ACEA warnt vor Folgen verschärfter EU-Schutzmaßnahmen für den Stahlmarkt
von Hubert Hunscheidt
Der europäische Automobilherstellerverband ACEA nimmt den Vorschlag der EU-Kommission zur Verlängerung der Schutzmaßnahmen für den europäischen Stahlmarkt mit Sorge zur Kenntnis. Die Autoindustrie bezieht rund 90 % ihres Stahls aus der EU, warnt jedoch vor deutlichen Preissteigerungen durch eine effektive Fortführung der Maßnahmen.
Besonders kritisch bewertet ACEA die geplanten Änderungen zentraler Parameter: Die deutliche Senkung der Importquoten sowie die Verdoppelung der Zollsätze außerhalb der Quoten auf 50 % würden die Möglichkeit stark einschränken, den europäischen Markt durch zusätzliche Einfuhren zu entlasten. Zudem führe die neue Ursprungsregel nach dem „Melt-and-Pour“-Prinzip zu weiteren Importbeschränkungen und zu erheblichem administrativem Mehraufwand für europäische Anwender importierter Stahlprodukte.
Die Kommission müsse dabei die branchenspezifischen Besonderheiten berücksichtigen, so ACEA. Gerade im Automobilsektor, der überwiegend auf europäische Stahlversorgung setzt, seien bestimmte Qualitäten und Mengen weiterhin nur über Importe verfügbar. Quoten für diese speziellen Güten seien in den vergangenen sieben Jahren regelmäßig sehr schnell ausgeschöpft worden. Auch die praktische Umsetzung der „Melt-and-Pour“-Regel sei in einer global verzweigten Lieferkette wie der Automobilindustrie besonders komplex.
„Der europäische Stahlsektor befindet sich mitten in der Dekarbonisierungstransformation – viele der Herausforderungen kennen wir auch aus unserer Industrie, die sich im radikalen Wandel behaupten muss“, erklärte ACEA-Generaldirektorin Sigrid de Vries. „Wir stellen die Notwendigkeit eines gewissen Schutzes für eine Basisindustrie wie Stahl nicht infrage. Doch die von der Kommission vorgeschlagenen Parameter schotten den europäischen Markt zu stark ab. Wir brauchen ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen den Interessen der europäischen Produzenten und der Anwender von Stahl.“
Quelle: ACEA/ Foto: Fotolia