Belebung der Schrottpreise lässt auf sich warten

von Hubert Hunscheidt

Die Weltrohstahlproduktion sank bis Ende April 2020 um vier Prozent. Für das Gesamtjahr sieht die IKB Deutsche Industriebank AG jedoch einen Rückgang von gut zwei Prozent. Das Produktionsniveau in der EU sank um zwölf Prozent, während es in Nordamerika um zehn Prozent einbrach.

Die Coronavirus-Shutdowns in Italien, Spanien und Frankreich führten zu Einbrüchen zwischen 18 und 21 Prozent. Die Türkei hielt ihre Stahlerzeugung auf Vorjahresniveau. China steigerte seine Produktion um 1,3 Prozent. Für Deutschland wird im Gesamtjahr eine Tonnage von bis zu 40 Millionen Tonnen erwartet. Der Absatz im Inland fiel bisher mit knapp sieben Prozent im europäischen Vergleich geringer aus. Etliche deutsche Produzenten profitierten von dem Ausfall südeuropäischer Wettbewerber. Das Produktionsniveau im Inland dürfte jedoch ebenfalls in der zweiten Jahreshälfte wieder anziehen. Allerdings könnten ab Sommer Lieferungen aus Italien nach Deutschland strömen.

Aufkommen bei Neuschrotten aus der Automobilindustrie auf sehr geringem Niveau

Im Verlauf des Mai 2020 zogen die Schrottpreise um durchschnittlich 5 Euro pro Tonne an. Die türkischen Abnehmer orderten deutlich mehr Mengen, was nicht zuletzt die stabile türkische Stahlproduktion widerspiegelt. Allerdings kam es auch in der Türkei von Anfang April bis Mai zu Produktionsunterbrechungen. Die türkischen Orders stützten das europäische Preisniveau, obwohl gerade auch die deutschen Stahlwerke zuletzt nur mit geringer Kapazitätsauslastung agierten.

Allerdings ist das Aufkommen bei Neuschrotten aus der Automobilindustrie auf sehr geringem Niveau, während Altschrotte etwas besser, aber auch nicht auf Normalniveau anfallen. Die Eisenerz-Spotpreise zogen infolge von Preisanhebungen australischer Minen im Monatsmittel Mai um über 5 US-Dollar pro Tonne an. Sie bewegten sich in Richtung der Marke von 100 US-Dollar pro Tonne. Eine Belebung der Schrottpreise sollte nach der Sommerpause erfolgen.

Die höheren Spotmarktpreise für Eisenerz frei China dürften auch im Juni und Juli noch Bestand haben. Die europäischen Rohstahlpreise entwickelten sich weiter unterschiedlich: Die Preise für Warmbreitband gaben im Durchschnitt des Mai um 28 Euro pro Tonne nach. Die Preise für Verzinkte Bleche reduzierten sich bei deutlich anziehendem Zinkpreis sogar um 35 Euro pro Tonne. Walzdraht verbilligte sich aufgrund der noch nicht eingebrochenen Baukonjunktur und der deutlich reduzierten Angebotsmenge aus Südeuropa dagegen nur um weniger als 8 Euro pro Tonne. Bei den europäischen Stahlpreisen sieht IKB ein leichtes Anziehen erst nach der Sommerpause. Erwartet wird in den nächsten Monaten, verstärkte Versuche südeuropäischer Anbieter auf den deutschen Markt zu drängen. Dies begrenzt die Preisanhebungsspielräume.

Quelle: IKB Deutsche Industriebank AG / Vorschaufoto: fotolia

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