75. Jahrestag der Schuman-Erklärung

von Hubert Hunscheidt

Vor fünfundsiebzig Jahren, am 9. Mai 1950, legte die Schuman-Erklärung den Grundstein für die europäische Einigung. Kohle und Stahl standen dabei im Zentrum eines einzigartigen Friedensprojekts, das beispiellosen Wohlstand auf dem Kontinent und darüber hinaus geschaffen hat. Während die EU dieses bedeutende Jubiläum begeht, wird erneut das Schicksal der europäischen Stahlindustrie über Europas Zukunft entscheiden.

„Der europäische Stahlsektor ist das Fundament der strategischen Autonomie und wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit der EU. Die Wertschöpfungskette Stahl ist ein Motor der europäischen Wirtschaft, der Innovation und der grünen Transformation – sie sichert Millionen von Arbeitsplätzen in ganz Europa. Und doch ist diese lebenswichtige Industrie heute existenziell bedroht. Eine globale Überkapazität bei Stahl, unfaire Handelspraktiken, hohe Energiekosten in Europa sowie mangelnder Ehrgeiz unserer Handelspartner beim Klimaschutz und bei sozialen Standards untergraben die industrielle Basis der EU und ihre Fähigkeit, in einem zunehmend multipolaren, konfrontativen globalen Umfeld eigenständig zu handeln. Ohne dringende und radikale Maßnahmen riskieren wir, sowohl das Fundament als auch die Zukunft des europäischen Projekts zu zerstören“, sagte Dr. Henrik Adam, Präsident der Europäischen Stahlvereinigung (EUROFER).

„Die heutige Krise der europäischen Industrie ist Ausdruck der umfassenderen geoökonomischen Herausforderungen, mit denen sich die Europäische Union konfrontiert sieht. Der Clean Industrial Deal und der Stahl- und Metallaktionsplan, die von der Europäischen Kommission im Februar und März vorgestellt wurden, haben das Potenzial, das europäische Projekt neu zu beleben. Die vorgeschlagenen Maßnahmen aus dem Stahl- und Metallaktionsplan müssen dringend verabschiedet und umgesetzt werden – beginnend mit einem neuen, hocheffektiven Handelsinstrument als Ersatz für die weitgehend wirkungslose EU-Schutzmaßnahme für Stahl, dem Schließen der Schlupflöcher im CO₂-Grenzausgleichssystem (CBAM), der Halbierung der Energiepreise sowie der Eindämmung des Verlusts wertvoller Sekundärrohstoffe, insbesondere von Metallschrott“, führte er weiter aus.

„Während wir Schumans Vermächtnis würdigen, appellieren wir an die EU-Führung und die politischen Entscheidungsträger, seinem Ehrgeiz und seiner Vision gerecht zu werden. Die europäische Stahlproduktion hat seit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl einen weiten Weg zurückgelegt. Doch auch heute bedeutet die Investition in sauberen, wettbewerbsfähigen Stahl ‚Made in EU‘ eine Investition in Europas Zukunft. Stahl ist nicht nur eine Industrie – er ist ein Pfeiler europäischer Souveränität, Wohlstand und Zusammenhalt – in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Jetzt ist erneut politische Entschlossenheit und mutiges Handeln gefragt“, schloss Dr. Adam.

Quelle: EUROFER AISBL / Foto: marketSTEEL

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