Chalibria-Stahl als Baustein im Konzept zertifizierten CO2-neutralen Stahls vorgestellt

von Hubert Hunscheidt

"Wir sind stolz, dass Carlo Beltrame selbst zu uns nach Dortmund gekommen ist, um über die Vision des Familienkonzerns zur Klimaneutralität zu berichten", sagten die beiden Nordwest-Geschäftsbereichsleiter Stahl, Christopher Rüther und Claudio Kemper. Begleitet wurde der Head of Group Business Development und CEO der AFV Beltrame-Standorte in Frankreich und Rumänien unter anderem von Alain Creteur (CEO für die Schweiz und Geschäftsführer) und Klaus Rieger (Verkaufsdirektor deutschsprachige Länder). Auch Nordwest-Vorstand Jörg Simon dankte der AFV Beltrame Group dafür, dass sie die Veranstaltung hier gewählt hat, um dieses zentrale Thema ihrer Unternehmensstrategie erstmalig in Deutschland vorzustellen.

Den interessierten Brancheninsidern und Zuhörern haben die Vertreter des Marktführers AFV Beltrame Group ihren Plan erläutert, wie sie auch ein führender Anbieter von nachhaltigem Stahl werden wollen. Der Fokus läge ganz klar darauf, Emissionen deutlich zu reduzieren und den Betrieb ökologisch nachhaltiger zu gestalten. Dabei präsentierte das Stahlunternehmen auch Maßnahmen, die zeitlich weit vor der Klimakonferenz in Glasgow mit seinen weitreichenden Klimabeschlüssen bereits umgesetzt worden sind, um dieses Ziel zu erreichen. Die Aufgabe liegt der Familie Beltrame sehr am Herzen, da es eine Generationenfrage ist, hieß es. Denn aufgrund der immer strengeren, verpflichtenden, klimarechtlichen Vorschriften der EU führt nach Ansicht des Unternehmens kein Weg daran vorbei, um einerseits der Verantwortung gerecht zu werden und andererseits wettbewerbsfähig zu bleiben. Daher hat der Konzern für seine Standorte einen Dekarbonisierungsplan aufgestellt – mit dem Ziel, bis 2030 seine Emissionen im Vergleich zum Niveau von 2015 um 40 % zu reduzieren. Schon jetzt liegen die Emissionen der AFV Beltrame Group nach eigenen Angaben deutlich unter dem Durchschnitt für die Stahlindustrie und auch unter dem europäischen Emissionsdurchschnitt für Elektroofenstahl.

Chalibria-Stahl ist der zentrale Baustein in diesem Konzept: ein zertifizierter CO2-neutraler Stahl gemäß den einschlägigen internationalen Standards. AFV Beltrame möchte damit als erster Produzent Stahl unter einer eigenen Markenbezeichnung verkaufen. Der Name „Chalibria“ setzt sich aus den lateinischen Wörtern “Chalybs” (Stahl oder Eisen) und „libra“ (Gleichgewicht oder Waage) zusammen und steht somit für „Stahl im Gleichgewicht“. Alle fertigen Produkte der Unternehmensgruppe sind als Chalibria Stahl vorgesehen.

AFV Beltrame hat detailliert erklärt, wie das Unternehmen den eigenen CO2-Fußabdruck reduziert, indem es insgesamt 45 konkrete Projekte in den Bereichen Produktionseffizienz, Kreislaufwirtschaft, erneuerbare Energien und Wasserstofflösungen definiert hat. Welche Menge CO2 die Produktion einer bestimmten Charge Chalibria-Stahl verursacht, wird durch die unabhängige Zertifizierungsstelle RINA auf Grundlage der gültigen ISO-Norm ermittelt – zu 100 % transparent. Das Zertifikat, das den Kunden darauf basierend zugesandt wird und die Kohlenstoffneutralität von Chalibria bescheinigt, enthält auch Angaben zum Referenzprojekt der für den Ausgleich verwendeten Kohlenstoffgutschriften. Das können Projekte zu den Themen Wiederaufforstung, Photovoltaik oder Wasserkraft in der EU sein. Zusätzlich gibt es für die Kunden die von RINA ausgestellte Konformitätserklärung für diese Kohlenstoffgutschriften.

Klaus Rieger lobte die hervorragende Zusammenarbeit mit Nordwest und appellierte an die anwesenden Handelspartner, dass sie als Überbringer für das Produkt und die Marke gebraucht werden, damit sie es den Endverbrauchern erklären können. Wichtig war ihm, dass AFV Beltrame kein Greenwashing betreibt, sondern eine echte Lösung bietet und mit seinen Emissionswerten ein wirkliches Vorbild sein will.

Carlo Beltrame sagte, sein Unternehmen wolle federführend sein, weil er sicher sei, dass die Nachfrage nach grünem Stahl steigen wird. Er sei der Meinung, dass die Effizienz von Materialien in einigen Jahren eine grundlegende Anforderung sein wird, etwa bei öffentlichen EU-weiten Ausschreibungen. Das werde dann auch die Entscheidungen der Endverbraucher betreffen.

Carlo Beltrames Fazit zum Treffen bei Nordwest: „Begeistert bin ich vor allem vom Publikum – ein sehr offenes Publikum, bereit für den Austausch. Alle zeigten sich interessiert, unsere nachhaltige und zukunftsorientierte Strategie zu verstehen. Ich bin der Meinung, dass wir verpflichtet sind, immer neue Produkte zu schaffen und den Markt für eine nachhaltige Stahlproduktion zu sensibilisieren. Es stimmt, dass die Kosten zwar höher sein werden, aber das ist meiner Meinung nach ein Muss, vor allem in unserem Industriebereich, der so viel CO2 ausstößt. Wir als Produzenten müssen natürlich investieren, um die Auswirkungen der Produktion auf die Umwelt zu vermindern, aber die Kunden auf der anderen Seite müssen natürlich unsere Produkte fördern und darüber sprechen, damit der Mehrwert unserer Bemühungen vom Markt erkannt wird.“

Abgerundet wurde das interessante Programm durch Vorträge zum einen von Oliver Ellermann, Vorstand beim Bundesverband Deutscher Stahlhandel, zur aktuellen Situation aus Sicht des Stahlhandels in Deutschland. Zum anderen sprach Andreas Schneider von StahlmarktConsult über Lage und Aussichten am Stahlmarkt, mit Fokus auf die Einigung der EU-Institutionen zur anstehenden Einführung eines CO2-Grenzausgleichs (CBAM).

Quelle und Foto: NORDWEST Handel AG

Zurück