Digitale Transformation in drei Schritten

Einige Branchen, unter anderem der Stahlhandel, haben den digitalen Wandel noch weitgehend vor sich und konnten oder wollten bisher kaum Schritte in Richtung Digitalisierung unternehmen. Die Gründe sind zahlreich … letztlich jedoch kein Freifahrtsschein dafür, die Hände in den Schoß zu legen und einfach abzuwarten. Um trotz oder gerade wegen der Digitalisierung erfolgreich zu sein, sollten Unternehmen in drei Stufen vorgehen: 1) Quick Wins sichern („Fail fast and fail cheap“); 2) Vielversprechende Versuche weiterverfolgen, skalieren, integrieren; 3) Langfristige Etablierung der digitalen Transformation im Unternehmen

Andere Branchen machen es erfolgreich vor

Schaut man sich die Entwicklung der letzten Jahre an, so wird einem schnell klar, dass die digitale Transformation unaufhaltsam und in einigen Bereichen bereits sehr weit vorangeschritten ist. Das sieht man unter anderem bei Medien und Retail sehr deutlich – tendenziell vor allem Produkte oder Services, die sich an Endkonsumenten richten. Weitere Branchen bewegen sich ebenfalls seit einigen Jahren immer weiter in Richtung Digitalisierung. Hierzu zählen zum Beispiel Banken und Versicherungen, wobei dabei auch das B2B-Geschäft eine zunehmend bedeutendere Rolle spielt.  Es gibt jedoch nach wie vor eine Vielzahl von Branchen, die den durchaus herausfordernden Weg der Digitalisierung noch vor sich haben. Automobilindustrie, Logistik, Materialhandel, Energie und Logistik sind nur ein paar Beispiele für Branchen mit einem verhältnismäßig niedrigen Grad der Digitalisierung. Industrie 4.0 ist hier das allseits bekannte Stichwort!

Woran hakt es aktuell?

Die Boston Consulting Group (BCG) gibt in ihrer Veröffentlichung „How to Jump-Start a Digital Transformation“ wertvolle Hinweise bzw. Handlungsempfehlungen dazu, welche Hürden aktuell bei vielen Unternehmen auf dem Weg zur Digitalisierung bestehen und wie diese überwunden werden können. Häufige Probleme scheinen – nicht sehr überraschend – fehlende Entwicklungskompetenzen bestehende, ungeeignete IT-Systeme zu sein. Eine weitere Hürde sei laut BCG der Anspruch der Unternehmen, zunächst Entscheidungen in einem großen strategischen Kontext zu betrachten und im Detail verstehen und festlegen zu wollen, wo die Reise am Ende hinführen soll oder kann. In einem digitalen Umfeld, dass sich ständig mit einer unglaublichen Geschwindigkeit weiterentwickelt, ist jedoch genau das der falsche Ansatz. Meist sind Entscheidungen schon lange wieder überholt, bevor sie sich überhaupt im Markt umsetzen lassen. So versucht man am Ende nur noch eine schon längst geführte Schlacht zu kämpfen.

„Fail fast and fail cheap“ und „trial and error“ lauten die Erfolgsrezepte in der digitalen Welt

Es gilt also die Devise, schnell und möglichst günstig zu handeln, statt zeitaufwändige Strategien zu entwickeln und kostenintensiv umzusetzen. Das heißt nichts anderes, als kleine operative Schritte direkt „quick and dirty“ umzusetzen, die Ergebnisse zu bewerten, daraus zu lernen und den Prozess immer wieder in kurzen Zyklen zu durchlaufen. Letztlich ist dies kein dummer Gedanke von BCG, nicht nur, weil erfolgreiche digitale Unternehmen – insbesondere Startups – genau nach diesem Schema vorgehen. Es ist auch so, dass man auch bei anderen unternehmerischen Entscheidungen für gewöhnlich nicht alles auf eine Karte setzt sondern das Risiko möglichst breit streut. Übertragen auf diese Situation, wäre es also mehr als fatal, monate- oder gar jahrelang eine Digitalstrategie auszuarbeiten, die am Ende auf ganzer Linie scheitert. Warum nicht lieber viele kleinere Initiativen mit einem überschaubaren (Kosten-) Aufwand ausprobieren und so direkt bei der Umsetzung zu lernen und sich kontinuierlich zu verbessern?

In drei Schritten zur Digitalen Transformation – auch im Stahlhandel!

BCG hat eine dreistufige Methodik entwickelt, die Unternehmen die digitale Transformation erleichtern soll. Da ich mit dieser Empfehlung zu 100% übereinstimme, möchte ich diese drei Punkte hier einmal hervorheben:

  1. Quick Wins erzielen! Das heißt, schnell und einfach kleinere Lösungen entwickeln und deren Akzeptanz beim Kunden bewerten.
  2. Die erfolgreichsten Lösungen weiterentwickeln, skalieren und in die Unternehmensprozesse integrieren
  3. Langfristige Etablierung der digitalen Transformation im Unternehmen

Es gibt nun einige Beispiele aus vielerlei Branchen, die sehr gut zeigen, wie dieses Vorgehen funktionieren kann. BCG geht hierauf recht ausführlich in der Studie ein. Ich möchte die Empfehlungen an dieser Stelle einmal in den Kontext „Stahlhandel“ rücken. Hier passiert ja in letzter Zeit auch schon so einiges. Nehmen wir doch Klöckner als Beispiel. Über Herrn Rühl (CEO von Klöckner) und seine Digitalstrategie wird ja sehr oft in der Presse berichtet. Die Reaktionen darauf reichen von Applaus bis hin zu Schadenfreude. Die Dreistufen-Methodik von BCG hilft vielleicht bei einer objektiven Betrachtung. Was hat Klöckner denn bisher gemacht? Es gab zum Beispiel erste Gehversuche mit einem Online-Shop in den Niederlanden, es gibt inzwischen eine Klöckner-App, eine Zusammenarbeit mit Tata zur Digitalisierung der Supply-Chain und sogar bei dem Internet-Startup Contorion bietet Klöckner nun um die 1.000 Produkte an. Das passt doch eigentlich sehr gut zu dem, was BCG empfiehlt … und zwar für den ersten der drei Schritte. Klöckner wird sich sicherlich sehr gut überlegen, welche Schritte weiterverfolgt werden sollen. Wird es der eigene Online-Shop oder doch eher der Verkauf auf einem externen Onlineshop, wie Contorion? Oder probiert Klöckner vielleicht auch einen Marktplatz wie Mapudo oder Amazon aus? Nun, wir werden es wahrscheinlich bald sehen bzw. in den Medien darüber lesen können. Genauso bleibt abzuwarten, was andere Händler unternehmen werden und welche Wege sich als erfolgreich herausstellen. Eines ist jedoch mehr als klar: Erfolgreich werden am Ende diejenigen sein, die jetzt aktiv werden und schnell und einfach Erfahrungen sammeln – inklusive Niederlagen UND Erfolgen!

Der Beitrag stammt von Martin Ballweg, Geschäftsführer der Mapudo GmbH

Allgemeiner Hinweis der Redaktion: Der Gastkommentar legt die Meinung des Autos dar und nicht notwendiger Weise die der Redaktion von marketSTEEL.

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