Bundestagsabgeordneter Carl-Philipp Sassenrath bei Stahlrecyclingbetrieb

von Hubert Hunscheidt

Im Mittelpunkt des Gesprächs mit BDSV-Verbandspräsidenten Andreas Schwenter, BDSV-Geschäftsführer Guido Lipinski und den Giesen-Wekos-Geschäftsführern Christoph Balzer und Kristiana Wolf standen die Herausforderungen der Branche in den Bereichen des Außenhandels, Genehmigungsverfahren und der Infrastruktur. Der Besuch war eine weitere Station auf Sassenraths „Hafenrunde“, bei der er sich mit Betrieben und Beschäftigten mit Sitz im Neusser Hafen austauscht.

„Hier fällt kein Abfall an, sondern hier wird er recycelt. So bleiben die Rohstoffe im System. Auch Stahlrecyclingbetriebe wie Giesen-Wekos müssen wettbewerbsfähig sein können. Das geht nur mit Zugang zum Weltmarkt, einer verbesserten Infrastruktur und Augenmaß bei der Bürokratie“, betonte Carl-Philipp Sassenrath.

Exportverbote würden der Kreislaufwirtschaft schaden

Ein wichtiges Gesprächsthema war die Diskussion über Exportbeschränkungen für Stahlschrotte. BDSV und Unternehmen warnten eindringlich: Europa habe einen strukturellen Überschuss an Stahlschrott – viele Qualitäten fänden mangels Nachfrage in Deutschland keinen Abnehmer. „Ein Exportverbot wäre ein Bärendienst für die Kreislaufwirtschaft", stellte Lipinski klar. „Unsere Mitgliedsunternehmen brauchen offene Märkte, um anfallende Mengen hochwertig verwerten zu können. Wer den Export abwürgt, riskiert Stillstand auf den Plätzen und gefährdet Investitionen in moderne Recyclingtechnik."

Giesen-Wekos verdeutlichte die praktischen Folgen: Während ein Teil der aufbereiteten Schrotte an deutsche und europäische Werke geht, werden qualitäts- und preissensitive Sorten über Seehäfen in Drittländer wie die Türkei geliefert. „Wenn wir bestimmte Sorten nicht mehr exportieren dürften, blieben sie wortwörtlich auf dem Hof liegen", erläuterte Geschäftsführer Balzer.

Schienengüterverkehr: Potenzial vorhanden, Realität ernüchternd

Bei der Güterschienenlogistik klafft Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander, so das Unternehmen. Die Recycler wollen mehr Transporte auf die Schiene verlagern, scheitern aber an fehlenden Kapazitäten, Unzuverlässigkeit und stark gestiegenen Preisen.

„Wenn wir einem Stahlwerk einen Liefertermin zusagen, müssen wir uns darauf verlassen können, dass der Waggon rechtzeitig kommt", sagte Geschäftsführerin Kristiana Wolf. „Aktuell ist der Lkw oft der einzige Weg, Planungssicherheit zu haben – obwohl wir lieber die Schiene nutzen würden."

BDSV-Verbandspräsident Andreas Schwenter unterstrich die Dringlichkeit: „Unsere Betriebe liegen häufig in Häfen oder Industriegebieten mit Gleisanschluss. Das Potenzial für zusätzliche Bahntransporte ist groß, wird aber durch strukturelle Probleme im System Bahn blockiert. Wenn die Politik ernsthaft mehr Güter auf die Schiene bringen will, müssen Infrastruktur, Personal und Wagenpark so aufgestellt werden, dass Industriekunden wieder Vertrauen fassen."

Carl-Philipp Sassenrath, selbst Mitglied des Verkehrsausschusses im Deutschen Bundestag, hob die Entscheidungen des kürzlich verabschiedeten Bundeshaushalts 2026 hervor: Der Bund plane auch dank des Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaschutz Rekordinvestitionen in die Infrastruktur und besonders in die Schiene. Gleichzeitig betonte er, dass noch viel zu tun bleibe. Die zur Verfügung stehenden Mittel müssten nun zügig in konkrete Projekte umgesetzt werden. „Ein Schwerpunkt ist, den Schienengüterverkehr zu stärken, damit mehr Güter auf die Schiene kommen.“

Erst kürzlich habe der Verkehrsausschuss dazu kurzfristige Maßnahmen beschlossen, die eine Absenkung der Trassenpreise ermöglichen sollen – ein wichtiger Schritt für die Wirtschaftlichkeit des Güterverkehrs.

Genehmigungsverfahren als Investitionsbremse

Mit Nachdruck kritisierten BDSV und Giesen-Wekos die aktuelle Genehmigungspraxis. Lange Bearbeitungszeiten, uneinheitliche Anforderungen und überzogene Umsetzung europäischen Rechts würden Investitionen blockieren. „Unsere Mitgliedsunternehmen sind bereit zu investieren", so Lipinski. „Aber wenn jede Modernisierung in monatelange Verfahren mündet, werden Investitionen auf Eis gelegt. Das bremst die gesamte Transformationsagenda aus." Carl-Philipp Sassenrath zeigte Verständnis: „Umweltschutz hilft nur, wenn er umsetzbar und handhabbar bleibt. Hier gilt es vor allem, Genehmigungs- und Planungsverfahren schneller und verlässlich neu aufzustellen. Dafür berät der Bundestag bereits zahlreiche Vorschläge und im kommenden Jahr werden hierfür durch das Infrastruktur-Zukunftsgesetz noch mehr Verbesserungen folgen. Mehr und schneller möglich machen, das ist im Interesse aller Beteiligten.“

Bei einem Rundgang über das Gelände erlebte der Abgeordnete Kreislaufwirtschaft im industriellen Maßstab. Der BDSV kündigte an, den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern fortzusetzen, um die Erfahrungen der Branche frühzeitig in Gesetzgebungsprozesse einzubringen.

Quelle und Foto: BDSV - Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e. V.