BDSV Jahrestagung 2017

von Alfons Woelfing

Was im politischen Geschäft bei der Platzierung von Botschaften längst Usus ist, praktizierte jetzt auch die BDSV in ihrer Jahrestagung am 29./30. November in Dortmund: Andreas Schwenter hielt keine „Präsidentenrede“, sondern stellte sich im Rahmen einer „Talkrunde“ den Fragen von Moderatorin Petra Bindl. Und einige der Antworten von Schwenter hatten es in sich.

Dass bei der Stahlproduktion der Einsatz von Schrott die Umwelt deutlich mehr schont als der Einsatz von Eisenerz und Kokskohle, ist, auch dank der permanenten BDSV-Öffentlichkeitsarbeit, bei vielen Entscheidungsträgern angekommen. Schwenter griff diese bekannten Umweltvorteile in der Talkrunde auf und verband sie nun mit der Forderung nach Einräumung eines „Umweltbonus“ für die Stahlrecyclingbetriebe: Wenn die umweltschonende Wirkung des Stahlrecyclings unbestritten ist, so Schwenter, sei es doch sinnvoll, den Einsatz von Stahlschrott bei der Stahlherstellung noch weiter zu fördern. Vorstellen könne er sich Steuervorteile (etwa der der Mehrwertbesteuerung) oder auch eine Entlastung bei den hohen Umweltauflagen. Diese könnten an der einen oder anderen Stelle abgemildert werden, wenn Umweltbelastungen bei der Stahlherstellung durch den Mehreinsatz von Schrott nachweislich reduziert werden.

Hart ins Gericht ging Schwenter bei der Talkrunde des Weiteren mit der DB Cargo AG: Diese schaffe es offenkundig nicht, Stahlrecyclingbetriebe mit der notwendigen und rechtzeitigen Ausstattung von Güterwaggons für den Schrotttransport auszustatten. „Wir fühlen uns in Stich gelassen“, so Schwenter wörtlich. Es könne nicht sein, dass die Betriebe bei der Verladung des umweltfreundlichen Sekundärrohstoffs Schrott zunehmend auf Lkws zurückgreifen müssten, bei denen bekannt sei, wie umweltschädlich deren Diesel-Emissionen sind.

Sicherung des Stahlstandorts Deutschland und Digitalisierung

Unter den verschiedenen Referenten und Gastrednern, die die BDSV bei ihrer diesjährigen Jahrestagung aufgeboten hatte, erwies sich insbesondere Frank Schulz von der ArcelorMittal Germany Holding GmbH, als Mutmacher. Der Vorsitzende der Geschäftsführung des Unternehmens, das in Deutschland an vier großen Standorten Stahl produziert, bescheinigte dem Stahlstandort Deutschland prinzipiell gute Zukunftsaussichten. Allerdings: Die Rahmenbedingungen müssten stimmen. So seien insbesondere die globalen Überkapazitäten abzubauen, und auch in der Energie- und Klimapolitik müssten Korrekturen vorgenommen werden. Im Vertrauen darauf, dass dies geschehe, habe man seitens seines Unternehmens jedenfalls eine Reihe zukunftsgerichteter Investitionsentscheidungen getroffen.

Anerkennend äußerte sich Schulz zu den Leistungen der Stahlrecyclingwirtschaft. Mit Blick in die Zukunft prognostizierte er, dass Schrott als Einsatzstoff bei der Stahlherstellung aus Klimaschutzgründen noch interessanter werden könnte. Roter Faden der gesamten Jahrestagung war das Thema „Digitalisierung“. Stellvertretender BDSV-Präsident Stephan Karle und Präsidiumsmitglied Ralph Wager erläuterten in dem Forum „Die Neue BDSV“ die Vorhaben zum Aufbruch des Verbandes und der Branche in die Digitalisierung im Einzelnen. So steht ein eigener Fachausschuss zu diesem Thema in den Startlöchern. Ein kompletter Relaunch des Internetauftritts mit einem Bündel an nützlichen Brancheninformationen und interaktiven Funktionen steckt mitten in der Realisierungsphase. „Jedes Verbandsmitglied, das morgens seinen Computer hochfährt, soll es sich zur Gewohnheit werden lassen, zunächst einmal auf die Homepage der BDSV zu gehen,“ umriss Stephan Karle das ambitionierte Vorhaben.

Insgesamt konnte die BDSV bei ihrer diesjährigen Jahrestagung in Dortmund mit 600 Teilnehmern eine Rekordbeteiligung registrieren. Erstmalig vorgestellt wurde der Claim „Schrott muss man können.“ Damit, so das Fazit der Tagung, kann sich die Branche sehr gut identifizieren. Übrigens: Die 21. Jahrestagung am 21./22. November 2018 wird in Stuttgart stattfinden.

Quelle: BDSV / Foto: marketSTEEL

Zurück