Deutlich mehr Insolvenzen im Maschinenbau
von Hubert Hunscheidt
Der Maschinenbau-Sektor ist ein essenzieller Bestandteil der deutschen Wirtschaft, aber wie steht die Branche finanziell da? Während die Insolvenzrate mehr als doppelt so hoch wie der bundesweite Mittelwert ist, sind in dieser Industrie Unternehmen weniger häufig verschuldet und zahlen ihre Rechnungen schneller als der branchenübergreifende Durchschnitt. Für die Analyse zog die weltweit meistgenutzte Wirtschaftsauskunftei Creditsafe Informationen aus öffentlich einsehbaren Quellen wie dem Bundesanzeiger, Amtsblätter und Handelsregister sowie Insolvenzbekanntgaben und Gewerbeämter heran. Diese Daten ergänzte die Auskunftei um ihren umfangreichen Pool aus Zahlungserfahrungen.
Deutlich mehr Insolvenzen im Maschinenbau-Sektor gemeldet
Rund 1,4 Prozent der Firmen im Maschinenbau-Sektor konnten ihre Rechnungen 2019 nicht mehr begleichen. Diese Insolvenzrate fällt mehr als doppelt so hoch aus wie der branchenübergreifende Durchschnitt von 0,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der insolventen Unternehmen sprunghaft um 0,4 Prozent an - und das, obwohl sich 2019 die Zahl der aktiven Unternehmen in dem Sektor signifikant verringert hatte.
Maschinenbauer weniger von Überschuldung gefährdet
Immer wieder einen neuen Kredit oder ein Darlehen aufzunehmen ist verlockend, aber schnell droht Firmen die Überschuldung. Unternehmen im Maschinenbau kennen jedoch ihr Limit besser als der bundesweite Durchschnitt. Nur ca. 12 Prozent der Betriebe sind 2019 in die Überschuldungsfalle getappt. In der gesamtdeutschen Wirtschaft sind es rund 14 Prozent. Dabei kristallisiert sich die Faustregel heraus: Je größer die Firma, desto höher das Überschuldungsrisiko. Dabei kristallisiert sich die Faustregel heraus: Je größer die Firma, desto höher das Überschuldungsrisiko. In der Maschinenbau-Branche verhält es sich dagegen genau umgekehrt: Knapp jeder fünfte Kleinstunternehmer, aber nur rund zwei Prozent der Großbetriebe haben sich an Krediten und Darlehen übernommen.
Rechnungen werden rund 4 Tage nach Zahlungsziel beglichen
Viele Unternehmen begleichen ihre Rechnungen unpünktlich - im Schnitt zahlen deutsche Firmen etwa 5,1 Tage nach dem vereinbarten Zahlungsziel. Die Maschinenbau-Branche ist disziplinierter, hier dauert es im Schnitt 4,3 Tage zu lang, bis das Geld überwiesen wird. Trotzdem können verspätet eingehende Zahlungen Geschäftspartner in finanzielle Engpässe bringen: Vor allem kleine Betriebe mit geringen Gewinnmargen müssen sich darauf verlassen können, den Lohn für ihre Arbeit pünktlich zu erhalten. Sind ihre Kunden unzuverlässig bei der Bezahlung, kommen diese Firmen schnell in Geldnöte. Im schlimmsten Fall müssen sie sogar Insolvenz anmelden, wenn Zahlungsverzüge sie in die Überschuldung treiben.
2020 erwartet die Branche stürmische Zeiten
Steigende Insolvenzzahlen im Vorjahr sind ein Vorbote auf die stürmischen Zeiten, welche die Maschinenbrau-Branche in diesem Jahr erwartet. Der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Carl Martin Welcker, erwartet ein reales Produktionsminus von bis zu 5 Prozent, ausgelöst durch die schwierige wirtschaftliche Situation durch den Corona-Virus.
Quelle und Grafik: Creditsafe Deutschland GmbH / Vorschaufoto: marketSTEEL