Fortschrittliche Weiterentwicklung für eine grüne nachhaltige Zukunft

von Dagmar Dieterle

Die SMS group ist ein global tätiger Systemlieferant. Das Unternehmen gilt heute als größter Firmenverbund im Maschinen- und Anlagenbau für die metallurgische Industrie. SMS group begleitet die Transformation der Metallindustrie hin zu einer Kreislaufwirtschaft, die darauf abzielt, Reststoffe/Abfälle zu vermeiden und die kontinuierliche Nutzung von bestehenden Ressourcen zu ermöglichen. Dabei leistet das Recycling von Metallen einen wichtigen Beitrag und ist ein wesentlicher Schritt hin zur Circular Economy.

Wir sprachen mit Burkhard Dahmen, CEO der SMS group.

 

marketSTEEL: Nachhaltigkeit und Recycling ist in aller Munde. Welche Recycling Strategie verfolgt die SMS?

Metalle sind der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Gesellschaft und Wirtschaft. Als weltweit aufgestelltes Unternehmen übernehmen wir Verantwortung und bringen unsere Kompetenzen für eine stärkere Kreislaufwirtschaft bei Metallen ein.

Mit unserem Slogan Turning Metals Green bringen wir unsere Strategie zum Ausdruck. Als Systemlieferant mit breit aufgestelltem Produktportfolio sind wir weltweit der Anlagenlieferant, um den Herstellungs- und Verarbeitungsprozess von Metallen zu ermöglichen. Hier sehen wir uns als Vorreiter in der Entwicklung umweltfreundlicher Herstellungs- und Verarbeitungsverfahren in der metallurgischen Industrie. Hierbei stehen Recycling-Verfahren von Schrotten, metallhaltigen Reststoffen und Mineralien im Fokus. So werden beispielsweise in einem modernen Elektrostahlwerk Stahlschrotte in hochwertige Stahlprodukte umgewandelt. Wir haben in den letzten Jahrzehnten unsere Recycling-Lösungen kontinuierlich ausgebaut und sind technologisch führend im Verwerten von Aluminium und Kupferschrotten. In den letzten Jahren wurde unsere Produktpalette für weitere Zukunftsmärkte deutlich erweitert. Wir bieten heute effektive Verfahren zum Recycling von Elektronikschrotten, Batterien, Katalysatoren sowie Hüttenreststoffen, Schlacken und deponierten Materialien an. Zudem entwickeln wir Technologien und Verfahren zur Produktion von alternativen Brennstoffen und Reduktionsmitteln, die für zukünftige klimaneutrale Recycling-Verfahren unerlässlich sind.

marketSTEEL: Recycling von Elektronikschrott – wie sieht hier die Technologie aus?

Hier gibt es keine Standardverfahren. Es gibt weit über 1.000 verschiedene Elektronikschrotte und andere metallhaltige Schrotte und Reststoffe aus den Bereichen Klima- und Wärmetechnik, Bildschirme, Lampen, Weiße Ware, Haushaltsgeräte und IT-Geräte. Wir wenden pyrometallurgische und hydrometallurgische Verfahren an, die auch miteinander kombiniert werden können, um die enthaltenen Metalle aus diesen Schrotten herauszulösen.

In den vergangenen Jahren haben wir eine Anlage zum Recycling von Elektronik- und Kupferschrotten ausgeliefert und in Betrieb genommen. Die Anlage arbeitet sehr effizient und gewinnt über 98% der wichtigsten Metalle wie Kupfer, Nickel, Gold, Silber, Platin und Palladium zurück.

Mit der Aurubis AG haben wir einen Vertrag über den Bau eines Multimetall-Recyclingwerkes in den Vereinigten Staaten unterzeichnet. Dort sollen mit der Inbetriebnahme, die für das erste Halbjahr 2024 geplant ist, rund 90.000 Tonnen komplexe Recyclingmaterialien jährlich eingesetzt werden. Ein großer Teil werden Elektronikschrotte sein.  Wir setzen auf eine langfristige Partnerschaft und wollen mit Aurubis auch weitere modulare Recyclinganlagen in Europa und Nordamerika umsetzen. Der Bau von Aurubis Richmond bildet damit den Startpunkt für diese Partnerschaft im Multimetall-Recycling-Sektor – und der Erfolg des Projekts ist strategisch richtungsweisend für beide Partner.

 

marketSTEEL: Bei der zunehmenden Elektrifizierung der Mobilität werden Batterien immer wichtiger. Ist Batterie-Recycling auch für die SMS ein Thema?

Wir sind mit dem australischen Unternehmen Neometals ein Joint-Venture unter dem Namen Primobius eingegangen, mit welchem wir gemeinsam einen hydrometallurgischen Prozess entwickelt haben, um Lithium-Ionen-Batterien, die unter anderem in Autos verwendet werden, hochrein und hocheffizient zu recyceln.

Eine derartige Anlage haben wir an unserem deutschen Standort in Hilchenbach aufgebaut. Diese ist nun seit mehreren Monaten im Betrieb und wir konnten den Prozess wie auch die Leistungsparameter erfolgreich nachweisen.

Bei der Produktion von Batteriezellen ist der Ausschuss groß. Dieser kann gemeinsam mit ausgedienten Batterien komplett recycled werden. Dazu werden zunächst die Batterien zerlegt, die Zellen geschreddert und die dabei anfallende so genannte schwarze Masse separiert. Diese „black mass“ können wir in weiteren hydrometallurgischen Schritten auflösen und die einzelnen Wertstoffe wie unter anderem Lithium, Nickel und Kobalt zurückgewinnen. Dieses Verfahren verfügt dadurch über eine sehr viel höhere Recyclingquote gegenüber herkömmlichen Verfahren.

Die Anlage in Hilchenbach ist nicht nur eine Pilotanlage, sondern wird im kommerziellen Betrieb für Batterie- und Autohersteller fortgeführt. Dort werden die Chargen der einzelnen Lieferanten getrennt verarbeitet. Sie werden vorsätzlich nicht vermischt, um die Recycling-Effizienz nachzuweisen.

Das Verfahren trifft auf breites Interesse im Markt. Wir bauen eine Anlage für Mercedes-Benz in Kuppenheim in Baden-Württemberg. Aber auch in den USA gibt es Projekte.

 

marketSTEEL: Im Zusammenhang mit Circular Economy: Wie sieht es bei SMS mit dem Fachkräftemangel aus?

Wir empfinden es als Privileg und unsere Verantwortung, dass wir mit unserer Technologie einen wichtigen Beitrag für eine gute Zukunft leisten können. Das ist natürlich auch ein wichtiger Motivationsgrund für unsere Mitarbeitenden und mir liegt es sehr am Herzen, dass wir diesen Spirit auch der Jugend vermitteln können. Aber gerade für unseren stark wachsenden Recycling-Bereich suchen wir immer engagierte Expertinnen und Experten.

marketSTEEL: Herr Dahmen, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Fotos: marketSTEEL

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