Anlagen- und Maschinenbau trotzt dem hohen Kostendruck

von Hubert Hunscheidt

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ist im Großen und Ganzen positiver Stimmung. Die überwiegende Mehrheit der Entscheider (70 Prozent) blickt optimistisch auf die Entwicklung der deutschen Konjunktur in den kommenden zwölf Monaten – der höchste Wert seit Herbst 2018. Auch der Weltmarkt erscheint für den exportorientierten deutschen Maschinenbau in einem günstigen Licht: sechs von zehn Managern glauben auch hier an eine positive Wachstumsphase. Dies geht aus dem aktuellen Maschinenbau-Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) hervor. Deutlich wird aber auch: Die Folgen der Corona-Pandemie werden die Branche noch länger beschäftigen, sie muss in Sachen Digitalisierung und Nachhaltigkeit noch zulegen.

Umsatzerwartungen auf Rekordhoch

Seit dem letzten Quartal hat sich die Umsatzerwartung der befragten Maschinenbauer nochmals deutlich gesteigert und liegt durchschnittlich bei 8,6 Prozent für die Gesamtbranche und bei 9,4 Prozent für das jeweils eigene Unternehmen. Dies ist die höchste Umsatzprognose aller bisherigen Erhebungswellen. Rund zwei Drittel der Manager gehen von einem Wachstum ihrer Unternehmen von mindestens 5 Prozent in den kommenden zwölf Monaten aus – der höchste Zustimmungswert seit über drei Jahren. „Aus der Wachstumsperspektive betrachtet erscheint die Zukunft des Maschinenbaus deutlich heller als die anderer Branchen“, analysiert Dr. Klaus-Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries & Innovation bei PwC. „Die Nachfrage aus dem Ausland ist auch aufgrund von dortigen Konjunkturprogrammen stabil, die Lieferketten sind robust, die Erholung wichtiger Zielbranchen schreitet voran. Wir sehen aber auch, dass die Branche an den Folgen der Pandemie noch länger laborieren wird.“

Sorge vor zunehmendem Kostendruck

Nahezu zwei Drittel der befragten Entscheider gibt an, dass im kommenden Quartal die Kosten weiter steigen werden. Es passiert nun schon zum zweiten Mal in Folge, dass die Mehrheit der Befragten mit einem Anstieg rechnet. Zudem ist es der höchste gemessene Wert aller bisherigen Erhebungen. Dass allerdings auch die Kosten sinken könnten, glauben lediglich noch 2 Prozent der Befragten. Höhere Betriebsausgaben für Sicherheit und Hygiene, für Digitalisierung und Flexibilisierung der Arbeit üben ebenso einen Einfluss auf die Kosten aus wie teurer werdende Rohstoffe und Vorprodukte sowie der allgemeine Trend der Inflation.

Der zunehmende Kostendruck ist derzeit das größte Wachstumshindernis für die befragten Unternehmen – zum ersten Mal seit Beginn der Erhebung im Jahr 2014. Er hat die Pandemie selbst, aber auch Sorgen um politische Entwicklungen im Ausland, den Wettbewerb und die Nachfragesituation deutlich in den Hintergrund treten lassen. „Es gibt durchaus ein neues Problembewusstsein in der Branche“, konstatiert Gushurst. „Lange Zeit waren Kosten nicht ganz oben auf der Agenda. Zudem war es immer das Ziel, Preise möglichst konstant zu halten. Dies ändert sich nun: sechs von zehn Entscheidern wollen ihre Preise im dritten Quartal dieses Jahres anheben.“

Handlungsbedarf bei ESG

Neben den Kosten spielen investitionsträchtige Zukunftsthemen eine bedeutende Rolle. Denn – dies zeigt die vorliegende Untersuchung deutlich – hier hat der deutsche Maschinenbau noch eine steile Lernkurve vor sich. Da ist zum einen die digitale Transformation, die nur langsam in Tritt kommt und an einigen Punkten trotz der Bemühungen während der Pandemie stagniert. Lediglich die Bereiche Beschaffung, Marketing und Vertrieb werden von den Befragten mehrheitlich als hoch digitalisiert bezeichnet. Zum anderen zeigt die Befragung, dass viele Maschinenbauer noch nicht auf der Höhe der Diskussion um ESG-Themen sind. Zwar gibt die überwiegende Mehrheit an, eine Umwelt-Strategie zu verfolgen und weitere Prioritäten auf Arbeitsbedingungen und Chancengleichheit zu legen, allerdings sieht sich mehr als die Hälfte der Entscheider nur unzureichend auf künftige Anforderungen von Kunden, Regulatoren und vor allem Investoren vorbereitet. Dieses Ergebnis ist wenig überraschend vor dem Hintergrund, dass lediglich ein Drittel der Unternehmen eine Nachhaltigkeit-Roadmap definiert hat, und jedes zehnte einen standardisierten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. „Hier zeigt sich ein zentrales Problem der Branche“, analysiert Daniel Haag, Director bei Strategy& Deutschland, „denn ‘Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht‘. Zu viele ESG-Maßnahmen und deren Monitoring atmen noch den Geist einer Do-it-yourself-Philosophie, die zum Teil weder vor den Anforderungen seitens Investoren noch vor einem regulatorischen Rahmen wie der CSRD Bestand haben dürfte.“

Quelle: PricewaterhouseCoopers GmbH / Foto: marketSTEEL

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