Was bewegt die Stahlpreise in 2021?

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie

 

Am 22. und 23.09.2020 fand der 20. MBI-Stahltag in Frankfurt statt. Nichts war so wie es sonst war. Ca. 75 Stahleinkäufer standen in der Lobby und unterhielten sich mit Sicherheitsabstand und Maske. Einige bekannten Gesichter waren so vermummt, dass erst der zweite Blick die Wiedererkennung und Vertrautheit brachte. Alle Teilnehmer suchten Antworten auf die Frage:

Was bewegt die Stahlpreise in 2021?

Wie sich die Aussichten für das nächste Jahr entwickeln könnte, referiert Peter Fertig, Senior Analyst vom MBI.

Zusammenfassend einige Statements von Herr Fertig:

  • Die Corona Pandemie drückt auf die Stahlpreise stärker als auf die Kosten.
  • Die US-Stahlpreise fielen kräftig durch die Corona-Pandemie.
  • Die Preiserholung setzte in China deutlich früher ein. Der PMI stieg in China am schnellsten wieder über die kritische Schwelle und die Erzeugung von Stahlproduktion in China ist stärker als erwartet.
  • Für 2021 erwartet Herr Fertig, dass die Stahlpreise im Jahresdurchschnitt höher liegen als 2020.

 

Euren Weinberg, Head of Commodity Research Commerzbank Frankfurt sieht es ähnlich und ergänzt die Aussichten für 20201 mit zwei Statements:

  1. Im Stahl gibt es ein deutlich größeres Überangebot. Die Produktion ist durch Corona gebremst:
  • Starker Rückgang in den Ländern außerhalb Chinas
  • China dagegen ist auf Rekordkurs
  • Auf spürbaren Rückgang 2020 folgt laut Prognose von Herrn Weinberg eine moderate Erholung in 2021
  1. Die Nachfrage nach Stahl ist durch Corona stärker getroffen:
  • Wachstum nur in China (marginal)
  • Zweistellige Rückgangsraten in vielen Ländern
  • Autoindustrie am stärksten getroffen, Maschinenbau leidet ebenfalls
  • Erholung 2021, Nachfrage bleibt aber unter Vorkrisenniveau

 

Der Weg zum „grünen“ Stahl und die Konsequenzen für Stahlverarbeiter zeigte Andreas Schneider, StahlmarktConsult Andreas Schneider, auf. Im „Green Deal möchte die EU der erste klimaneutraler Kontinent werden. Dies betrifft im starken Umfang die Stahlproduktion, da sie für 7-8 % der weltweiten CO2-Emissionen und für über 20 % der industriellen CO2-Emmissionen der EU steht. Schneider sieht Chancen – Wer schneller als andere „grünen“ Erfordernissen gerecht wird, steigert seine Marktchancen (in Europa). Voraussetzung dafür ist, dass der Kunde bereit ist, dafür zu bezahlen.

Wie kann man sich hier vorbereiten? Was kann man konkret tun? Hier eine „Checkliste“.

  • Dekarbonisierung der Stahlherstellung als strategischen Top-Thema für Verarbeiter begreifen.
  • Zuständigkeiten im Unternehmen festlegen (Einkauf, Vertrieb, Qualitätssicherung, Geschäftsführung).
  • Bei Lieferanten Informationen über den aktuellen CO2-Gehalt (inkl. Methodik) und Zeitplan für Minderungsziele anfragen.
  • Bei Kunden frühzeitig Informationen über geplante Anforderungen verschaffen. Keine leitfertige Unterschrift unter langfristige Verpflichtungen setzen.
  • Austausch mit Lieferanten und Kunden pflegen.
  • Politische Entwicklung verfolgen und Perspektive der Stahlverbraucher in die Diskussion einbringen.

 

Der Bogen schloss ich auch bei dem Vortrag von Herr Dr. Hossein Askari, Geschäftsführer ETIV-System. Er zeigte auf, wie die Erhebung und Analyse von Marktdaten vom Hersteller bis zum Endverbraucher möglich ist. Transaktionsprotokolle und Zertifizierung in Form von Zertifikaten können hier „grünen Stahl“ zertifizieren. Dies verschafft dem Hersteller Nachprüfbarkeit der Supply Chain, Optimierungspotential sowie Fälschungssicherheit bei den Zertifikaten. Dem Händler wiederum verschaffen Zertifikate Qualitätssicherheit sowie Vertrauen und den Endverbrauchern ebenfalls die Sicherheit für die Echtheit. So könnten die Qualitäten bestätigt und auch „grüner Stahl“ nachhaltig dokumentiert werden.

 

Herr Norbert Thumfart, Geschäftsführer von Weyland, einen Stahlhänder/Stahlservice-Center aus Österreich fasste die Lage so zusammen: Die Stahlbeschaffung ist der Spielball zwischen Realität, Bedarf, Politik und Lobbyisten. Handelsspannungen, politische Instabilität und Brexit könnten das Wachstum in der EU beeinträchtigen. Große Unsicherheiten bringt auch die Covid-19-Pandemie. Als Optimist schließt er die Runde mit „We STEEL believe!“

 

Quelle: Vortrag Peter Fertig, MBI / Vortrag Euren Weinberg, Commerzbank Frankfurt / Vortrag Andreas Schneider, StahlmarktConsult Andreas Schneider/ Vortrag Dr. Hossein Askari ETIV / Vortrag Norbert Thumfart, Weyland stahl + holz

Statistik Stahlpreise: MBI Peter Fertig

Fotos: marketSTEEL

 

Zurück