Den europäischen Stahlpreisen fehlt ein klares Signal

von Angelika Albrecht

Im Vorfeld der jährlichen Made in Steel-Messe, die Anfang Mai in Mailand stattfand, äußerten europäische Stahleinkäufer Unsicherheit über die künftigen Preise und hielten sich mit Käufen zurück. Wie das Analysehaus MEPS mitteilt, bliebt der Unterschied zwischen inländischen und importierten Coil-Produktpreisen erheblich. Die europäischen Stahlproduzenten versuchten, dem Abwärtsdruck zu widerstehen. Die Käufer erwarteten von der Mailänder Veranstaltung ein klares Signal.

Messen, bei denen viele Branchenteilnehmer an einem Ort zusammenkommen, bieten typischerweise die Möglichkeit, den Markt neu zu gestalten. Die europäischen Stahlhersteller konnten jedoch keine klare Richtung vorgeben. Die meisten Marktangebote wurden zurückgezogen, da die Werke versuchten, aus ihren Gesprächen den weiteren Weg abzuleiten.

EU-Mühlen stehen vor einem Dilemma. Sie haben keinen offensichtlichen Anreiz, die Preise zu senken, wenn ihre Kapazität so stark ausgelastet ist, wie sie behaupten. Sie wissen, dass niedrigere Angebote nur wenige zusätzliche Bestellungen anziehen werden, solange die Nachfrage schwach ist und die Käufer vorsichtig bleiben. Dennoch müssen sie als wettbewerbsfähig wahrgenommen werden, um zukünftige Geschäfte zu sichern.

Die in diesem Monat bestätigten Spot-Deals sind zwar relativ spärlich, weisen jedoch alle eine Abwärtstendenz auf, sowohl für Flach- wie für Langprodukte. Käufer gehen davon aus, dass für größere Mengen niedrigere Preise verfügbar wären, große Anfragen sind jedoch selten.

Die Automobilindustrie produziert weiterhin auf einem Niveau, das unter ihrem Höchststand liegt. Der Bausektor, insbesondere der Wohnungsbau, ist aufgrund der hohen Zinsen schwach. Dies wirkte sich negativ auf den Wert langer Produkte aus.

Die Preise für Tragwerksprofile, Stabstahl und Bewehrungsstahl sind seit mehreren Wochen rückläufig. Die spanischen Mühlen waren mit ihren Angeboten besonders aggressiv, was sich auch auf die französischen Marktpreise auswirkte. Die italienischen Produzenten hatten zuvor eine starke Haltung beibehalten und auch die Werte in Nordeuropa unterstützt, doch in diesem Monat begannen ihre Preise zu sinken. Der Effekt war in der gesamten Region spürbar.

Die türkischen Hersteller steigerten ihre Schrottkäufe und ihre Stahlproduktion in Erwartung der Wiederaufbauarbeiten nach dem Erdbeben. Dies verzögert sich jedoch, zum Teil wohl wegen der Präsidentschaftswahl. Infolgedessen ist die Schrottkaufaktivität zurückgegangen, was zu einem Abwärtsdruck auf die Schrottwerte in Europa führt. Die Zahl der türkischen Mühlenangebote an europäische Käufer zu wettbewerbsfähigen Preisen hat zugenommen.


Quelle: MEPS International Ltd. / Stainless Steel Review / Vorschaubild: fotolia

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