Ohne Stahl keine Elektromobilität

Die Automobilindustrie steckt mitten in einem radikalen Umbruch. Der gegenwärtig wichtigste Trend dabei ist die Elektrifizierung des Antriebstrangs: Der Elektromobilität gehört die Zukunft.

Werkstoffpartner müssen angesichts dieser Veränderungsdynamik die veränderten und zum Teil völlig neuen Anforderungen ihrer Kunden in der Fahrzeugindustrie erkennen und analysieren. Sie müssen in der Lage sein, sie in passende Werkstoff- und Technologiekonzepte zu übertragen. Und es ist schließlich in diesem Zusammenhang entscheidend, dass sie dabei helfen, Kostenpotenziale zu heben und wirtschaftlich attraktive Lösungen anbieten. Betrachtetet man diese Ausgangslage, bin ich sicher: Der Werkstoff Stahl hat bei der Durchsetzung der Elektromobilität gute Chancen ein entscheidender Treiber zu sein: Einmal ist Stahl unverzichtbar für den Antrieb der Fahrzeuge und zugleich können in der Karosserie bewährte und wirtschaftlich attraktive Materialkonzepte mit neuen Anforderungen kombiniert werden.

Die wesentlichen Faktoren um den Kauf eines Elektroautos für große Teile der Bevölkerung akzeptabel zu machen, sind Reichweite und Preis der Fahrzeuge. Dabei muss die Reichweite deutlich steigen, das Preisniveau der E-Autos zugleich erheblich sinken. Zur Erreichung dieser Ziele wird meines Erachtens der Leichtbaudruck, bislang vor allem wegen der CO2-Thematik dauerhaft hoch, neu bewertet. Ein Beispiel verdeutlicht das: 100 Kilogramm Gewichtseinsparung bringen nur etwa 8 Kilometer zusätzliche Reichweite, sind aber sehr teuer. Die Steigerung der Motoren- und Batterieeffizienz in Verbindung mit wirtschaftlich attraktivem, moderatem Leichtbau werden eher geeignet sein, Elektromobilität im Volumenmarkt zu verankern. Als der wirtschaftliche Leichtbauwerkstoff Nr. 1 kann Stahl hier seine Stärken ausspielen. Zudem ist er als äußerst variabler und vielseitig einsetzbarer Werkstoff bei konventionellen und hybriden Antrieben weiter unverzichtbar.

Stahl ist darüber hinaus als Basiswerkstoff für die Energiewende mit entscheidend für ihr Gelingen. Denn ohne Stahl, genauer ohne sogenanntes Elektroband, kann kein Generator, kein Transformator und auch kein Elektromotor gebaut werden. Damit ist die gesamte Kette von der Stromerzeugung über den Stromtransport zu den Ladestationen und der Antrieb der Elektroautos selber zwingend auf Stahl angewiesen. Die Stahlindustrie wird ihre Partner und Kunden bei den anstehenden radikalen Umbrüchen begleiten und unterstützen.

Bernhard Osburg leitet seit 2016 den Bereich Sales Steering bei thyssenkrupp Steel Europe.

Foto: thyssenkrupp

 

Redaktioneller Hinweis: Der Gastkommentar spiegelt die Meinung des Autors wider, nicht notwendigerweise die der Redaktion von marketSTEEL.

Zurück