Chinesische Wirtschaft: Leichtes Plus im Minus

von Alfons Woelfing

In der aktuellen Umfrage vom Januar (9.–24.1.2019) sind die Konjunkturerwartungen für China um 2,2 Punkte gestiegen. Trotz dieser erneuten Zunahme bleiben sie mit minus 18,3 Punkten (Dezember 2018: minus 20,5 Punkte) jedoch weiterhin deutlich im negativen Bereich und liegen auch weit unter dem langfristigen Durchschnitt von 2,7 Punkten. Der CEP-Indikator, der die Konjunkturerwartungen internationaler Finanzmarktexperten/-innen für China auf Sicht von zwölf Monaten wiedergibt, deutet daher weiter auf eine anhaltende wirtschaftliche Schwächephase hin.

Der CEP-Indikator hat in der Januar-Umfrage zugelegt, bleibt mit minus 18,3 Punkten jedoch weiterhin im negativen Bereich.  Hinzu kommt, dass sich die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Situation ebenfalls verschlechtert hat. Sie liegt derzeit bei einem Wert von minus 4,6 Punkten. Eine leichte Mehrheit der Befragten geht somit davon aus, dass die konjunkturelle Lage in China eher schlecht ist.

Die Punktprognose für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2019 zeigt sich in der aktuellen Umfrage mit 6,2 Prozent unverändert gegenüber der Prognose vom Dezember 2018. Ein Wachstum von 6,2 Prozent würde allerdings einen erheblichen weiteren Rückgang verglichen mit dem zurückliegenden Jahr 2018 bedeuten, in dem das chinesische BIP real noch um 6,6 Prozent zugelegt hat. Für 2020 wird sogar ein weiterer Rückgang auf 6,0 Prozent vorhergesagt.

In Übereinstimmung mit der Verschlechterung des Wirtschaftsausblicks sinken auch die Prognosen für die Inflationsrate. Auf Sicht der nächsten zwölf Monate geht die Prognose um 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zum Dezember 2018 zurück und soll entsprechend nur noch bei 2,3 Prozent liegen.

„Die Teilnehmer/-innen unserer Umfrage gehen davon aus, dass sich die chinesische Regierung noch stärker als bisher durch aktive Konjunkturpolitik gegen die Verschlechterung des Wachstums stemmen wird“, sagt Dr. Michael Schröder, Senior Researcher im Forschungsbereich „Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement“ am ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim und Projektleiter der CEP-Erhebung.

Der Indikator für den Staatskonsum steigt denn auch um 18,5 Punkte auf einen neuen Wert von 21,4 Punkten. Fast 62 Prozent der Befragten erwarten, dass der Staatskonsum im Laufe der nächsten zwölf Monate weiter steigen wird. Als Folge sehen 52,4 Prozent der Umfrageteilnehmer/innen einen zusätzlichen Anstieg der Inlandsverschuldung. Aber auch der Indikator für die Auslandsverschuldung steigt in der aktuellen Umfrage.

Der wichtigste Einzelfaktor zur Erklärung der prognostizierten Wirtschaftsschwäche ist die Verschlechterung des Außenhandels, an der sich die negative Wirkung des Handelsstreits zwischen den USA und China zeigt. „Umgekehrt wäre eine für alle Beteiligten positive Einigung in diesem Handelsstreit eine schnelle konjunkturstützende Maßnahme für China“, sagt Michael Schröder.

Quelle: ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim  / Vorschaufoto: marketSTEEL

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