Automobilindustrie kritisiert EU-Entwurf zur CO₂-Regulierung
von Hubert Hunscheidt
Die Präsidentin des Verband der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, hat den jüngsten Entwurf der Europäische Kommission zur Weiterentwicklung der CO₂-Flottenregulierung deutlich kritisiert. Brüssel habe angekündigte Flexibilisierungen und eine faktenbasierte Anpassung an Markt- und Wettbewerbsrealitäten nicht eingelöst. Stattdessen enthalte das Paket zusätzliche Berichtspflichten und neue Anforderungen, die aus Sicht der Automobilindustrie weder Planungssicherheit noch eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Europa bieten.
Besonders kritisch bewertet der VDA, dass neue Zielanpassungen an Faktoren geknüpft werden sollen, die außerhalb des Einflussbereichs der Hersteller liegen – etwa die Verfügbarkeit von grünem Stahl oder erneuerbaren Kraftstoffen in ausreichenden Mengen und zu wettbewerbsfähigen Preisen. Dies verschärfe die Unsicherheit für Hersteller und Zulieferer zusätzlich und wiederhole bekannte Probleme, wie sie bereits beim unzureichenden Ausbau der Ladeinfrastruktur sichtbar geworden seien.
Gleichzeitig gibt es aus Sicht der Stahlindustrie auch positive Signale. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl begrüßt ausdrücklich, dass die EU-Kommission den Einsatz von grünem Stahl stärker in den Fokus rückt. Die Anerkennung klimaarmer Materialien in der Regulierung könne dazu beitragen, Nachfrageimpulse für CO₂-reduzierte Stahlerzeugnisse zu setzen und Investitionen in die Transformation der Stahlindustrie abzusichern. Entscheidend sei jedoch, dass politische Ziele mit realistischen Rahmenbedingungen, wettbewerbsfähigen Energiepreisen und verlässlichen Förderinstrumenten flankiert werden.
Unterm Strich zeigt die Debatte den wachsenden Zielkonflikt zwischen ambitionierter Regulierung und industrieller Realität. Während die Automobilindustrie vor zusätzlichen Belastungen warnt, sieht die Stahlbranche im Ansatz einer stärkeren Berücksichtigung von grünem Stahl einen wichtigen Hebel – fordert jedoch zugleich Kohärenz, Technologieoffenheit und Planungssicherheit entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette.
Quelle: VDA / Foto: Fotolia