China: Hohe Ölimporte und rekordhohe Stahlproduktion

Frankfurt/M. - Energie: Überangebot an Öl

Die Internationale Energieagentur sieht den Ölmarkt im ersten Halbjahr 2020 reichlich versorgt. Wie die Commerzbank berichtet soll der Bedarf an OPEC-Öl laut IEA bei durchschnittlich 28,5 Mio. Barrel pro Tag liegen. Verglichen mit der gemeldeten OPEC-Produktion im Dezember beträgt das Überangebot damit ca. 1 Mio. Barrel pro Tag. Grund sei das kräftig steigende Nicht-OPEC-Angebot, das ca. 1 Mio. Barrel pro Tag stärker zulege als die globale Nachfrage. Die OPEC wird daher wohl die bestehenden Produktionskürzungen über März hinaus verlängern. Aufgrund der reichlichen Versorgung währte die Schrecksituation auf die Eskalation im Mittleren Osten zu Jahresbeginn nur kurz.

Hohe chinesische Ölimporte wegen hoher Raffineriekapazitäten

Wie die Commerzbank mitteilt, hat China massiv in Ölraffineriekapazitäten investiert, sodass diese im Vorjahr um 28,5 Mio. auf insgesamt 860 Mio. Tonnen gestiegen sind. Entsprechend wurden 2019 mit 652 Mio. Tonnen bzw. gut 13 Mio. Barrel täglich 7,6% auch mehr Rohöl verarbeitet als im Vorjahr. Die chinesische Ölproduktion sei jedoch nur um 0,8% ggü. Vorjahr gestiegen. Die sehr hohen Rohölimporte Chinas sind also vor allem massiven Investitionen in die Verarbeitungskapazitäten und einer stagnierenden Eigenproduktion geschuldet. Die Commerzbank weist darauf hin, dass für den Ölmarkt vor allem entscheidend sei, wie sich die Binnennachfrage Chinas in den kommenden Monaten verhalten wird. So ist die Ölnachfrage in China im Oktober laut IEA um 720 Tsd. Barrel täglich ggü. Vorjahr gestiegen. Sie machte damit den Löwenanteil des gesamten Anstieges von 955 Tsd. Barrel aus. Die Daten aus China wie etwa die BIP-Zahlen vom 17.1. oder die Dezember-Industrieproduktion deuten auf eine Stabilisierung der Konjunktur schon im Vorfeld des Handelsabkommens mit den USA hin.

Industriemetalle: China hat 2019 fast 1 Mrd. Tonnen Stahl produziert

Chinas Wirtschaft hat sich laut Commerzbank gegen Jahresende stabilisiert, wie die am Freitag vom Nationalen Statistikbüro (NBS) veröffentlichten Konjunkturdaten zeigen. Industrieproduktion und Anlageinvestitionen lagen im Dezember über den Erwartungen. Die gesamte Wirtschaft sei im vierten Quartal um 6% gewachsen. Für 2019 als Ganzes gibt das NBS ein BIP-Wachstum von 6,1% an. Dieses ist die niedrigste Wachstumsrate seit fast 30 Jahren und zeigt laut Commerzbank, dass Chinas Regierung die Wirtschaft weiter kontrolliert abkühlen lässt. Die Metallpreise reagieren auf die durchaus soliden chinesischen Zahlen noch relativ verhalten: Sie sind zum Wochenausklang nur leicht fester.

Wie am 17. Januar vom NBS veröffentlicht wurde, hat China im letzten Jahr eine rekordhohe Menge Stahl von fast 1 Mrd. Tonnen produziert. Die gut 996 Mio. Tonnen bedeuten einen Anstieg um 8,3% gegenüber dem Vorjahr. Die hohe Produktion ist laut Angaben des Verbands der chinesischen Eisen- und Stahlproduzenten das Resultat einer robusten Stahlnachfrage, die 2019 um 6% gestiegen sein soll. Nach Angaben von Commerzbank Research wurde die Nachfrage vor allem durch den robusten Immobilienmarkt und durch Infrastrukturinvestitionen getrieben. Trotz des hohen Nachfragewachstums war der chinesische Stahlmarkt im letzten Jahr überversorgt. Medienberichten zufolge will China daher den Bau neuer Produktionskapazitäten verbieten und die Einhaltung von Umweltauflagen besser überwachen.

Edelmetalle: Palladium jetzt wertvollstes börsengehandeltes Edelmetall

Hoch und runter ging es Ende letzter Woche bei den Palladium- und Platinpreisen: Zunächst stiegen sie am vergangenen Freitag, gaben dann nach und zogen zum Handelsende doch wieder an. Palladium war zwischenzeitlich fast 6% im Plus und sprang auf ein neues Rekordhoch von knapp 2.400 USD je Feinunze. Damit ist Palladium jetzt teurer als Platin es jemals war und ist aktuell das wertvollste der vier börsengehandelten Edelmetalle. Die Commerzbank geht davon aus, dass Palladium getrieben ist von Sorgen über eine anhaltende Angebotsknappheit. Für die Verbraucher von Palladium ist es also schwieriger, Material zu bekommen. Platin hat mit dem zeitweisen Anstieg auf über 1.040 USD je Feinunze den höchsten Stand seit fast drei Jahren erreicht. Die Commerzbank vermutet spekulative Käufe, denn genaugenommen sei der Platinmarkt im Überschuss.


QuelleCommerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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