Statement anlässlich des Stahlgipfels in Duisburg

von Dagmar Dieterle

Statement anlässlich des Stahlgipfels in Duisburg
 
Wir stehen heute vor der dringenden Notwendigkeit, eine neue Stahlstrategie zu entwickeln, die den Fokus stärker auf Elektrostahl legt. Elektrostahl bietet die beste Brückentechnologie für die Transformation der Stahlindustrie. Seine Umsetzung ist risikofrei, kostengünstiger als der Wechsel zu anderen Technologien und flexibel sowie dynamisch in den bestehenden Produktionsprozess integrierbar.
 
Der große Vorteil: Elektrostahl wird aus Schrott hergestellt und hilft so, wertvolle Rohstoffe zu sparen. Entscheidend ist, dass Elektrostahl „grün“ wird, indem wir ihn mit erneuerbaren Energien produzieren. Die Umstellung auf die Elektrostahl-Route ist machbar und erfordert keine milliardenschweren Investitionen. Im Gegensatz zu anderen Transformationsmodellen bewegen sich die Kosten im Bereich dreistelliger Millionenbeträge, die zudem schrittweise und im laufenden Betrieb realisierbar sind. Daher müssen wir uns auf die vorhandenen Elektrolichtbogenöfen konzentrieren und die Produktion von Elektrostahl gezielt fördern. Dies ist nicht nur wirtschaftlich vernünftig, sondern auch zeitgemäß.
 
Der Mittelstand der Stahlindustrie darf dabei nicht weiter vernachlässigt werden. Obwohl nur 70 % der deutschen Stahlproduktion auf der Hochofenroute basiert, fließen fast 100 % der Fördergelder zur Transformation in diese Richtung. Die großen Stahlhersteller stehen vor enormen Herausforderungen bei der Einführung der Direktreduktion mit Wasserstoff. Es bleibt unklar, ob und wann genügend Wasserstoff verfügbar ist, um die Anlagen zu versorgen, und ob Kunden bereit sind, den teureren, mit Wasserstoff produzierten Stahl zu kaufen.
 
Schrott spielt eine zentrale Rolle in der Kreislaufwirtschaft und wird zunehmend als wertvoller Rohstoff erkannt. Besonders im Hinblick auf das Jahr 2026, wenn die Safeguard-Maßnahmen gegen Importüberschüsse auslaufen, müssen wir die Kreislaufwirtschaft stärken und den europäischen Stahl als Vorprodukt für saubere Technologien wie Windkraftanlagen unterstützen.
 
Importüberschüsse, insbesondere von Fertigprodukten wie chinesischen Autos, könnten das CO₂-Grenzausgleichssystem umgehen. Deshalb ist es unsere Idee, die Überkapazitäten bei Importen durch eine stärkere Nutzung der in Europa verfügbaren Schrottressourcen auszugleichen. Schrott muss den Status eines Rohstoffs erhalten und dementsprechend
behandelt werden. Dies schließt auch die Einbeziehung der CO₂-Emissionen durch Schrottexporte in die indirekten Emissionen (Scope 3) ein. Dies würde Länder außerhalb Europas dazu verpflichten, die Verantwortung für diese Emissionen im Rahmen des CO₂-Grenzausgleichssystems zu übernehmen.
 
Es ist an der Zeit, die Chancen der Elektrostahlproduktion zu nutzen und die Kreislaufwirtschaft als Grundlage einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Stahlproduktion zu stärken.
 
Quelle und Foto: Steeltec AG

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