Aufatmen im Sanierungsverfahren von Schwarz Werkzeugbau

von Hubert Hunscheidt

Im gerichtlichen Sanierungsverfahren des mittelständischen Automobilzulieferers Heinz Schwarz GmbH & Co. KG konnte eine Fortführungslösung gefunden werden, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kunden und Partner des Unternehmens aufatmen lassen dürfte: „Mit der nun vertraglich vereinbarten Übernahme durch den Investor wurde dank der konstruktiven, pragmatischen und zielorientierten Zusammenarbeit aller Beteiligten die Basis für den Neustart des traditionsreichen Unternehmens aus der Insolvenz geschaffen. Der vorläufige Gläubigerausschuss hat den Unternehmenskaufvertrag am vergangenen Freitag einstimmig genehmigt“, gibt sich Sachwalter Rechtsanwalt Stefan Meyer von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH erleichtert über den auf der Zielgeraden befindlichen Erhalt von Schwarz Werkzeugbau. Konkret erfolgte am 11. November 2022 das Signing des Unternehmenskaufvertrags durch den Übernehmer des Geschäftsbetriebes der Heinz Schwarz GmbH & Co. KG, die Kesseböhmer Gruppe. Der Unternehmensverbund ist dabei kein Unbekannter für den Betrieb aus Preußisch Oldendorf: Die Kesseböhmer Gruppe ist bereits langjähriger Mitgesellschafter des Mittelständlers und baut ihr Engagement im Rahmen des nun erfolgten Asset Deals weiter aus. „Wir sind ungeheuer erleichtert und dankbar für das Vertrauen und das vertiefte Engagement unseres Mitgesellschafters. Die Kolleginnen und Kollegen konnten bereits über die positive Entwicklung im Rahmen der heutigen Betriebsversammlung informiert werden. Durch die noch stärkere Verankerung in der Kesseböhmer Gruppe ist nicht nur unser Weiterbestehen gesichert, wir erhalten so zusätzliche strategische Vorteile und können Synergien noch besser nutzen“, erklärt Diedrich Diedrichsen, Geschäftsführer von Schwarz Werkzeugbau. Der Investorenprozess wurde maßgeblich durch die Unternehmensberatungsgesellschaft MONTAG & MONTAG koordiniert. Zwar sind nach der rechtsverbindlichen Unterzeichnung des Unternehmenskaufvertrages noch zwei Bedingungen zu erfüllen, dennoch sind alle Beteiligten sehr zuversichtlich, dass diese Bedingungen in den kommenden zwei bis vier Wochen spätestens erfüllt sind.

Standort und Großteil der Arbeitsplätze gesichert

Die Unternehmensstandorte in Preußisch Oldendorf bleiben erhalten und auch die Kundenaufträge werden im Rahmen des Asset Deals übernommen. Aufgrund der Veränderung des Marktes ist eine Anpassung der Personalstruktur nötig, der Großteil der Arbeitsplätze kann allerdings erhalten werden. Es werden vermutlich bis zu 58 Mitarbeiterstellen abgebaut werden müssen. Dazu laufen derzeit die Verhandlungen mit dem Betriebsrat. Investor, Betriebsrat, Geschäftsführung und Sachwalter sind sich einig, dass dieser unausweichliche Arbeitsplatzabbau so sozialverträglich wie möglich im Rahmen der gesetzlichen Regelungen erfolgen muss. Es ist geplant, eine Transfergesellschaft zu gründen, um den betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einen bestmöglichen Start und Übergang in ein neues Arbeitsverhältnis zu ermöglichen. „Nach der heutigen Vertragsunterzeichnung müssen noch einige formale Bedingungen erfüllt werden. Der finale Übergang des Unternehmens wird voraussichtlich im Dezember 2022 erfolgen. Schwarz startet dann nachhaltig neu aufgestellt und mit guter Langfrist-Perspektive in den Wettbewerb“, sagt Generalbevollmächtigter Rechtsanwalt Thomas Ellrich von der Kanzlei VOIGT SALUS. Zusammen mit seinen Partnern Christian Krönert und Dr. Franz Zilkens unterstützt er die Geschäftsführung des Unternehmens im Verfahren bei allen insolvenzrechtlichen Fragen und Aufgaben. „Die gerichtliche Sanierung des Automobilzulieferers lief auch durch die breite Unterstützung der Belegschaft, der Kunden und der Partner sehr stabil. Es konnten im Laufe der Sanierung sogar neue Aufträge gewonnen werden. Dass es nach Eröffnung des Verfahrens Anfang Oktober bei einer Eigenverwaltung blieb, ist ebenfalls nicht selbstverständlich. Das Vertrauen des Gerichts ist eine Bestätigung für die konsequente und gemeinschaftliche Arbeit des Sanierungsteams“, freut sich Rechtsanwalt Christian Krönert. Unterstützung im Verfahren kommt auch von Seiten der ABG Consulting-Partner GmbH und Co. KG. Das Team um Geschäftsführer Simon Leopold sorgt während der Sanierung für die laufende kaufmännische Begleitung mitsamt Finanz- und Liquiditätsplanung.

Sanierung durch vertrackte Marktlage unausweichlich

Das Traditionsunternehmen Heinz Schwarz GmbH & Co. KG war durch die aktuell komplexe Marksituation in die Krise geraten: Die Werkzeugbaubranche befindet sich in einem Strukturwandel, hinzu kamen massiv gestiegene Kosten für Material und Energie sowie der sprunghafte Anstieg der Transportpreise. Die explodierten Kosten konnten nicht hinreichend weitergegeben werden und der Vorleistungsaufwand nahm immer mehr zu. Umgehend eingeleitete Maßnahmen zur Stabilisierung der Liquidität konnten in der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage außergerichtlich nicht abgeschlossen werden. Deshalb beantragten die Geschäftsführer von Schwarz Werkzeugbau Diedrich Diedrichsen und Henrik Minnich beim zuständigen Amtsgericht Bielefeld eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Das gerichtliche Sanierungsverfahren wurde am 1. Oktober 2022 eröffnet.

Über die Heinz Schwarz GmbH & Co. KG

Der in Preußisch Oldendorf in Ostwestfalen-Lippe ansässige Betrieb ist eines der größten unabhängigen Werkzeugbau-Unternehmen Deutschlands, das für viele bekannte und bedeutende Automobilhersteller tätig ist. Das Leistungsspektrum umfasst den klassischen Werkzeugbau, insbesondere im Bereich der Blechverformung sowie die Komplettentwicklung von Bauteilen und deren Serienfertigung. Dabei werden alle relevanten Wertschöpfungsschritte inhouse erledigt: von Machbarkeitsstudien und der Bauteilentwicklung über die Werkzeugkonstruktion und den Werkzeugbau bis hin zu Produktionsdienstleistungen und der Serienproduktion.

Quelle und Foto: ABG Consulting-Partner GmbH & Co. KG

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