Deutsche Wirtschaft hat die Rezession im Blick

von Hubert Hunscheidt

Immerhin rechnen die Verbände nicht mit einem Investitionseinbruch und auch die Aussichten für den Arbeitsmarkt sind relativ stabil.

Der russische Krieg gegen die Ukraine hat die Welt erschüttert und die Konjunktur auch in Deutschland auf Talfahrt geschickt. Kein Wunder also, dass die vom IW von Ende November bis Anfang Dezember befragten Verbände ihre Lage überwiegend schlechter beurteilen als vor einem Jahr:

In 39 Wirtschaftszweigen hat sich die Stimmung gegenüber dem Jahreswechsel 2021/2022 eingetrübt, nur fünf sprechen von einer besseren Geschäftssituation.

Der Blick nach vorn fällt kaum erfreulicher aus, auch wenn eine Gasmangellage für den laufenden Winter mittlerweile als unwahrscheinlich gilt und die Bundesregierung unter anderem mit der Gas- und Strompreisbremse die Unternehmen und Verbraucher entlastet. Doch ein Ende des Ukraine-Kriegs ist nicht absehbar und die schwache Konjunktur in China und den USA trübt die Aussichten für die deutsche Exportwirtschaft.

Insgesamt 30 Wirtschaftsverbände rechnen für 2023 mit einer geringeren Produktion beziehungsweise niedrigeren Umsätzen als im vergangenen Jahr.

Vor diesem Hintergrund geht das IW derzeit davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2023 real um ¾ Prozent schrumpfen wird. Diese Rezession haben offenbar auch die Verbände im Blick:

Insgesamt 30 Verbände rechnen für 2023 mit einer geringeren Produktion beziehungsweise niedrigeren Umsätzen als im vergangenen Jahr – lediglich 13 Branchen erwarten leichte Zuwächse.

Pessimistisch ist ein Großteil der Industrie sowie die Bauwirtschaft, zuversichtlich zeigen sich dagegen das Gastgewerbe und der Tourismus, wo der Nachholbedarf nach den harten Coronajahren besonders ausgeprägt ist.

Investitionstätigkeit bleibt schwach, Arbeitsmarkt robust

Die Investitionen dürften sich der Verbandsumfrage zufolge im Jahr 2023 eher schwach entwickeln, wenn auch kein dramatischer Einbruch zu erwarten ist. Immerhin 22 Verbände gehen von einer konstanten Investitionstätigkeit aus, während 17 ein Minus auf der Rechnung haben. Dies gilt unter anderem für die Sparten der Metallindustrie, die Chemie- und Pharmabranche sowie den gesamten Bausektor.

Trotz der trüben Produktionsperspektiven halten vor allem in der Industrie viele Firmen angesichts der Fachkräfteengpässe auch in Krisenzeiten an ihren Mitarbeitern fest. In 23 Wirtschaftszweigen ist eine stabile Beschäftigung wahrscheinlich, in neun Branchen werden die Unternehmen voraussichtlich sogar zusätzliches Personal einstellen. 16 Verbände erwarten allerdings Arbeitsplatzverluste.

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. / Foto: Fotolia

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