Auswirkungen von Preissubventionen auf den Erdgasmarkt

von Angelika Albrecht

Im Kampf gegen die hohen Gaspreise hat die von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission im Oktober 2022 ein zweistufiges Entlastungsverfahren vorgeschlagen. Damit sollen die Auswirkungen der stark gestiegenen Gaspreise abgefedert und gleichzeitig Versorgungsengpässe verhindert werden. Zentrales Element des Vorschlags ist eine direkte Subvention für alle gasverbrauchenden Haushalte. ZEW-Ökonomen warnen in einem ZEW policy brief davor, dass Preissubventionen auf dem Endkundenmarkt für Erdgas den Wettbewerb zwischen den Anbietern beeinträchtigen könnten, indem sie die Anreize für die Kunden/-innen verringern, nach günstigeren Angeboten zu suchen.

Der Vorschlag der Gaskommission besteht einerseits aus der Gewährung einer finanziellen Unterstützung ab Dezember 2022 und andererseits aus der Einführung von Preissubventionen ab März 2023 bis mindestens April 2024. Die geplanten Entlastungen könnten jedoch den Wettbewerb zwischen den Gasanbietern aufweichen, indem sie die Wechselrate der Haushalte zu günstigeren Anbietern verringern. Denn ein Wechsel des Anbieters ist für viele Haushalte mit erheblichen Unannehmlichkeiten, wie etwas Such- und Transaktionskosten, verbunden – Belege für diese Dynamik gibt es auch auf dem deutschen Einzelhandelsmarkt für Erdgas. Die Kosten für die Suche und den Wechsel können also höher ausfallen als die Vorteile eines günstigeren Vertrags, so dass einige Kunden/-innen es vorziehen, bei ihrem derzeitigen Anbieter zu bleiben.

„Die Entlastungen verringern die Anreize von Verbraucherinnen und Verbraucher, nach einem günstigeren Anbieter zu suchen und diesen zu wechseln, sagt Atabek Atayev, PhD, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Marktdesign“, denn durch die Subvention sinkt die Ersparnis, die ein Wechsel zu einem günstigeren Anbieter bringen würde.“

Wenn aber Verbraucher/innen nicht nach einem günstigeren Tarif suchen und die Preise nicht vergleichen, sind Anbieter von Erdgas in einer besseren Position, um höhere Preise verlangen zu können, so die Argumentation der Autoren. Die Subvention könnte dadurch sogar zu einem gegenteiligen Effekt führen und Erdgas weniger bezahlbar machen. „Die Kosten, die den Verbraucherinnen und Verbraucher bei der Suche nach einem neuen Anbieter und dem Wechsel zu einem anderen Anbieter entstehen, sollte die politische Entscheidungsträger/innen stärker in den Blick nehmen. Es sollten daher Maßnahmen erwogen werden, die die Wechselkosten senken oder die Anreize für einen Wechsel zu günstigeren Anbietern verstärken“, so Prof. Dr. Adrian Hillenbrand, ebenfalls Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Marktdesign“.


Über das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.

Quelle und Vorschaubild: ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

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