Seit Einführung der DSGVO sind knapp zwei Jahre vergangen

Interview mit Sebastian Strzelecki, Geschäftsführer von CleverReach GmbH & Co.KG

marketSTEEL: Seit Einführung der DSGVO sind nun knapp zwei Jahre vergangen. Was hat sich bei Ihnen in der Praxis seitdem alles verändert? 

Sebastian Strzelecki: Das Thema Datensicherheit ist bei CleverReach schon immer einer der wichtigsten Punkte gewesen – insofern hat sich an unserem Fokus und dem Interesse, Kunden und Newsletter Abonnenten auf beiden Seiten zu schützen nicht viel geändert. Der gesellschaftliche Blick hat sich allerdings gewandelt und ist, zu Recht, prüfender geworden, wenn es um Anbieter und Leistungen geht, die direkt in Verbindung mit Datenschutz stehen. Wir begrüßen diese kritischen Betrachter, denn CleverReach steht seit jeher für einen hohen Standard, wenn es um Sicherheitsfragen und Datenschutz geht und wir hoffen, dass wir mit diesem Service auch weiterhin unsere Kunden überzeugen können. Das Double-Opt-In-Verfahren (DOI) zur Newsletter Anmeldung ist beispielsweise bei CleverReach Standard. Zudem garantieren wir höchste Datensicherheit, denn unsere Serverstandorte befinden sich ausschließlich in der EU. Dies bewirkt zusätzlich eine hohe Serverreputation, was wiederum hohe Zustellraten ermöglicht. Das System Datenschutz und Datensicherheit, wenn richtig umgesetzt, geht für alle Seiten profitierend Hand in Hand.

marketSTEEL: Nach wie vor ist der Newsletter ein nicht zu unterschätzendes Thema und das wird auch in den nächsten Jahren so bleiben. E-Mails werden immer gelesen. 

Sebastian Strzelecki: Ganz genau, E-Mails sind weiterhin der absolute Spitzenreiter, wenn es um zielgruppenorientiertes Direktmarketing geht. Das zeigt sich auch bei der Mehrheit der Unternehmen – gerade erst in 2019 hatte absolit mit einer Studie über E-Mail-Marketing Benchmarks festgestellt, dass 95,4% der über 5000 Top-Unternehmen in der DACH-Region E-Mail-Marketing betreiben. Der Kanal E-Mail- und Newsletter-Marketing bleibt also relevant wie eh und je und das zu Recht. Die persönliche Ansprache ist im E-Mail-Marketing ein wahnsinniges Plus, denn der Kunde hat bereits durch ein Abonnement Interesse an dem Produkt oder der Dienstleistung des Unternehmens verkündet und muss mit einer passenden Ansprache nur noch abgeholt werden. Die E-Mail eignet sich hervorragend dafür, besser als jeder Social-Media-Kanal oder eine allgemein formulierte Anzeige, die eine möglichst große Masse ansprechen soll. Newsletter sprechen das Individuum und seine Bedürfnisse konkret an. Hier lässt sich mit entsprechenden Informationen, welche die Kunden natürlich seit Inkrafttreten der DSGVO freiwillig preisgeben müssen, sehr gezielt erfolgreiches Marketing durchführen. Diese Erkenntnisse spiegeln sich auch in der Investitionsbereitschaft der Unternehmen wider, die zu 97% das Budget für diesen Kommunikationskanal konstant halten oder sogar anheben wollen.

marketSTEEL:  Auf Messen und Kongressen fragt man sich häufig, ob sich Geschäftspartner beim Tausch der Visitenkarten eigentlich nun tief in die Augen blicken und „Opt-In“ sagen müssten, damit diese sich gegenseitig ihre Newsletter zuschicken können.

Sebastian Strzelecki: Ein witziger Gedanke, aber mit einem ernsten Hintergrund. Tatsächlich bedarf es mittlerweile einiger Vorkehrungen, bevor ein Newsletter Versand an Kontakte herausgehen darf, auch wenn Sie diese bereits im persönlichen Umfeld gut kennen oder Ihnen mündlich dieses Einverständnis gegeben wurde. Das Opt-In Verfahren schließt grundsätzlichen Missbrauch von Adressen und nicht gegebenen Einverständnissen aus und kann offline auch nur durch gegebene Unterschrift zur Einwilligung erlangt bzw. ersetzt werden. Ohne ausdrückliche Genehmigung darf kein Versand erfolgen und auch die aktive Abmeldemöglichkeit durch Opt-out muss in ausnahmslos jedem Newsletter ermöglicht werden, bzw. die Entscheidung zur Abmeldung für weitere Newsletter respektiert werden. Seriöse Anbieter sollten unerfahrenen Kunden hier grundsätzlich diese rechtlichen Regelungen so einfach wie möglich darstellen und bei der Erstellung einer rechtskonformen Kampagne beiseite stehen. So ist bei CleverReach standardisiert eine Opt-out und eine Opt-In Option in den vorhandenen Templates integriert, sodass Kunden schon im Voraus nach rechtlichen Standards geschützt sind.

marketSTEEL:  Wie kann ein Unternehmen einen rechtskonformen online-Verteiler aufbauen? 

Sebastian Strzelecki: Es gibt immer noch wahnsinnig viele und diverse Möglichkeiten, einen online-Verteiler effizient aufzubauen. Das wichtigste ist, dass die Opt-in Bestätigung gegeben ist und auch die Anmeldung zu Newsletter Kästchen, die viele gerne bei Kaufabschlüssen im E-Commerce beispielsweise früher automatisch gesetzt haben, darf laut DSGVO nicht mehr vormarkiert sein. Darüber hinaus können Sie aber weiterhin kreativ werden, wenn es um aktive Adressgewinnung geht. Ob es nun die klassischen Pop-ups sind, passive Abo-Slider, die Standardposition im Footer einer Website oder eben erst am Ende einer Aktivität, wie beispielsweise beim Kaufabschluss noch schnell den Newsletter erwähnen, alles legitime Optionen, die Sie auf Ihrer Website einsetzen können und auch sollten. Denn gerade hier finden sich die interessierten Kunden, die sich wahrscheinlich auch für die Inhalte Ihrer Newsletter begeistern lassen.

marketSTEEL: Welche Methode zur Adress-Gewinnung finden Sie sympathisch? Toll gestaltete Unternehmensblogs? Nett formulierte Anmeldeformulare oder einfach einen nüchternen sachlichen Text mit einer unkomplizierten Anmeldung?

Sebastian Strzelecki: (Das kann ich natürlich nicht für Sebi beantworten aber mein Vorschlag wäre) Sympathisch ist oftmals das, was die Zielgruppe am besten abholt. Das passiert ganz hervorragend bei der In-Content Aktivierung. Wenn Sie beispielsweise einen interessanten Artikel mit hilfreichen Tipps und Erkenntnissen zu Ihrem Themenbereich schreiben und gezielt im Artikel auf Ihren Newsletter hinweisen, der weitere exklusive Tipps und Expertise verspricht, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sich ein Websitebesucher an dieser Stelle für Ihren Newsletter einschreibt. Die Erfolgsquote liegt hier mit 50% im absoluten Spitzenbereich und ist oftmals in Anbetracht der Markentreue und Abonnentenloyalität eine zuverlässigere Wahl als die schnelle Befriedigung durch Sofort-Rabatte oder störende Pop-ups. Das bedeutet nicht, dass die eine Methode langfristig besser oder schlechter als die andere ist, sie holen nur auf verschiedenen Wegen durch unterschiedliche Reize die diversen Besuchergruppen Ihrer Website ab.

marketSTEEL: Welche Methode funktioniert eigentlich am besten? Sind es eher Gewinnspiele oder Overlays?

Sebastian Strzelecki:  Die bereits erwähnte In-Content Aktivierung ist durch das naheliegende Interesse der Abonnenten tatsächlich die Königin der Adressgewinnung. Doch funktioniert eine solche Methode natürlich nur, wenn Ihre Website auch dementsprechend aufgebaut ist und über Ihr Angebot hinaus Expertise oder interessante Inhalte auf einem „News“ oder „Blog“-Bereich anbietet. Wenn Sie eine reine E-Commerce Seite betreiben, auf der nur Ihr Shop und nichts anderes vorhanden ist, so können Sie sich anderweitig helfen. Gewinnspiele oder Sofort-Rabatte sind mit 20% Erfolgsquote eine absolut sichere Möglichkeit, die online-Verteiler effektiv aufzustocken, sofern die Einwilligung für eine Newsletter Anmeldung bei der Teilnahme an einem etwaigen Gewinnspiel freiwillig erfolgt – denn auch hier darf der Haken nicht voreingestellt gesetzt sein. Tatsächlich sind aber Squeeze-Pages, die als wahnsinnig störend wahrgenommen werden, die effektivste und simpelste Methode, wenn es einfach nur ums Einsammeln der Adressen Ihrer Kunden geht. Diese Squeeze-Pages sind eine vorgestellte Landingpage für Ihre Seite, an der jeder Besucher erst vorbeimuss, bevor es überhaupt auf die eigentliche Seite weitergeht. Da hilft nur auf „Anmelden“ oder „Weiter“ klicken, eine Aktion ist in jedem Fall erforderlich. Ganze 40% entscheiden sich trotz eines solch aggressiven Aufrufs für die Anmeldung! Vorausgesetzt, Sie nutzen die Squeeze-Page ausschließlich für das Eingeben der E-Mail-Adresse, und sonst nichts – weitere Pflichtfelder dürfen seit der DSGVO sowieso nicht markiert sein – entlassen Sie Ihren Besucher schnell aus diesem unangenehmen und aufdringlichen Szenario und am besten belohnen Sie ihn im Nachhinein mit einer automatisierten Willkommensmail, in der Sie ihm entweder exklusive Informationen oder einen Willkommensrabatt anbieten. Das besänftigt das störende Eingreifen und fördert die langfristige Kundenbindung.

 

Sebastian Strzelecki – Chief Executive Officer bei CleverReach (Kurzvita)

Als Chief Executive Officer (CEO) ist Sebastian Strzelecki seit Januar 2020 für das Operative Management bei CleverReach®, dem Lösungsanbieter für digitales Direktmarketing, verantwortlich.

www.cleverreach.de

Foto: Ronny Walter 

 

 

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