Bestes Quartalsergebnis seit 2011

von Alfons Woelfing

Das weltweit führende Unternehmen für Speziallangstahl, meldete eine um 23.4 % höhere Absatzmenge von 580 Kilotonnen im Vergleich zu 470 Kilotonnen im zweiten Quartal des Vorjahrs. Dank nochmals gestiegener Verkaufspreise und höherer Absatzmengen war der Umsatz mit EUR 908.3 Mio. um 29.8 % höher verglichen zum Vorjahresquartal (Q2 2017: EUR 699.8 Mio.).Das bereinigte EBITDA konnte um 22.0 % auf EUR 84.9 Mio. von EUR 69.6 Mio., das EBITDA um 20.8 % auf EUR 81.8 Mio. nach EUR 67.7 Mio. im Vergleich zur Vorjahresperiode verbessert werden.

Auswirkungen der Übernahme von Ascometal auf die Ergebnisse

Seit Februar 2018 sind die Ergebnisse der akquirierten und als Business Unit im Konzern geführten Ascometal in den Konzernzahlen enthalten. Für die entsprechenden Vorjahresperioden wurden die Zahlen nicht angepasst, was bedeutende Auswirkungen auf den Vergleich mit diesen Zahlen hat. Dies ist in höheren Absatzmengen, Umsätzen und Aufwandspositionen ersichtlich. Ascometal lieferte im ersten Quartal einen leicht negativen, im zweiten Quartal einen leicht positiven EBITDA-Beitrag. Das EBITDA des ersten Quartals und somit des Halbjahres wurde vom Badwill erhöht, welcher durch zukünftige Restrukturierungsaufwendungen kompensiert werden wird. Auf die Bilanz- und Cash Flow-Kennzahlen hatte die Integration ebenfalls einen erheblichen Einfluss. Genauere Angaben dazu werden auf den Seiten 8 bis 16 sowie in der Anhangsangabe 7 des zum zweiten Quartal 2018 veröffentlichten Zwischenberichts erläutert. Dieser ist über die Webseite des Unternehmens zugänglich.

Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal 2018

Das günstige Marktumfeld des ersten Quartals hat sich im zweiten Quartal fortgesetzt. Dies führte zu einer anhaltend hohen Nachfrage aus den wichtigsten Kundenindustrien. Auf vergleichbarer Basis, d.h. ohne Ascometal, blieb die Absatzmenge stabil. Geringere Absatzmengen bei Steeltec, verursacht durch die Bereinigung des Produktportfolios im Zuge der Restrukturierung in 2017, wurden von einem leichten Volumenwachstum in der Gruppe kompensiert.

Die Durchschnittspreise für Nickel, Ferrochrom und Schrott haben sich im Vergleich zum ersten Quartal 2018 unterschiedlich entwickelt. Im Vergleich zum ersten Quartal notierte der Durchschnittspreis für Nickel um 9.0 % höher. Der durchschnittliche Schrottpreis sank hingegen um 3.2 % und der Ferrochrompreis stieg um rund 2 %. Verglichen mit den durchschnittlichen Preisen im zweiten Quartal 2017 war Nickel um 57 % höher, Schrott um 28 % und Ferrochrom um 5 %. Dies wirkte sich günstig auf die erzielten Verkaufspreise aus. Der durchschnittliche Verkaufspreis je Tonne Stahl lag im zweiten Quartal 2018 bei EUR 1'566 und war damit um 5.2 % höher als im Vorjahresquartal mit EUR 1'489. Dieser Anstieg war im Wesentlichen auf höhere Basispreise und Schrott- bzw. Legierungszuschläge zurückzuführen. Auch verglichen zum ersten Quartal konnten die Verkaufspreise nochmals angehoben werden, obwohl die strukturell niedrigeren Preise für Qualitäts- & Edelbaustahl von Ascometal nun für drei statt wie im ersten Quartal für zwei Monate im Ergebnis enthalten waren.

Wichtigster Wachstumstreiber im zweiten Quartal blieb die europäische Automobilindustrie, welche im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 erneut 2.9 % mehr Neuzulassungen meldete. Auch der Maschinen- und Anlagenbau entwickelte sich weiterhin robust mit einem Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Die Öl- und Gasindustrie profitierte im zweiten Quartal von den nach oben tendierenden Rohölpreisen, welche von rund USD 65 pro Fass (Sorte WTI) bis gegen USD 74 pro Fass stiegen. Vom positiven Trend in der Industrie konnten unsere Business Units wie bereits in den ersten drei Monaten aufgrund eines strukturellen Wandels des Geschäfts im zweiten Quartal jedoch nur beschränkt profitieren.

Alle Regionen trugen mit zweistelligen Wachstumsraten zum hohen Umsatzwachstum im zweiten Quartal bei. Dank der starken Konjunktur in Europa und dem Beitrag von Ascometal stieg der Umsatz in Europa um 33.5 %. Der von Ascometal herrührende Basiseffekt beeinflusste vor allem den Umsatz in Frankreich, welcher sich mit einem Anstieg um 94.2 % fast verdoppelte. Am zweitstärksten wuchs die Region Afrika/Asien/Australien mit einem Plus von 17.6 %. In Amerika stieg der Umsatz um 15.1 %, vor allem dank starken Verkäufen in Kanada, aber auch dank einem Wachstum von 5.1 % in den Vereinigten Staaten.

Die Absatzmengen in den einzelnen Produktgruppen entwickelten sich ähnlich wie in den ersten drei Monaten des Jahres. Beim Qualitäts- & Edelbaustahl stieg die Absatzmenge um 32.7 % auf 446 Kilotonnen (Q2 2017: 336 Kilotonnen). Nach einem leichten Rückgang im Vergleich zur Vorjahresperiode im ersten Quartal konnten die Mengen beim RSH-Stahl im zweiten Quartal um 1.1 % auf 93 Kilotonnen gesteigert werden (Q2 2017: 92 Kilotonnen). Anhaltend schwach blieben die Verkäufe beim Werkzeugstahl mit einem Minus von 4.9 % im Vorjahresvergleich, wobei die geringere Absatzmenge in dieser Produktgruppe von signifikant höheren Verkaufspreisen überkompensiert wurde, so dass der Umsatz beim Werkzeugstahl dennoch um 4.9 % stieg.

Höhere Verkaufspreise und die Konsolidierung von Ascometal waren die wesentlichen Gründe für das Umsatzwachstum im Konzern von 29.8 % auf EUR 908.3 Mio. verglichen mit EUR 699.8 Mio. im Vorjahresquartal. Dieses fiel in der Produktgruppe Qualitäts- & Edelbaustahl mit einem Plus von 62.0 % auf EUR 484.5 Mio. besonders hoch aus. Dies deshalb, da die Produkte von Ascometal vollständig der Produktgruppe Qualitäts- & Edelbaustahl zugerechnet werden. Der Umsatz in der Produktgruppe rost-, säure- und hitzebeständiger Stahl (RSH-Stahl) stieg um 8.1 %. auf EUR 293.2 Mio. und im Werkzeugstahl um 4.9 % auf EUR 116.7 Mio.

Das um die Einmaleffekte aus der Übernahme von Ascometal bereinigte EBITDA lag mit EUR 84.9 Mio. um 22.0 % über den im Vorjahresquartal erzielten EUR 69.6 Mio. und erreichte den höchsten Wert seit 2011. Die bereinigte EBITDA-Marge war mit 9.3 % aufgrund des Verwässerungseffekts von Ascometal niedriger als im Vorjahresquartal mit 9.9 %. Trotz der negativen Einmaleffekte, die sich auf EUR 3.1 Mio. beliefen, verbesserte sich das EBITDA mit EUR 81.8 Mio. um 20.8 % gegenüber EUR 67.7 Mio. im zweiten Quartal 2017. Die entsprechende Marge betrug 9.0 % nach 9.7 % im Vorjahreszeitraum.

Das Finanzergebnis war mit EUR –10.2 Mio. deutlich besser als im zweiten Quartal 2017 mit EUR –22.1 Mio. Darin spiegeln sich die niedrigeren Zinsaufwendungen der im April 2017 erfolgreich durchgeführten Refinanzierung wider. Am 25. Juni 2018 hat SCHMOLZ + BICKENBACH die Unternehmensanleihe um EUR 150 Mio. auf EUR 350 Mio. aufgestockt. Die Erlöse wurden in erster Linie zur Rückzahlung von Kreditinanspruchnahmen unter der EUR 375 Mio. syndizierten revolvierenden Kreditfazilität genutzt. Diese wurde hauptsächlich in Zusammenhang mit der Akquisition von Ascometal aufgenommen. Die dadurch entstandenen Kosten wurden kapitalisiert.

SCHMOLZ + BICKENBACH erzielte im zweiten Quartal ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von EUR 45.3 Mio. gegenüber EUR 13.9 Mio. im Vergleichsquartal. Der Steueraufwand lag mit EUR –8.2 Mio. aufgrund des höheren Vorsteuergewinns deutlich über dem Vorjahreswert von EUR –3.9 Mio. Das Konzernergebnis konnte somit auf EUR 37.1 Mio. nach EUR 10.0 Mio. in der Vorjahresperiode gesteigert werden.

Der Free Cash Flow verbesserte sich im Vergleich zum ersten Quartal, lag mit EUR –68.2 Mio. aber dennoch klar unter dem Vorjahreswert von EUR 7.1 Mio. Dies war zum einen auf die Übernahme von Ascometal und damit fällige Zahlungen zurückzuführen, zum anderen auf ein angesichts der starken Nachfrage gestiegenes Nettoumlaufvermögen. Dieser Anstieg wurde auch durch den Aufbau von Lagerbeständen für Graphitelektroden beeinflusst.

Die Nettoverschuldung lag mit EUR 625.9 Mio. deutlich über dem Wert des Vorjahres, was auf den im vorherigen Abschnitt beschriebenen niedrigeren Free Cash Flow zurückzuführen ist. Die Nettoverschuldung im Verhältnis zum bereinigten EBITDA stieg dementsprechend auf 2.6x an.

Ausblick 2018

Wir gehen davon aus, dass die Speziallangstahl-Industrie auch im Jahr 2018 weiter wachsen wird, sowohl bei den Absatzmengen als auch beim Wert der Produkte, da wir eine weitere Verschiebung hin zu anspruchsvolleren Produktions- und Stahlanwendungen erwarten.

Wir wollen den positiven Trend der beiden letzten Jahre sowie unsere Strategie konsequent weiterverfolgen und unsere Stärken noch besser nutzen. Gleichzeitig setzen wir auf Kostendisziplin, die notwendig ist, um die steigenden Rohstoff- und Personalkosten abzufedern. Klare Schwerpunkte werden jedoch die Integration und operative Verbesserung von Ascometal sein. Um diese Akquisition zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, werden wir in den nächsten zwei Jahren erhebliche Managementkapazitäten einsetzen.

Die politischen Risiken haben in den letzten Wochen angesichts von Handelsbarrieren, Strafzöllen und Gegenmassnahmen nochmals deutlich zugenommen. Dennoch sehen wir noch keine fundamentale Abschwächung in unseren Geschäften. Die Visibilität in den Sommermonaten ist zwar geringer als im übrigen Jahresverlauf, dennoch erwarten wir ein weiterhin robustes Marktumfeld, was in unverändert gut gefüllten Auftragsbüchern reflektiert ist. Diese Entwicklungen veranlassen uns, die Prognose für 2018 anzuheben. Neu erwarten wir ein bereinigtes EBITDA zwischen EUR 230 Mio. und EUR 250 Mio. (bisher EUR 200 Mio. bis EUR 230 Mio.).

Quelle und Vorschaufoto: SCHMOLZ + BICKENBACH AG

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