere und mittlere Unternehmen noch besser an der Weiterentwicklung der EU beteiligt werden."
 
Ein wichtiges Element sei der auch auf DIHK-Initiative hin eingeführte Rechtsfolgen-Test für KMU. "Dieser Test darf kein Papiertiger bleiben", mahnt Schweitzer. "Er muss nach der Wahl mit Leben erfüllt werden. Dafür werden wir uns gerade auch im Interesse unserer vielen Mittelständler stark machen."
 

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